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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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Hilflosigkeit, denn sie stand einer geschlossenen feindseligen Front gegenüber.
    »Er liebt dieses Kind, er betet sie an. Das hat er von Anfang an getan. Und sie ist doch wirklich noch ein Baby. Es überrascht mich wahrhaftig, daß du auf den Gedanken kommst, daß es anders als ganz natürlich sein könnte, daß er die Kleine baden möchte.«
    Sie beugte sich zu der alten Frau hinab und merkte verblüfft, daß sie giftig zischte: »Ja? Und wenn das alles so normal und natürlich ist, Uroma, wieso hat mich dann heute die Mutter von einem der anderen kleinen Kinderchen angesprochen und mir gesagt, daß meine Tochter wilde Geschichten erfindet, wie sie mit ihrem Vater in der Badewanne herumspielt. Und außerdem war sie schrecklich schockiert, weil ich angeblich mein eigenes Kind nie selber gebadet habe. Und außerdem möchte ich dir gern noch sagen, daß mich deine ganzen modernen Ideen ziemlich erstaunen. Seit ich dich kenne, warst du immer so viktorianisch prüde und zugeknöpft wie ein Fischbeinkorsett und hast pingelig auf den Prinzipien beharrt, die man dir in deiner Jugend beigebracht hat. Aber ich will dir jetzt mal was sagen: Von nun an stehe ich in diesem Haus hier für meine Rechte ein. Ich werde mich darum kümmern, daß meine Tochter badet, und wie das geschieht. Und sollte er versuchen, mich daran zu hindern, schön, ich habe ihm bereits gesagt, was ich dann tun werde. Ich schlag ihm den Schädel ein mit dem ersten Ding, das mir in die Hand kommt. Und, liebe Urgroßmutter, du könntest das ihm vielleicht ganz deutlich machen, wenn ihr mal wieder eins von euren intimen Zwiegesprächen abhaltet. Und noch etwas, Uroma, weil wir gerade dabei sind: Ich bedaure den Tag, an dem ich gezwungen wurde, diesen Mann zu heiraten. Auch das hast du bewerkstelligt. Es hätte dich nur ein Wort gekostet, und meine Mutter hätte mitgespielt, und ich hätte das Kind bekommen und mein eigenes Leben führen können. Aber was habe ich gekriegt, seit sie geboren wurde, oder schon vorher? Seit Vater gestorben ist und Mutter ausgezogen, habe ich den ganzen Haushalt hier geschmissen. Rosie wurde nur als Hilfe eingestellt, weil er dich dazu überredet hat … und natürlich hat er dir das auf höchst delikate Weise unterbreitet, daß ich immer zu müde war, ihm gegenüber meine ehelichen Pflichten zu erfüllen. «
    »Ja, und genau da hast du einen gewaltigen Fehler gemacht. Als verheiratete Frau hast du Pflichten und deinem Mann zu Gefallen zu sein, das gehört nun einmal dazu. Du mußt noch eine ganze Menge dazulernen. Du kannst einen Mann nicht halten, wenn du ihn im Bett immer zurückweist, auch nicht indem du alles kritisierst, was er tut, selbst so etwas Unschuldiges, wie daß er sein Kindchen badet.«
    »Ach, Gott im Himmel, Weib! Halt doch den Mund!« Peggy schreckte von der alten Frau zurück. »Halt du doch den Mund! Du hast überhaupt keine Ahnung! Ich verweigere mich meinem ehelichen Gemahl, sagst du? Ja, das stimmt, und zwar weil ich den Gestank seiner Hurenweiber vom Bog’s End an ihm riechen konnte. Ach? Das ist dir neu? Seine abendlichen Eskapaden zu dem oder jenem Herrentreffen oder Geschäftsdinner, das ist doch alles Schwindel!«
    »Kind, das sind doch alles Sachen, die du dir nur einbildest. Er hat ganz recht mit dem, was er sagt, man kann mit dir unmöglich reden.«
    »Ach? Sagt er das? Sagte er das wirklich? Aber anscheinend findet er es gar nicht unmöglich, mit dir zu reden, oder? Er hat dir sowas wie ein neues Leben vorgegaukelt, ja? Mit seinen Schmeicheleien und seinem Schöngetue.«
    »Du gehst jetzt besser, ehe ich mich gehen lassen und die Geduld mit dir verliere, Mädchen, und etwas sage, was mir dann leid tut.«
    Doch Peggy regte sich nicht. Nach einem kurzen Schweigen sagte sie: »Ich kann mich von ihm scheiden lassen. Beweise finde ich leicht.«
    »Das wäre das dümmste, was du je angestellt hast, denn er würde erbittert um das Kind kämpfen, und er würde gewinnen.«
    »Weil du ihm helfen würdest, ja? Würdest du ihm helfen, Urgroßmutter?«
    »Ich würde das tun, was ich für richtig halte. Wie immer.«
    »Mein Gott! Du armes altes verblendetes Weib!« Und damit wandte ihr Peggy den Rücken zu und floh fast aus dem Zimmer.
    In ihrem eigenen Zimmer stand sie dann wie erstarrt da und preßte die geballten Fäuste an die Brust, wie um den Schmerz und die Angst, die dort wühlten, zu erdrücken. Sie konnte es einfach nicht glauben. Die alte Frau da drüben auf der anderen Seite des Korridors, die als

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