Die Frauen von Bramble House
Tennis spielen.«
Und das tat sie. Sie spielte viel Tennis.
3. Kapitel
»Achtzehntausend Pfund! Ich kann es gar nicht glauben. Ich wußte ja, daß sie ihre Unterlagen in der Bank aufbewahrte und daß sie ab und zu mit dem Bankdirektor sprach, aber ich dachte, es handelt sich bloß um ein paar hundert Pfund. Und mir hat sie keinen Penny hinterlassen.«
»Also, ich habe nicht nach ihrem Geld gegiert. Ich wußte, sie wird mir etwas hinterlassen, aber doch nicht alles. Ich sage dir doch, ich wußte nichts davon, wieviel sie hatte.«
Lizzie ging zum Kamin und griff mit ausgestrecktem Arm nach dem Sims. »Die ganzen Jahre habe ich mich um sie gekümmert, ihre Launen und Leiden unterstützt, ständig für sie zur Apotheke gelaufen …«
»Mam!« Peggys Stimme klang schroff. »Was du anscheinend vergißt, Mutter, es ist an die sechzehn Jahre her, seit du dieses Haus verlassen hast. Und wer hat sich in der ganzen Zeit hier um alles gekümmert?«
»Und wer hat sich vorher um sie gekümmert? Ich war damals fünfunddreißig, Mädchen. Und ich hatte alle beide auf dem Hals, und dazu noch Len. Oh, ja auch Len.«
»Nun, und ich hatte sie auch alle beide, Mutter, und dazu Andrew. Oh, ja, dazu auch noch Andrew. Und ich habe einen Kampf führen müssen wie du in deinem Leben nie.«
»Entschuldige.« Lizzie ließ sich neben dem Kamin auf einen Sessel nieder. »Aber ich bin so verletzt. Kannst du das nicht verstehen? Sie war meine Mutter.«
»Aber, Mutter, du hast doch immer gesagt, ihr seid einander nie besonders nahe gewesen. Aber ich und Oma sind uns eben im Lauf der Jahre sehr nahe gekommen. Und ich habe in dieser Zeit sehr viel über sie erfahren und auch verstanden, warum sie Trost in ihren Krankheiten gesucht hat.«
»Nun, das freut mich für dich. Und es hat sich ja ausgezahlt.«
»Um Himmels Willen, Mutter!«
Und wieder sagte Lizzie: »Verzeih! Gib mir bitte eine Tasse Tee.«
Peggy goß ein und reichte ihr die Tasse. Dann setzte sie sich neben ihre Mutter und sagte leise: »Sie hat mir dieses Geld für einen bestimmten Zweck vermacht … Sie wollte mir die Möglichkeit geben, mit Emma irgendwohin zu gehen, wo er nicht an sie herankommen kann. Das war ihr einziger Grund, mir das Geld zu vermachen.«
»Schön, schön. Aber darauf hättest du ja nicht zu warten brauchen, oder? Die Möglichkeit hast du doch jetzt schon seit Monaten.«
»Das stimmt. Und ich habe erst letzte Woche wieder mit meinem Anwalt gesprochen.«
»Und? Was sagt er?«
»Daß es ein Jammer ist, daß ich nicht früher zu ihm gekommen bin, als der Beweis noch da war, daß er mit dieser Frau zusammenlebte. Weil jetzt der Bungalow verkauft ist, und sie verschwunden ist. Außerdem, sagte er, ist es wahrscheinlich, daß ich zwar das Sorgerecht zugesprochen bekomme, daß er aber ein wöchentliches Besuchsrecht eingeräumt erhält, und zwar für mehr Stunden, als er jetzt mit ihr zusammen ist. Und dazu kommt noch was, die Urgroßmutter hat mir ein Ultimatum gestellt: Wenn ich die Scheidungsklage einreiche, muß ich hier ausziehen, aber der liebe Andrew bleibt.«
»Niemals! So was macht sie doch nicht. «
»Und wie sie das machen würde. Nichts, was ihr Goldjunge tut, kann falsch sein. Sie führt alles auf die Natur der Männer zurück und findet es normal.«
»Henry versteht nicht«, sagte Lizzie dann, »woher er das Geld hatte, um den Bungalow zu kaufen. Der Vertrag lief auf ihren Namen, und demzufolge hat sie wahrscheinlich den ganzen Brocken für sich beansprucht. Wenn sie schlau ist, hat sie. Aber woher hatte er das Geld? Henry ist die ganzen alten Bücher durchgegangen, hat aber keine Spur von irgendwelchen unsauberen Manipulationen gefunden. Egal ob es Barzahlungen oder Schecks waren, alles war gegengezeichnet. Und wie ich dir immer gesagt habe, es würde auch eine Menge von Tricks dazugehören, so was vor den Luchsaugen der Alten zu verbergen. Sie ist vielleicht manchmal ein bißchen durcheinander im Kopf, aber bestimmt niemals, wenn es um Geld geht. Nein, es ist ein echtes Rätsel. Aber wie Henry sagt, er muß das Geld von irgendwoher haben, und er wird nicht aufgeben, bis er es herausgekriegt hat. Wo ist übrigens Emma? Ich habe sie noch gar nicht gesehen.«
»Sie ist weg, Tennis spielen.«
»An so einem Tag? Man erstarrt ja fast zu einem Eisklumpen.«
»Ach, sie würde trotzdem auf dem Platz sein. Sie spielt jetzt zwei-, dreimal die Woche. Und ich bin froh darüber. Sie ist aus dem Haus, und es macht ihr Spaß. Und sie setzt sich
Weitere Kostenlose Bücher