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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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von einem Einbruch im Schacht. Ich hätte was Besseres von ihr verdient als das. Meinen Sie nicht auch, Missis?«
    »Ich bin von Rosie höchst überrascht. Sie … sie wirkte doch immer so … so fürsorglich, meine ich.« Was sie meinte, war, daß Rosie ihnen allen im Haus stets als so lieb und fürsorglich erschienen war. Aber sie konnte sich auch in etwa vorstellen, was es bedeuten mußte, den Mann da zu versorgen, den sie vor sich sah. Sie fragte behutsam: »Ist sie sehr weit weg?«
    »Das dürfen Sie mich nicht fragen, Missis; ich weiß bloß, daß sie abends, wenn sie verschwunden ist, immer hier um halb sieben abgehauen ist, und es war schon ein Glück, wenn sie um halb zwölf da wieder durch die Tür heimkam.«
    »Vielleicht war sie ja in ihrem Pub. Anscheinend ging sie gern in ein ganz bestimmtes.«
    »Ins Pub? Im ›Boar’s Head‹ hat man sie seit Wochen nicht mehr gesehen. Ach, wenn ich dran denke, was für ein schlaues hinterhältiges Weibsstück sie ist! Da!« Er deutete auf den Tisch. »Sie hat mir einen Brief hinterlassen. Sie sagt, es geht schließlich um ihr Leben, und daß sie das Recht auf ein wenig Glück hätte. Ha! Glück! Wollen Sie wissen, was ich der wünsche? Ich hoffe, ihr Kerl ist einer von den Typen, die eine Frau richtig fertigmachen und sie dann zum Teufel jagen.«
    »Sagen Sie doch so was nicht … Sie ist doch solch ein lieber Mensch.«
    »Ach? Na, freut mich, daß Sie diesen Eindruck von ihr hatten, Missis.«
    »Aber ich denke doch, daß auch Sie das bis vor kurzem gefunden haben.«
    »Sie hat mir bloß zurückgezahlt, was ich für sie getan habe, und das ist noch lang nicht abgezahlt.«
    »Manchmal erwarten Menschen auch einfach zu viel.«
    »Hah! Ist ja klar, auf welcher Seite Sie stehen. Also, guten Tag, Missis.«
    »Auch Ihnen einen guten Tag.«
    Sie wandte ihm den Rücken zu, ging aus dem Zimmer, durch den Flur, riß die Tür auf und kümmerte sich in ihrem Zorn nicht darum, sie hinter sich zu schließen.
    Der Wagen fuhr nicht langsam an, er machte einen Satz. Kein Wunder, daß Rosie gegangen war. Dieser Kerl! Aber wieso hatte sie nichts gesagt? Warum hatte sie sich ihr nicht anvertraut? Sie hätte es doch verstanden.
    Als sie ins Haus trat, kam Mrs. Funnell gerade die Treppe ins Foyer herab. »Was soll das, was ich da höre? Rosie ist gegangen?«
    »Ja, sie ist weg, Urgroßmama.«
    »Was? Und ohne zu kündigen?«
    »Sie wurde wöchentlich bezahlt. Sie schuldet mir nichts.«
    »Das denkst du! Sie schuldet uns Achtung und Höflichkeit; schließlich war sie ja nur ein Dienstbote, eine Hausangestellte, sie hätte uns um ihre Entlassung bitten müssen.«
    Dann stakte Mrs. Funnell hinter Peggy her in die Küche und nörgelte die ganze Zeit weiter: »Es wird alles immer schlimmer! Die Leute wissen nicht mehr, wo ihr Platz ist. Wie ist denn ihr Bruder?«
    Aber nicht nur Mrs. Funnell war erregt. Victoria war es ebenfalls. Und auch Peggy selbst, als sie jetzt zu der alten Frau herumfuhr und sie anschrie: »Er ist genau wie all die anderen Männer seiner Sorte, nichts als ein großes Maul, das ständig jammert: Ich, ich, ich will das und das! Und bei Gott, er ist nicht der einzige. Nein, wirklich, er ist nicht der einzige! Und weißt du, was ich mit solchen Kerlen machen könnte? Ich würde sie am liebsten in ihren verdammten Arsch treten, und dann möchte ich ihre blöden Nasen gegen einen Spiegel drücken, bis sie sich so sehen, wie sie wirklich sind! Aber wir wollen fair bleiben. Oh, ja doch, laß uns fair bleiben! Denn sie haben keineswegs das Privileg, egozentrisch zu sein, nicht wahr, Urgroßmama? Oder?«
    »Peggy! Peggy!« Victoria umarmte sie. »Sei still! Sei doch still! Ganz ruhig! Still!« Und Victoria zerrte sie von der empörten Alten weg, die ganz geschockt wirkte. Und als sie im Salon waren, sagte Victoria: »So, jetzt setz dich erst mal hin, Kindchen, und beruhige dich.«
    Peggy setzte sich. Sie bebte noch vor Empörung, aber als sie dann zur Großmutter aufblickte, sah sie, daß es auch diese nur so schüttelte – aber vor unterdrücktem Gelächter. Und als Victoria die Hand auf den Mund preßte und sich fast auf die Couch warf, sagte Peggy einigermaßen entrüstet: »Du findest das komisch, Oma?«
    Victoria gluckste und atmete heftig schnüffelnd durch die Nase. »Nein, das Gesicht meiner Mutter! Das muß die größte Überraschung ihres Lebens gewesen sein, ganz bestimmt. Und daß du unfeine Worte gebraucht hast! Ich habe dich noch nie fluchen hören, solang ich

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