Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
Vom Netzwerk:
Noch zwei Worte, und ich schleppe mich da hinauf und verpaß deiner Ukulele eine Ohrfeige.«
    Sie lachten jetzt alle schallend, und May fiel gegen Peggy und sprudelte: »Lach nicht, ich bin fast gestorben. Eins von den kessen Äffchen weiter drunten in der Straße hat ihm neulich nachgerufen.« May wies auf Charlie. »He, Mister, spiel uns doch was auf deiner Ukulele! Also das ist es jetzt, was er spielt, einen hawaiianischen Zupffloh!«
    Peggy blickte von einem Gesicht zum anderen. Zwischen diesen drei Menschen herrschte so viel Liebe und Vertrauen und Verständnis, daß es ihr fast weh tat.
    »Ich brauche nicht lang zu bleiben«, sagte sie, »denn wie ich meine Großmutter kenne, schläft sie bestimmt ein.«
    Aber im selben Moment wußte sie, daß Victoria eben nicht einschlafen würde; nicht heute nacht. Die arme Oma. Plötzlich verspürte Peggy den Drang, nach drüben ins Haus zurück zu eilen und die alte Frau wieder in den Arm zu nehmen und zu ihr zu sagen: Ich werde es an dir wieder gutmachen, die ganze Liebe, die ich nicht aus mir herausgelassen habe, und die ganze Liebe, die du im Leben nicht bekommen hast.
    May sagte gerade: »Es ist das erste Mal seit Jahren, daß Lucy und Jim und die Kleinen nicht zu Silvester bei uns sind. Aber sie ist wieder kurz davor, und es geht ihr nicht so gut. Ich bin grad zurück von ihr. Heiliger Himmel! Ich werde bald zum fünften Mal Großmutter! Und dann wird es gar nicht lang dauern, bis Susan heiratet, und dann werde ich auch noch zur Urgroßmutter! Also, es würde mir gar nicht passen, wenn ich die Urgroßmutter spielen soll!«
    »Du siehst jetzt schon aus wie eine. Außerdem, red keinen Stuß, Weib! Susan ist grad sieben geworden, und in zehn Jahren schieb ich dich schon längst im Rollstuhl rum.«
    Frank hatte beim Reden den Arm um Mays Schultern gelegt und sie an sich gedrückt, und Peggy bekam plötzlich das Gefühl, dieser Familienszene entrinnen zu müssen, wenn sie nicht in Tränen ausbrechen wollte. Sie stand auf. »Also, wir sehen uns dann … das heißt, falls einer von euch dann noch nüchtern genug ist, mich zu sehen.«
    »Noch so ein kesses Äffchen, und sie behauptet, wir trinken!« Frank stand auf, stemmte eine Hand in die Hüfte und reckte sich indigniert hoch, dann stolzierte er auf Peggy zu und sagte: »Über meine Lippen kommt nichts Alkoholisches, außer einem Gläschen Kochsherry!«
    »Schieb dein Gestell aus dem Weg, du Mammut!« Charlie schubste seinen Vater beiseite. »Komm, Peggy, ich bring dich rüber.«
    Während er ihr im Flur in den Mantel half, hörten sie May laut brüllen: »Um halb zwölf fängt das Programm an, mit dem spanischen Fandango!«
    Draußen auf dem Gartenweg schob Charlie ihr den Arm unter und sagte: »Sie wird von Jahr zu Jahr dämlicher, je älter sie wird.« Aber er sagte es mit soviel Zärtlichkeit, daß man es eigentlich so verstehen mußte, als hätte er gesagt: »Ist sie nicht wunderbar!«
    Peggy stolperte an der Kante des Betonplattenwegs, und sofort richtete er den Strahl seiner Taschenlampe nach unten, und im gleichen Moment drückte er ihren Arm fester an sich, und so gingen sie dann weiter, bis sie im Wäldchen waren, und dort wurden ihre Schritte immer langsamer, und Charlie fragte: »Wo ist er denn heut abend hin?«
    Das war die erste fragende Andeutung, die einer von ihren Freunden an diesem Abend gemacht hatte, weshalb sie gefragt hatte, ob sie die Silvesternacht bei ihnen verbringen dürfe. »Manche Männer sind so, glaub ich.« Mehr wußte sie nicht als Antwort.
    »Ja. Ja, wahrscheinlich. So eine richtige Männerfete. Er ist jetzt ja ein wichtiger Mann. Oder hält sich jedenfalls dafür. Wie geht’s denn so mit euch?«
    »Ach, wie gewohnt. Nur …« Sie blieb stehen und wandte sich ihm zu, konnte aber in der Finsternis sein Gesicht nicht sehen, und dies verlieh ihr den Mut zu sagen: »Ich hab Angst, Charlie. Es ist wegen der Kleinen. Er frißt sie fast auf. Jede Minute, die er hier ist, läßt er sie kaum aus den Augen.«
    Es dauerte einen Moment, bevor er eine Antwort fand. »Ja, aber das ist doch irgendwie verständlich. Schließlich ist sie ja sein kleines Mädchen. Seine Tochter.«
    »Ja, Charlie, irgendwie, ja. Aber – da kommt noch was anderes dazu.«
    »Was denn anderes?«
    »Ach …« Sie machte unruhige Bewegungen und trat mit dem Fuß gegen das trockene frostige Laub. »Ich … ich kann’s nicht erklären.« Und dann wurde ihre Stimme wieder fröhlich. »Aber heute ist was sehr Schönes passiert,

Weitere Kostenlose Bücher