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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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wußte er zwar nicht, und er durfte es auch nicht erfahren, aber so war es trotzdem.
    »Ein glückliches neues Jahr, Darling.« Da, sie hatte ihn »Liebster« genannt!
    Und er reagierte nicht mit einem Kosewort, sondern preßte sie nur noch heftiger an sich und sagte wieder: »Ach, Peggy! Peggy!« Und dann: »Auf ein glückliches neues Jahr, wenn es denn kommt.«

3. Kapitel
    Rosie Milburn hielt nicht nur das Haus makellos sauber, sondern war auch noch eine gute Köchin und ein richtiger Spaßvogel. Kurz, Rosie war ein Schatz, und sie hatte eine ungewohnte Heiterkeit in das Haus gebracht. Sie summte bei der Arbeit vor sich hin, und wenn man an ihr vorbeikam, während sie auf den Knien lag und die Dielen bohnerte oder klatschend Teig knetete – sie buk das Brot für sie alle selbst –, ließ sie meist eine witzige Bemerkung fallen.
    Kurz und gut, Rosie Milburn war eine angenehme Frau, ja, das war sie. Victoria war hellauf begeistert von ihr; und was Mrs. Funnell betraf, so wagte sie es sogar, am Lack der alten Lady zu kratzen. »Was machen Ihre Holzbeine heute früh? Passen Sie auf die Splitter auf!« sagte sie etwa zu ihr.
    Mrs. Funnell hatte sie an diese neue Art der Begrüßung gewöhnt, doch sie äußerte sich nicht, ob sie sie mochte oder nicht. Was den Herrn des Hauses anging, so neckte Rosie auch ihn gern. »Macht Platz für den Lord Mayor!« rief sie einmal auf den Stufen vor der Haustür und schob den Eimer beiseite, und er beugte sich zu ihr hinab und sagte: »So manche Wahrheit kommt oft als Witz daher, Rosie.« Worauf sie blitzschnell reagierte: »Ja, Mr. Jones, aber wer auf Roßhaarsesseln thront, riskiert im allgemeinen, daß ihn der Podex juckt.« Und er erwiderte das mit einem Knuff hinter Rosies Ohr, und dann lachten beide.
    Ja, Rosie hatte einen neuen leichten, heiteren Ton ins Haus gebracht. Peggy war sich natürlich darüber im klaren, daß viele der witzigen Sprüche Rosies etwas abgetragen und fadenscheinig waren – man hatte derlei schon viel zu oft gehört –, doch wie sagt der Komödiant, es kommt nicht darauf an, was man erzählt, sondern wie man es bringt und wie es gefällt. Und das beherrschte Rosie nun wirklich. Und anscheinend hatte sie auch nach der Tagesarbeit ihren Spaß. Sie trug ihre Witwenschaft nicht grämlich wie eine Bürde, und soweit Peggy erraten konnte, hatte sie sogar ihr Lieblings-Pub.
    Und Klein-Emma … Emma liebte Rosie. »Mammy, Rosie war wieder mal irre komisch! Sie hat mir ein komisches Gedicht aufgesagt mit einem Spuckenden Englein.«
    »Engel spucken nicht.«
    »O doch, die von Rosie spucken.«
    Ja, wahrhaftig, Rosies Engel konnten spucken und spotten. Sie war wirklich enorm geschickt mit Witzen und Worten.
    Und so ging alles für mehr als zwei Jahre gut, zumindest was den Routineablauf im Haus betraf. Doch dann, urplötzlich, wirkte Rosie gar nicht mehr so fröhlich. Ihr Lachen klang gezwungen, und wenn man ihr begegnete, machte sie kaum noch witzige Bemerkungen. Schließlich konnte Peggy nicht anders und mußte nach dem Grund fragen. »Stimmt was nicht, Rosie? Geht es Ihnen nicht gut?« Und Rosie hatte mit einer irgendwie schleppenden Stimme geantwortet: »Ach, ich bin ganz in Ordnung, Mrs. Jones. Ich mach mir bloß so’n bißchen Sorgen wegen meinem Bruder. Dem geht’s nicht so doll in der letzten Zeit.«
    Also, das war es. Sie hatte Sorgen mit ihrem Bruder.
    Und dann kam der Montagmorgen. Die Großmutter war in der Waschküche wie üblich und sortierte die Schmutzwäsche. Peggy war gerade zurück, nachdem sie Emma zur Schule gebracht hatte. Das immerhin konnte Andrew ihr nicht nehmen, denn er mußte um acht in der Firma sein, und Emmas Schule begann erst um neun. Peggy hatte aus dem Drahtkorb an der Vordertür die Post geholt und auf dem Weg in die Küche den Mantel auf einen Stuhl gelegt. Dann rief ihre Mutter aus der Waschküche: »Bist du es, Liebes?« Und sie antwortete: »Ja. Ist Rosie denn noch nicht da?« Und Victoria kam an den Durchgang zur Küche. »Nein, sie ist nicht erschienen. Merkwürdig, wie? Man möchte doch annehmen, daß sie wenn sie nicht kommen kann, uns ein Wörtchen gesagt hätte.«
    Peggy setzte sich an den Küchentisch und nahm sich die Post vor. Es waren drei Briefe und eine Stromrechnung, adressiert an Mrs. Emma Funnell, drei Postwurfsendungen und – sie nahm den letzten Brief – ein billiges blaues Kuvert, das an sie selbst adressiert war, nicht an Mrs. Margaret Jones, sondern an Mrs. Peggy Jones. Aber wer außerhalb

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