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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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ertasten, durch das Gehölz davon …
    Andrew kam gegen halb zehn zurück. Er wirkte sehr gelöst und war ausgesprochen redselig, bis ihm auffiel, daß sie ihm eigentlich nicht zuhörte.
    »Was ist denn los? Was hast du denn?« fragte er.
    »Nichts hab ich.« Doch dann widersprach sie sich sofort. »Doch, ja, eine ganze Menge ist los.« Und dann erzählte sie es ihm doch und sagte abschließend: »Aber eins ist mal ganz sicher: Wir werden nicht da rüberziehen und dort wohnen. Hast du mich verstanden?«
    »Aber …«
    »Nichts mit aber, Andrew Jones. Wir werden nicht da rüberziehen, und basta!«
    »Du redest ja ganz schön entschlossen, so ganz urplötzlich, wie?«
    »Genau. Und so wird es auch von jetzt an bleiben.«
     
    Drei Monate später heiratete Lizzie Henry Brooker, und Peggy und Andrew zogen ins Haupthaus hinüber. Oder, besser gesagt, Andrew wurde von der Urgroßmutter hinübergelockt und Peggy blieb nichts weiter übrig, als ihm zu folgen.
    Und im Dezember 1968 brachte Peggy in dem Zimmer, das einst das Schlafzimmer ihrer Eltern gewesen war, ihre Tochter zur Welt.
    Wenige Minuten nach der Abnabelung wurde das Kind, das den Namen Emma erhalten sollte, seinem Vater in die Arme gelegt, weil die Kindsmutter zu geschwächt war, es zu halten. Die dreißigstündigen Geburtswehen hatten sie sehr mitgenommen. Andrew kümmerte in diesem Augenblick der Zustand seiner Frau allerdings recht wenig, denn er war von einem Gefühl überwältigt, das sich nur als Ekstase beschreiben ließ: Er hielt da etwas in seinen Armen, das sein Werk war. Er sagte ständig zu sich: Das da, dieses kleine Ding, das habe ich gemacht, dieses strampelnde, lebendige kleine wunderschöne Ding da, mit dem Schopf von Haaren, die fast so schwarz waren wie seine eigenen, und dessen Gesichtchen so ganz seine eigenen Züge aufwies, abgesehen vielleicht von dem kleinen Mund, der wie eine zarte Rosenknospe aussah. Er hatte noch nie etwas in seinem Leben sein eigen genannt, und er hatte auch nicht gewußt, was Liebe ist, bis zu diesem Augenblick jetzt, und nun gehörte ihm dies hier, sein Baby, dieser Winzling von einem Mädchen. Und er hatte sie gemacht. Sie gehörte ihm, und sie würde ihm immer gehören.
    Ja. Immer!

ZWEITER TEIL:1973

1. Kapitel
    »Ich finde sie wunderschön, Henry, ganz bezaubernd. Weißt du, es geht mir ganz gegen den Strich, sie wegzugeben, wenn es nicht Emma wäre, die sie bekommt. Weißt du, du bist wirklich sehr geschickt.«
    Lizzie nahm die an den Griffen befestigten Fäden auf und begann mit der großen, wunderschön gekleideten Cinderella-Marionette zu spielen. »Setz dich in Bewegung, holder Prinz!« sagte sie.
    Henry nahm die Fäden einer anderen Puppe auf, und dann schritt der schöne Prinz auf Aschenputtel zu und verbeugte sich tief aus der Hüfte vor ihr.
    Als Lizzie einen Knicks versuchte, gerieten ihr Cinderellas Beine durcheinander, und sie fing an zu lachen. Dann legte sie die Marionette weg. »Aber weißt du, von allen drei gefällt mir am besten Buttons, glaube ich. Der rührt einen so richtig. Und bald wird sie eine ganze Sammlung haben … die Sieben Zwerge und Jack dem Riesentöter …«
    »Ach was.« Henry wickelte die Marionette behutsam in Weihnachtspapier und legte sie wieder in ihre Schachteln. »Es wird genauso kommen wie letztes Jahr. Der Herr des Hauses hat für sie bestimmt wieder so viel gekauft, daß alle anderen Geschenke daneben verblassen werden.« Er blickte zu Lizzie empor. »Hast du so was jemals erlebt, daß jemand mit einer derartigen Affenliebe an seinem Kind hängt wie er?«
    »Nein. Nie. Wenn Peggy von ihrem Vater nur ein Zehntel davon gekriegt hätte, sie hätte eine glückliche Kindheit erlebt. Aber die Sache hat auch noch eine andere Seite, glaube ich, und man kann des Guten auch zuviel tun. Mir scheint, er beansprucht die ganze Zeit die Kleine für sich, und ich glaube, das paßt Peggy nicht. Sie sagt zwar nichts, aber du kennst ja Peggy. Von wegen, plötzlich zur Reife gezwungen: In einem Monat wird sie erst zweiundzwanzig, und da steht sie und trägt die Verantwortung für die ganze Kaserne, und meine Mutter jammert immer weiter hypochondrisch vor sich hin, und die Urgroßmutter … die ist bald achtzig und führt sich unverantwortlich und kindisch auf. Ehrlich, Henry, wenn ich zurückdenke, wie ich Andrew Jones zum erstenmal gesehen habe, in dieser verkommenen Wohnküche, diesen kümmerlichen dürren Jungen, an dem so gar nichts beeindruckend war, dann kann ich’s kaum glauben,

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