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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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das nicht!«
    »Früher hast du es immer so gern gehabt, wenn ich dich küsse.«
    »Nein, das hab ich nicht. Also, ich meine, deine Küsse sind immer so naß.« Das Kind lachte. Und nach einer Weile setzte es hinzu: »Sei nicht böse, Daddy.«
    »Ich bin nicht böse.«
    »Doch, du bist. Ich merke es immer, wenn du böse bist.«
    Er kniete am Bett, hatte ihr die Arme um den Leib geschlungen, und sein Gesicht befand sich auf gleicher Höhe mit dem ihren. »Sprich mir nach: Ich liebe dich, Daddy. Mehr als irgendwen sonst auf der Welt.«
    »Aber … aber ich lieb doch meine Mammy auch. Nicht, mach das nicht, Daddy …«
    Als die Tür aufflog, sackte er auf die Fersen zurück und wäre fast rücklings umgekippt. Das Kind richtete sich vom Bett auf, wo er es auf die Matratze geworfen hatte.
    Peggy stürzte sich auf ihre Tochter und riß sie an sich. Dann trat sie ihrem Mann gegen die Seite. »Du hast ja deine Antwort bekommen!«
    Im Flur rannte Peggy zur Treppe. Sie sagte: »Nicht weinen, nicht weinen, es wird alles wieder gut. Du willst doch nicht mit verheultem Gesicht zur Party gehen?«
    Sie saßen schon im Wagen, als das Kind Emma sehr ruhig sagte: »Aber man kann doch zwei Menschen gleichzeitig liebhaben, Mammy, oder nicht?«
    Peggy zögerte mit der Antwort. »Doch, ja, man kann zwei Menschen zur gleichen Zeit liebhaben.« Und das war ja auch nur zu wahr, denn liebte sie selbst nicht dieses Kind, und liebte sie nicht auch Charlie? Und darum, ja, auch ihre Tochter konnte zwei verschiedene Menschen lieben. Und dafür begann sie auch schon den Preis zu zahlen.
    Als sie etwas später anhielt, sagte sie: »Ich komme dich um sieben wieder abholen. Und viel Spaß.« Und dann fragte Emma: »Ihr streitet doch heute nicht, Mammy? Paps und du? Nicht heute oder morgen?«
    Peggy beugte sich zu ihrer Tochter und zog sie an sich. »Ach, Liebes, nein. Nein, ich verspreche es dir. Nicht heute abend und auch nicht an deinem Geburtstag.«
    »Ich hab dich lieb, Mammy.«
    »Weiß ich doch, Liebes, weiß ich.«
    »Wenn doch bloß Daddy das auch verstehen würde, dann wäre ja alles gut.«
    »Mach dir jetzt keine Sorgen. Alles wird gut sein, ich verspreche es dir. Aber denk dran, auch ich habe dich sehr, sehr lieb.«
    Als ihre Tochter die Arme um sie legte und sie fest an sich preßte, war es fast zu viel für Peggy, und um die Tränen zu unterdrücken, sagte sie: »Du zerdrückst dir ja das ganze Kleid unterm Mantel.«
    »Das macht doch nichts, Mammy. Das wird sowieso ganz zerknautscht, wenn wir spielen.«
    Nachdem sie Emma in dem von Lichtern und Geschnatter erfüllten Haus abgesetzt hatte, fuhr Peggy nicht sofort wieder los. Ihr streitet euch doch nicht, Pops und du … nicht heute oder morgen. Und das hatte sie versprochen. Dennoch fiel es ihr schwer, dem Drang nicht nachzugeben, nicht sofort wieder zurückzufahren und den Mann anzuschreien. Immer wieder in der letzten Zeit hatte sie sich gefragt, was über sie gekommen sei. Sie wußte, daß sich ihr Wesen im Lauf der letzten Jahre völlig verändert hatte. Eingestehen konnte sie sich das, aber es kontrollieren, das nicht. Sie führte sich mehr und mehr auf wie ein böses Weib. Mehr als einmal hatte es sie große Mühe gekostet, ihn nicht direkt in das hübsche Gesicht zu schlagen, besonders wenn sie überraschend in den Salon kam und ihn dort bei der Urgroßmutter sitzend vorfand, deren Hand er hielt und sacht streichelte.
    Zum Glück würde Charlie heute wieder daheim sein. Und später würden sie beide vielleicht ein paar ungestörte Augenblicke finden, und er würde sie in die Arme nehmen, und dann würde sie wieder sie selber sein. Und sie würde fragen: Wie lang bleibst du denn diesmal? Und insgeheim darum beten, es möchten Wochen sein, anstatt weniger Tage …
    Im Foyer kam ihr Victoria entgegen. »Du siehst ja ganz erfroren aus. Komm rüber in die Küche, ich habe grad eine Kanne Tee gebrüht.«
    »Wo ist er?«
    »Ach, der ist kurz nach dir aus dem Haus gegangen. Ein paar Minuten. Mit seinem Aktenköfferchen, als ob er noch mal in den Betrieb wollte. Und May hat grad vorhin angerufen. Sie können morgen leider nicht zum Abendessen kommen, sie haben unerwartet Gäste. Aber sie möchte gern, daß du kurz vorbeischaust, wenn du kannst.«
    »Ja – aber der Truthahn! Den schaffen wir allein doch niemals.«
    »Oh doch, das werden wir. Dann essen wir eben tagelang die Reste auf.« Victoria lächelte. Dann fragte sie: »Um was ist es denn da droben gegangen?«
    »Um Liebe.«
    »Was

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