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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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nie an weiblicher Gesellschaft mangeln müssen. Doch er hatte gemerkt, daß er sich einzig danach sehnte, mit diesem Mädchen, dieser jungen Frau hier zusammen zu sein. Gewiß, er hatte sich bemüht, dieses Gefühl zu verdrängen, als es ihm zum ersten Mal bewußt geworden war. Aber es hatte sich zu einem regelrechten Hungergefühl ausgewachsen, und er kam sich völlig leer vor, wenn er nicht in ihrer Nähe war. Wie oft war er in der ersten Zeit genau hier an dieser Stelle gestanden und hatte ihrem Spiel zugesehen? Mindestens sechsmal! Und dann eines Tages, als wäre es ganz zufällig, hatte er sie angesprochen und gesagt: »Sie spielen sehr gut. Wie wäre es, wollen Sie mal gegen mich antreten?« Und damit hatte es begonnen. Und nun war es eben so gekommen.
    »Aber wie sollen wir es anstellen … ich meine, daß wir uns sehen können?« sagte er dann. »Du darfst nicht riskieren, mit mir ins Theater zu gehen, jedenfalls jetzt noch nicht. Aber, wart mal, der Park wird doch erst um sechs Uhr zugemacht. Also wenn du dort den Westeingang benutzt, dort ist es ziemlich still. Sagen wir, dienstags oder donnerstags, gegen halb sechs? An den Nachmittagen praktiziere ich nicht. Da könnte es doch ganz zufällig geschehen, daß wir einander begegnen, wie? Und wie ist es mit dem Samstagnachmittag?«
    »Da spielen wir älteren Mädchen Badminton, andere spielen Hockey oder Korbball.«
    »Und? Denkst du, du könntest mal einen Sonntag schwänzen, dann könnten wir aufs Land fahren, rüber nach Northumberland, über Hexham hinaus; dort oben ist es leer und wunderschön. Ich habe alle drei Wochen frei. Also, wir werden das auf jeden Fall irgendwie arrangieren. Wir müssen einfach. Und jetzt mußt du gehen, und ich auch … Bist du glücklich?«
    »Ich … ich habe Angst, zu sagen, was ich fühle, Angst, es könnte plötzlich aufhören. Ich kann das Gefühl nicht bezeichnen, das ich für dich habe. Wenn du es Glück nennst, dann ist es das wohl. Ich weiß nur, daß ich Angst bekomme, wenn ich von dir weggehe, wenn ich dich nicht mehr sehe. Ich fühle mich allein und verlassen.«
    Dies war nicht die Antwort einer Fünfzehnjährigen, es war die einer Frau. Hastig spähte er den Weg auf und ab. Es war niemand zu sehen. Und dann lag sie in seinen Armen, und er küßte sie heftig und kurz, und dann stieß er sie wieder von sich und sagte heiser: »Geh jetzt! Wenn du jetzt nicht sofort gehst, dann komme ich mit zu dir nach Hause, und das darf nicht geschehen. Noch nicht. Geh schon!«
    Sie wich drei Schritt zurück. Ihr Gesicht lächelte nicht, doch die Augen waren groß und schimmerten. Und dann verhielt sie sich ganz wie eine Fünfzehnjährige, wirbelte auf dem Absatz herum, rannte auf dem Weg dahin, um die Zieruhr herum und weiter, bis sie am Osttor angelangt war. Erst dann ging sie wieder langsamer.
     
    »Was ist denn mit dir? Hast du dich erkältet?«
    »Nein, ich bin nicht erkältet, Mama.«
    »Aber dein Gesicht ist ja ganz rot.«
    »Es kommt Frost auf.«
    »Wo warst du denn.«
    »Hier, siehst du meinen Schläger, Mama? Ich habe Tennis gespielt.« Peggy wandte sich ab, als sie fragte: »Mit wem spielst du denn meistens.«
    »Ach, mit Pamela Bright. Manchmal auch ein Doppel. Aber ich mag Einzelmatchs lieber.«
    Das war keine direkte Lüge, denn ihre Mutter hatte nicht direkt gefragt, mit wem sie heute gespielt habe, sondern mit wem sie »meistens« spiele.
    »Na, dann komm mal besser und trink deinen Tee und iß etwas. Deine Großmutter war hier, und sie war ärgerlich, daß du nicht da warst, um sie zu begrüßen.«
    »Nun, sie ist ja nicht lang geblieben, wie?«
    »Was hast du heut abend vor?«
    »Ich muß noch Hausaufgaben machen und dann üben, denke ich. Am Montag habe ich wieder Stunde, und ich habe mich in dieser Woche kaum ans Klavier gesetzt.«
    »Da hast du recht; es ist rausgeworfenes Geld.«
    »Ach, ich kann es gern aufgeben.«
    »Das wirst du nicht tun! Seit fünf Jahren arbeitest du jetzt daran, und du wärest inzwischen konzertreif, wenn du fleißiger gewesen wärest.«
    Emma blieb auf der untersten Treppenstufe stehen und wickelte sich den Schal vom Hals. Sie fuhr herum und blickte zu ihrer Mutter hinab. »Ich wäre inzwischen vieles, wenn ich in einer friedlichen Atmosphäre aufgewachsen wäre.«
    Peggy war eine Sekunde lang sprachlos, dann stürzte sie an die Treppe und fauchte: »Gibst du mir etwa die Schuld daran?« Aber Emma gab ihr keine Antwort, und Peggy drehte sich um und ging weg. Sie dachte dabei: Was ist

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