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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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großartig losgeht. London ist nur der Anfang. Und nichts darf dir dabei hinderlich sein …«
    »Jetzt hör mir mal zu, Peggy. Ich liebe meine Musik, aber ich kann dir eins sagen, sie kommt erst an zweiter Stelle in meinem Leben. Ich glaube, ich habe mich nur so auf sie konzentriert, weil du ihn geheiratet hast. Ja, ich bin mir ziemlich sicher, daß es das war. Wahrscheinlich hätte ich es sonst aufgegeben und wäre wieder zu meinem Gezupfe zurückgekehrt.«
    »Nie. Niemals!«
    »Na ja, wie auch immer; aber egal, was mit meiner Musikerkarriere wird, du hast immer Vorrang. Wo ich sein werde und was ich tun werde, du kommst immer zuerst. Bitte denk immer daran, ja? Ich bin weder so hübsch noch so stattlich wie er, ich bin bloß einsfünfundsechzig, und später werde ich wahrscheinlich mal feist sein, denn wie meine Mam sagt, ich bin meinem Großvater sehr ähnlich. Aber wenn es um meine Gefühle für dich geht, dann werde ich zum Herkules und denke, ich kann die Welt aus den Angeln heben.«
    »Ach, Charlie.« Sie lachte leise. »Du hast schon immer so blumig geredet. Das kommt davon, wenn einer so viele Gedichte liest. Weißt du, das Bändchen mit den Ausgewählten Gedichten habe ich immer noch, das du mir zu meinem zwölften Geburtstag geschenkt hast. Liest du noch viel Lyrik?«
    »Nur noch selten. Meine Ukulele nimmt mich fast die ganze Zeit in Anspruch, wie du ja weißt.«
    »Dein hawaiianischer Zupffloh?« Und wieder lachten sie alle beide. »Oh, Charlie!«
    »Ja, Peggy?«
    »Ich mag deine Mutter schrecklich gern. Eigentlich könnte man sagen, ich liebe sie. Irgendwie war sie immer für mich da, und ich konnte zu ihr kommen und mich ausjammern. Und ich weiß, sie mag mich auch. Aber ich weiß nicht, wie lange ihre Güte es durchhalten würde, wenn sie begreift, daß ich sozusagen der Anlaß bin, daß … also, daß du nicht heiraten willst. Du darfst ihr nichts davon sagen, was hier passiert ist. Und ich müßte eigentlich auch sagen, daß ich es auch vergessen werde, aber das kann ich nicht. Es wird mich stark machen, damit ich weitermachen kann. Aber ganz ernsthaft, Charlie, und ich meine das wirklich so, du mußt dir ein eigenes Leben aufbauen, und du mußt heiraten, denn ich werde da in diesem Haus festsitzen, bis Emma alt genug ist, sich um sich selber zu kümmern. Ich kann nur sagen, Gott helfe mir in den Jahren bis dahin, denn es wird einen erbitterten Kampf geben, und ich weiß nicht, ob ich stark genug sein werde, oder geschickt genug, das durchzuhalten. Eins allerdings ist ganz sicher, Charlie, daß ich das Kind nicht preisgeben, sie nicht ihm überlassen werde.«
    Der Wind war inzwischen beinahe eisig geworden; er schoß bis zu ihren Füßen hinab und peitschte alles lose Laub auf. Einige Minuten lang war nur sein Brausen vernehmbar. Dann sagte Charlie: »Mach dir mal keine Sorgen, jedenfalls nicht um mich. Ich weiß nämlich, was ich demnächst mache. Aber, Peggy, komm, komm, jetzt wein doch nicht. Bitte! Ich kann es nicht ertragen, wenn du weinst. Hör zu, ich verspreche dir was: Ich werde Kitty McKenna bestimmt nicht heiraten, nicht mal, wenn sie mir noch eine Krawatte schenkt.«
    »Ach, Charlie, Charlie! Aber trotzdem macht es mir Kummer, wenn ich mir vorstelle, daß du einfach geduldig warten willst. Denn das taugt nichts. Bis Emma soweit ist, daß sie heiraten kann, gehe ich auf die vierzig zu, und das ist ein ganzes Leben. Auch dein Leben. Und weißt du noch was? Ich bin älter als du. Zweieinhalb Monate.«
    »Stimmt. Und jetzt laß du mich dir was sagen: Vor vielen Jahren habe ich mich entschlossen, nie eine Frau zu heiraten, die älter ist als ich. Du siehst also, du brauchst dir gar keine Sorgen zu machen. Ach, Peggy, Peggy!« Und wieder umklammerten sie einander. Aber diesmal machte sie sich hastig frei und sagte rasch: »Ich muß jetzt gehen. Aber ich bereue das hier nicht, Charlie. Nein, ganz und gar nicht. Es wird etwas für mich sein, woran ich mich festhalten kann.« Aber sie setzte nicht hinzu: Auch, daß ich weiß, daß du auf mich warten wirst. Wie sie Charlie kannte, wußte sie, er würde warten und gegen alle Hoffnung hoffen. Sie hatte ihm gesagt, daß er heiraten müsse, aber das war nur seiner Mutter zuliebe gesagt gewesen, damit May keinen Kummer mit ihm hatte. Aber sollte Charlie tatsächlich eines Tages vor sie hintreten und sagen, er werde demnächst die und die heiraten, das würde sie sicherlich völlig zerschmettern. Er war alles, worauf sie hoffen und warten konnte. Das

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