Die Frauen von Bramble House
daß es der gleiche Mensch ist, der sich uns in der Gestalt des Mr. Andrew Jones präsentiert, der nicht nur Chef des Autosalons ist, sondern auch … die rechte Hand von Mrs. Funnell!«
»Also, das muß man ihm wirklich lassen, er hat was los. Das geb ich neidlos zu. Ihm ist es schließlich gelungen, was keiner geschafft hatte, deiner Großmutter die Idee schmackhaft zu machen, daß es sich lohnen könnte, den vorderen Hof sonntags für einen Gebrauchtwagenmarkt zu verwenden.«
»Schön. Aber es war doch ursprünglich deine Idee, oder? Du dachtest, sie würde nie zustimmen. Aber dann hast du bei ihr durchsetzen müssen, daß die Leute, die da arbeiten, ihre Feiertagszulage bekamen.«
»Das spielt keine Rolle, Liebes; durchgeboxt hat er die Sache.«
»Aber du hast die Fahrschule aufgebaut.«
Er lachte. »Sicher, hab ich. Aber er hat mich übertrumpft mit der Waschanlage.«
»Meine Güte, ja.« Sie nickte. »Und was die gekostet hat! Ehrlich, es macht mich ganz wild, wenn ich dran denke, daß die Uralte sich fast so verrückt mit ihm aufführt wie er mit dem Kind. Und da ist Peggy, und sie könnte fast eine beliebige und bedeutungslose Außenstehende sein. In diesem Haus hörst du von der Alten immer nur: Andrew dies und Andrew das … Und von Andrew hörst du andauernd: Und was hält Mrs. Funnell davon? Oh, der weiß, wo sein Hafer wächst, der Junge. Das ist mir zum erstenmal bei Lens Beerdigung klargeworden, als ich denen über uns Bescheid gesagt habe. Damals hat das Maschinchen in seinem Kopf zu ticken angefangen … Als nächstes versucht er bestimmt, sich deine Stellung zu angeln, du wirst schon sehen.«
»Nun, deswegen lasse ich mir keine grauen Haare wachsen, Liebes. Ich weiß, ich könnte immer noch bei Rankins einsteigen. Der ist auch Rotarier, weißt du, ich meine der oberste Boß dort. Eigentlich sollen wir einander ja nicht in geschäftlichen Angelegenheiten helfen, wie?« Er schnitt eine Grimasse. »Aber ich weiß, daß er mich gern in seinem Team haben würde. Also, was immer Mr. Jones noch aus dem Ärmel zaubern will, er tut es bestimmt in der nächsten Zeit, und es wird mir nicht das geringste ausmachen.«
»Du bist wunderbar. Weißt du das?«
»Vorsicht! Vorsicht! Sonst fängt die Marionette gleich an zu tanzen.« Er schob den Karton auf dem Tisch weiter weg, legte Lizzie den Arm auf die Schulter und sah ihr tief in die Augen. »Ich mach mir überhaupt keine Sorgen. Um nichts. Ich hab dich, und das ist alles, was zählt. Du hast mir ein Glück geschenkt, wie ich es nie mehr in dieser Welt zu erleben erwartet hätte, und du hast mir jeden Tag mehr und neue Freude geschenkt.«
Sie legte ihm die Finger auf die Stirn und streichelte die fünf Zentimeter lange Narbe, die bis hinter das Ohr reichte. Und dabei dachte sie – und nicht zum ersten Mal – daran, daß er für seine Glückseligkeit beinahe einen zu hohen Preis hätte zahlen sollen. Er bezahlte ja immer noch mit heftigen Kopfschmerzen, aber es hätte noch schlimmer kommen können.
Nach der ersten Operation waren zwei weitere nötig geworden, und er hatte zwei Monate lang im Krankenhaus bleiben müssen. Alles in allem hatte es vier Monate gedauert, bevor er wieder in den Betrieb zurückkehren konnte. Und da war Andrew Jones ihm bereits als sein Verkaufsassistent »zugeteilt« worden. Mehr noch, Andrews Kunstwerke hingen an jeder verfügbaren freien Stelle an den Wänden und waren zwischen den Ausstellungswagen auf Malerstaffeleien plaziert. Außerdem stand ihm ein eigenes Auto zur Verfügung.
Und im Haus genoß er jetzt einen opulenten Lebensstil und speiste und trank, wie es sich nicht einmal Großvater Funnell gegönnt hätte. Und alles bezahlt von Großvater Funnells Witwe, die allem Anschein nach durch diesen smarten jungen glattzüngigen Mr. Jones regelrecht verjüngt wirkte.
»So, und jetzt los, Frau. Bist du fertig? Du nimmst die Puppen, ich den Karton. Bist du sicher, daß alles reingepackt ist? Denk an letztes Weihnachten, als du die Geschenke für deine Mutter vergessen hast und wir wieder heimsausen mußten, um sie zu holen, und es schneite wie irre.« Er sah sie fest an: »Ach, und bitte denk dran, wir bleiben nicht lang. Wir müssen uns schließlich um unsern eignen Weihnachtsbaum kümmern. Außerdem beabsichtige ich, mich heut abend zu betrinken.«
»Das tust du nicht.«
»Wir werden uns alle beide besaufen.«
»Das werden wir nicht tun.«
»Nein? Schön, dann eben nicht. Wir werden ja sehen. Abwarten
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