Die Frauen von Bramble House
endlich durch in der letzten Zeit. Auch in der Schule ist sie besser geworden. Ihre letzte Bewertung war recht anständig, gut im Vergleich zu denen davor jedenfalls. Ich glaube, diese Veränderung hat begonnen, als sie mit dem neuen Doktor gesprochen hatte. Ich hatte ja anfangs nichts viel Zutrauen zu dem, aber er hat ihr offenbar gesagt, sie soll sich auf die Hinterbeine stellen, und genau das hat sie getan.«
»Und? Wie hat Andrew darauf reagiert?«
»Ach, wie gewohnt. Sie ist seine Tochter, und sie wird immer seine Tochter bleiben, und nicht einmal Gott-der-Allmächtige darf es wagen, sich da einzumischen, sonst … Im Moment ist er bei einer Elternversammlung in der Schule. Ich gehe nie hin, wenn er auch kommt, ich würde es einfach nicht durchstehen. Diese aalglatte Verlogenheit. An einem Abend ist er mal überraschend aufgetaucht, als er ganz woanders sein wollte, und plötzlich war er da und lächelte und plauderte rundum mit allen. Und dann kam Mrs. Rogers zu mir und sagte, es muß doch wunderbar sein, einen Mann zu haben, der sich so um seine Familie kümmert, und ihr Dan weiß gar nicht, daß er eine Familie hat und es ist ihm auch völlig egal. Und ich hätte beinahe gesagt: Mrs. Rogers, ich tausche jederzeit mit Ihnen, und gern.«
Lizzie stand auf. »Also, ich muß wieder los. Ach, hast du übrigens in der letzten Zeit was über seine Leute gehört? Es ist doch bestimmt ein Jahr her, seit seine Mutter hier war.«
»Ja, ein Jahr, so ziemlich genau. Und wie hat er sie empfangen? Der liebe Mr. Andrew Jones hat nichts übrig für die Doncaster-Jones-Leute. Sein Vater ist schon seit Jahren nicht mehr gekommen. Beim letzten Mal haben sie sich in die Haare gekriegt, und sein Vater hat ihn als einen beschissenen Aufsteiger bezeichnet. Er war damals ein bißchen angesäuselt, der Vater, meine ich, und er hat den lieben Andrew arg geschockt. Als würde er selber nie was trinken. Dabei schüttet der manchmal das Zeug regelrecht in sich rein. Heimlich natürlich, nachdem er die Urgroßmutter sicher in ihr Bett gepackt hat. Ach!« Peggy verzog angewidert das Gesicht. »Manchmal möchte ich ihn wirklich anspucken.« Dann warf sie den Kopf zurück. »Aber jedenfalls kann es nicht mehr sehr lange dauern. Die Zeit läuft gegen ihn. Nächsten Monat ist sie sechzehn. Weißt du was, Mama?« Sie neigte sich nahe zu Lizzie. »Ich wünschte mir, sie würde einen netten Mann treffen und mit ihm durchbrennen. Wahrhaftig, das wünsche ich!«
»Damit sie dann genauso dasitzt wie du? Sei bloß still!«
»O doch, ja, von mir aus! Bloß würde ich sie nicht zwingen, den Kerl zu heiraten, nur um ihre Ehe zu retten.«
Lizzie blieb abrupt stehen, blickte zu ihrer Tochter zurück und sagte in betrübtem Ton: »Du hast dich verändert, Mädchen. Ach, wie hast du dich verändert.«
»Nun, ich habe ja in den letzten Jahren auch eine gute Schule genossen, meinst du nicht? Aber jetzt zieh schon los. Fahr vorsichtig, die Straßen sind glatt, und es wird bald dunkel.«
Sie sah ihrer Mutter nach, während sie in ihren Wagen stieg, und sie blieb weiter in der offenen Tür stehen, bis Lizzie gewendet hatte und dann auf der Zufahrt verschwunden war. Und nachdem sie dann die Tür geschlossen hatte, stand sie immer noch da und sagte vor sich hin: Damit sie dann genauso beschissen dasitzt wie du? Wollte sie tatsächlich, ihre Tochter solle ausreißen?
Ja. Aber nicht, um einfach mit irgendeinem Kerl zusammenzuleben, wie das jetzt so Mode geworden war. Nein, sie wünschte sich für sie einen netten Jungen, der sie heiraten würde. Nein, keinen Jungen, einen richtigen Mann, einen, der in der Lage sein würde, sich ihrem Vater in den Weg zu stellen und zu sagen: Also, Schluß jetzt! Jetzt ist sie mein Mädchen.
4. Kapitel
»Das wird unser letztes Spiel bis zum Frühling. Beide Plätze machen diese Woche dicht. Der Hartplatz ist zu glatt, und auf dem hier ist kaum noch ein Grashalm übrig.«
Richard Langton stand auf dem Weg vor dem Gitterzaun, der den Platz umgab. Er sah das Mädchen an seiner Seite, das beinahe ebenso groß war wie er selbst, nicht an, sondern redete weiter, während sie mit ihrem Tennisschläger gegen den Maschendraht klopfte. »Wie lange ist das jetzt hier, seit Sie damals in die Praxis kamen? Fünf Monate?«
»Beinahe sechs«, antwortete Emma ruhig. Auch sie blickte durch den Zaun auf den Platz.
»Ich bin froh, daß ich nicht Ihr behandelnder Arzt bin.«
»Warum?«
»Weil das, was ich jetzt sagen will, dann sehr
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