Die Frauen von Bramble House
und sagte zärtlich: »Wenn er ein anderer Kerl wäre und ich geglaubt hätte, daß du mit ihm glücklich bist, dann hätte ich es mir von Anfang an verkniffen. Das hätte ich bestimmt gekonnt. Ich hätte ja einfach weggehen können. Aber das hab ich nicht gemacht, und ich weiß auch, warum ich geblieben bin. Ich hab mich so oft gefragt, warum ich mir denn Hoffnungen mache und worauf, und dann ganz langsam ist es so gekommen, dieser Ausdruck in deinen Augen, und da hab ich dann halt geglaubt, es geht dir vielleicht genauso.«
Dann küßte er sie, lange und heiß und zärtlich. Und sie drückte sich gegen ihn und stammelte: »Ach, Gott! Ach, Henry! Was wird daraus werden?«
»Würdest du dich von ihm scheiden lassen?«
»Aber ja doch! Morgen, wenn es möglich wäre! Aber ich brauche dafür stichhaltige Gründe, weißt du.«
»Nun, die könnten wir ihm liefern.«
»Oh, aber das ist ja der Pferdefuß dabei. Ich bin sicher, daß er sich nie von mir scheiden lassen wird. Er wird sich festklammern, und wenn es bloß aus Gemeinheit und Rachsucht ist; ganz besonders wenn die Scheidung bedeutet, daß er aus dem Haus ausziehen muß.«
»Aber es gibt doch andere Möglichkeiten. Wenn ihr eine Zeitlang getrennt lebt, geht die Scheidung doch ganz glatt. Und ich werde warten. Ich bin es gewöhnt zu warten … wenn ich nur weiß, daß ich dich am Ende bekomme. Aber eins allerdings muß ich dir sagen: Ich glaube nicht, daß ich es ertragen kann, zweiter Mann und sein Assistent zu werden, wenn deine Großmutter sich entschließen sollte, ihn hierher zu setzen. Es würde mir dann nicht schwerfallen zu gehen.« Er strich ihr über die Wange. »Ich muß dir nämlich sagen, daß ich vor etwa einem Monat ein Angebot von Rankins bekommen habe.«
»Von Rankins?« Sie stieß sich von seiner Brust fort. »Die Leute, die uns aufkaufen wollten?«
»Genau die. Sie haben mir einen Direktionsposten angeboten, aber ich habe abgelehnt. Aber ich hab auch gehört, daß sie mit ihrem neuen Mann nicht besonders zufrieden sind. Wenn also Len wirklich den Job hier bekommt, ich kann jederzeit leicht anderswo arbeiten … Und es wären auch bloß fünf Autominuten mehr von meiner Wohnung. Außerdem ist Rankins natürlich eine Nummer größer, weißt du, als der Laden hier, und sie expandieren, also glaub bloß nicht, daß ich ganz unglücklich wäre, wenn deine Großmutter beschließen sollte, Len zu befördern. Im Grunde fände ich das gar nicht so schlecht. Vielleicht wäre er dann ja eher bereit, dich gehen zu lassen.«
»Aber der doch nicht! Oh nein, der sieht doch nur, daß die ganze Firma an mich geht, wenn der Oma was passiert. Und dann würde der uns bei einer Scheidung bis aufs Hemd ausziehen.«
»Also, Liebes, wie Barkis, hier ist auch einer, der das liebendgern für dich täte.«
Sie lachten. Dann – als wäre es immer schon so gewesen – umarmten sie sich erneut. Sie machte sich zögerlich frei und murmelte: »Ich muß wieder zurück.« Und er sagte: »Wir müssen irgendwie ein Arrangement treffen, wie wir uns sehen können. Du kennst ja mein Häuschen draußen vor der Stadt bestimmt nicht.«
»Nein.«
»Also, es liegt ein gutes Stück hinter Brampton Hill und der neuen Siedlung. Gute sieben Meilen von hier aus. Es heißt Holeman’s Rise. Ziemlich komisch für ’ne Bauernkate, wie? Sonntags werkele ich meistens im Garten herum und mach ein bißchen sauber im Haus. Ich … es war noch keiner da zu Besuch, seit Jane weg ist, und es sieht natürlich nicht so nett und sauber aus, wie es sich gehörte, aber es ist auch kein Schweinestall. Also, denkst du, du könntest es über dich bringen und da mal abends rüberkommen, oder am Sonntag?«
»Ich … ich werd’s versuchen. O ja, ich versuche es!«
Sie umarmten und küßten sich wieder. Dann murmelte Lizzie: »Ich kann es einfach nicht glauben!« Und er sagte: »Ich auch nicht. Aber es ist wahr. Es geschieht doch mit uns.«
Als er sie zu ihrem Wagen begleitete, hielten sie gebührenden Abstand von einander. »Guten Abend, Mrs. Hammond«, sagte er und schloß die Wagentür für sie. Und er lächelte höflich, während sie ihrerseits sagte: »Ebenfalls, Mr. Brooker.« Dann fuhr sie los.
Sie war wieder ein junges Mädchen. Sie war verliebt. Nein, verliebt war sie schon lange gewesen. Es war wie eine unterirdische Quellader, die plötzlich an das Licht sprudelte. Auf einmal sah das Leben für sie wieder hell und voller Glückserwartungen aus. Ja, es konnte so werden; aber ohne
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