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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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und jubelte: »Mammy, schau mal, ich habe einen Preis gewonnen für Vorlesen!« Sie hielt ihr einen schwarzen Karton mit einem silbernen Stern entgegen. Aber als ihre Mutter keine Anstrengungen unternahm, den Zettel entgegenzunehmen oder lautstark Entzücken und Lob zu äußern, blickte das Kind verstört zu ihr herauf und fragte: »Mammy?«
    »Ach ja. Ja, Liebes. Das war aber gescheit von dir. Steig ein.« Sie hielt ihr die Tür auf, dann setzte sie sich ans Steuer und fuhr los.
    »Und was hast du denn aufgesagt«, zwang sie sich zu fragen.
    »Das über Pooh-Bär, und dann habe ich eben so’n Geräusch gemacht wie Iieearrch, und alle haben gelacht … Hast du Kopfweh, Mammy?«
    »Nein. Nein, meine Kleine, nein, ich habe keine Kopfschmerzen.« Sie würde das Kind nicht anlügen, aber sie mußte mit ihm reden.
    Als sie im Haus waren, schoß die Kleine auf die Küche zu, aber Peggy hielt sie an. »Übrigens, Rosie ist nicht da. Sie ist weg, und sie kommt auch nicht zurück.«
    »Was? Rosie ist fort? Wieso? Wieso, Mammy?«
    »Sie … sie hat eine neue Stellung. Hör mal, wir zwei gehen jetzt rauf. Ich möchte etwas mit dir besprechen.«
    Aber dann, als sie oben auf dem Bett neben ihrer Tochter saß und den Arm um sie gelegt hatte, was hätte sie da noch sagen können? Magst du es gern, wenn du mit deinem Vater in der Badewanne sitzt? Daß er dich badet? Aber was sie sagte, war dann: »Ab jetzt werden wir eine neue Ordnung einführen. Du badest, bevor dein Vater heimkommt.«
    »Badest dann du mich, Mammy?«
    Das Kind strahlte zu ihr herauf, und Peggy fragte: »Möchtest du das denn gern?«
    »Oh, ja, sehr gern, Mammy. Du badest ja nie mit mir. Aber eigentlich bin ich ja schon groß genug und kann das allein, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt, mein Liebes.«
    »Siehst du, das habe ich gestern auch zu Daddy gesagt.«
    »Und was hat er dazu gesagt?«
    »Ich bin noch ein Baby, hat er gesagt. Aber das stimmt doch nicht, oder? Ich bin doch schon fast acht … also, eigentlich erst im Dezember, und jetzt ist ja Sommer, aber im Dezember werde ich acht, und …«
    »Ja, dann wirst du acht, und mit acht Jahren … kannst du durchaus schon allein baden. Aber bis dahin werde ich dich ab jetzt baden. Und …« Sie legte dem Kind die Hand auf die Wange und drehte das Gesicht zu sicher herüber, dann sagte sie: »Du mußt deinem Vater sagen, daß du jetzt willst, daß ich dich bade. Das tust du doch, ja?«
    »Ja. Aber … er wird vielleicht böse sein.«
    »Er wird nicht böse mit dir sein.«
    »Nein … aber vielleicht wird er böse auf dich sein, und ich mag es nicht, wenn er böse auf dich ist, Mammy.«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen. Aber jetzt komm, Süße. Trink deinen Tee, und dann kannst du entweder raufgehen ins Kinderzimmer und spielen, oder du kannst bei mir in der Küche bleiben und mir helfen, eine Pastete zu machen. Was immer du lieber möchtest.«
    »Oh, ich möchte dir gern helfen bei der Pastete, Mammy. Rosie hat mich immer bei den Rosinenmännchen helfen lassen. Wieso kommt sie nicht mehr? Ich hab Rosie gern gehabt.«
    »Ich auch. Aber die Menschen haben das Recht, sich frei zu entscheiden und mit ihrem Leben anzufangen, was sie wollen.«
    Was für eine dumme Bemerkung! Sie blickte ihrer Tochter nach, die die Treppe hinablief. Solange er lebt, dachte sie, oder sie ihm nicht entkommt, wird sie nie frei entscheiden dürfen, was sie will.
     
    »Dazu hast du sie angestiftet. Aber denk bloß nicht, du hast gewonnen. Sie wird eben nochmal baden. Beim Himmel! Das wird sie. Sie ist meine Tochter, und mit der mache ich, was ich will!«
    »Beim Himmel, nein! Das wirst du nicht! Wenn du dich unbedingt vor jemand entblößen mußt, dann mach das bei einem von deinen sauberen Weibern. Vor meiner Tochter wirst du das jedenfalls nicht mehr tun … vor meiner Tochter, hast du verstanden?«
    »Du hast eine dreckige Phantasie, das ist es, was mit dir los ist. Du bist eine frustrierte Person. Dermaßen frustriert, daß du dir was einbilden mußt, um dich zu befriedigen. Aus etwas ganz Natürlichem und Selbstverständlichem machst du was Schmutziges!«
    »Natürlich! Ha! Wieviele Männer kennst du denn, die darauf bestehen, daß ihre Töchter mit ihnen in die Badewanne steigen? Frag doch mal bei deiner nächsten Herrenrunde herum: Badet ihr auch so gern mit eurer Tochter in einer Wanne, Tom, Dick und Harry?«
    »Wenn sie gescheit sind, dann tun sie’s. Und dann kriegen ihre Töchter rechtzeitig mit, was an der ganzen Sache dran ist,

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