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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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und schaute zu ihrer Enkeltochter hinab. »Und nicht nur in dem neuen Kleid, Kind; du bist überhaupt eine ganz bezaubernde junge Frau. Keiner in der ganzen Familie sieht so gut aus wie du. Ich glaube, Emma wird dir nachschlagen. Von ihm hat sie nur die Haare, mehr nicht. Die Hauptsache ist, daß sie deinen Charakter geerbt hat. Du kennst den Spruch ›Hübsch ist, wer gefällt‹, das gilt für die Männer, aber ›Schön ist nur die Schönheit‹, und das trifft auf die Frauen zu. Und letzten Endes zählt überhaupt nur der Charakter.« Sie wandte sich ab und trat an den Kamin. Dort stand sie wie ein reumütiges Kind mit auf dem Unterleib verschränkten Fingern und starrte ins Feuer. »Ich habe mein Leben verpatzt und auch das andrer um mich herum, besonders das von meinem Mann. Und ich gebe mir selbst die Schuld daran. Aber wenn ich dann manchmal so nachdenke und mich frage, wieso ich so geworden bin, dann brauche ich nicht lang nach der Antwort zu suchen. Es ist traurig, weißt du …« Sie wandte sich jetzt wieder zu Peggy um. »Es ist traurig, wenn eine Mutter ihre Tochter in den Schatten stellt, wenn sie es so deutlich darauf abgesehen hat, ihren Schwiegersohn zu bezirzen. Also ist mir kein Ausweg geblieben, Arthur an mich zu binden, als die völlige Abhängigkeit von ihm.«
    »Ach, Oma, Oma!« Peggy schlang die Arme um die alte Frau, und beide hielten sich aneinander fest. Peggys Stimme klang brüchig, als sie sagte: »Aber warum hast du denn nie über das gesprochen? Du hättest doch mit Mam drüber reden können. Wieso hast du das nicht?«
    »Ja, das ist komisch, Liebes, was? Aber ich konnte nie mit Lizzie über sowas sprechen, nicht zu meiner eignen Tochter. Ich glaube, zum Teil kommt es daher, weil ich wußte, daß sie mich nie wirklich geliebt hat. Außerdem habe ich mich auch ihr gegenüber immer irgendwie unterlegen gefühlt, wenn du mich verstehst: Lizzie ist klug und gescheit, und ich war das nie.«
    »Oma, aber ich liebe dich, ich liebe dich wirklich.« Und Peggy wußte, es war die Wahrheit, auch wenn es ihr erst jetzt in diesem Augenblick der plötzlichen Offenbarung bewußt geworden war.
    Und dann weinten alle beide und sanken festumschlungen auf das Sofa. Wenig später verwandelten sich die Tränen in Gelächter, bis Victoria sich die Augen wischte und sagte: »Weißt du was, Mädchen? Ich glaub, das ist der glücklichste Augenblick in meinem Leben.«
    »Aber, Omi, Omi! Aber auch ich will dir was sagen, wenn das wirklich so ist, dann werden wir zwei noch viele glückliche Augenblicke miteinander haben, weil ich das Gefühl habe, als hätte ich dich gerade eben erst entdeckt, und mir tut meine Mutter leid, daß sie das nie erlebt hat.«
    »Nein, Liebes, deine Mutter hat nie zu mir gefunden. Nein. Es ist schon seltsam, wie Menschen nebeneinander durchs Leben gehen, ohne sich je wirklich zu begegnen. Da lebt man in dem selben Haus, sitzt an einem Tisch und ist, wie Lizzie, sogar ein Stück von mir. Und trotzdem, wie du sagst, sie hat nie zu mir gefunden. Ach, meine liebe kleine Peggy! Weißt du, ich glaube, ich werde heut nacht keine Tabletten nehmen müssen, und morgen vielleicht auch nicht.«
    Und wieder fielen sie einander lachend in die Arme. Dann sagte Victoria mit fester Stimme: »Er müßte allmählich aufbrechen, wenn er nicht schon weg ist. Also, geh rauf, erledige deine Mutterpflichten und überlaß den Rest dann mir.«
    Peggy fügte sich, und spontan nahm sie das Gesicht ihrer Großmutter zwischen beide Hände und küßte sie zärtlich. Dann stiegen sie gemeinsam die Treppe nach oben.
     
    »Ob du zu uns rüberkommen darfst, um den Rutsch ins neue Jahr mit uns zu feiern? Kindchen, du kannst deine sieben Zwetschgen rüberbringen und für immer hierbleiben.«
    »Nein, das kann sie nicht! Ich will nicht noch ein Weib in diesem Haus haben. Es reicht jetzt schon!« Und May beugte sich aus dem Sessel und streichelte die Katze und ihr Junges, die auf dem Teppich vor dem lodernden Kohlenfeuer im Kamin lagen. »Hier einfach rüberkommen und hier wohnen und mir das ganze Haus entreißen? Ha!«
    »Aber laß sie doch wenigstens vorläufig rüberziehen, Mam, während ich fort bin. Sie kann ja mein Zimmer nehmen, und ihr könnt unter euch ausmachen, wieviel du von ihr dafür nehmen willst.«
    »Was sie dafür nehmen will?« Frank Conway schoß seinen Sohn an. »Was von ihr verlangen? Weißt du, du bist ein ziemlich mieser Sproß meiner Lenden. Du denkst an nichts weiter als an deine Geliebte da oben.

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