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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Leben war.
    Neuerdings stritt sich Bett sogar mit Daniel wegen Carrie. Erst diese Woche waren sie aneinandergeraten. Bett hatte Daniel erzählt, dass Carrie ihr erzählt hatte, dass sie und Matthew nun jemanden hatten, der einmal in der Woche die »große Wäsche« machte – Laken, Handtücher, Babysachen. Dass ihnen das viel Zeit ersparte.
    »Das freut mich für Carrie und Matthew«, hatte Daniel in dem milden Tonfall gesagt, der normalerweise bei Bett die Alarmglocken schrillen ließ. »Wenn wir so viel Geld wie Carrie und Matthew hätten, könnten wir uns eine ganze Schar von Helfern leisten. Ich arbeite schon, so viel ich kann, Bett, doch das ist eine kleine Zeitung, und leider verdient man da nicht so gut wie der Veterinär einer überregionalen Tierklinik. Vielleicht hättest du doch besser Matthew geheiratet.«
    Bett hatte es die Sprache verschlagen. Sie war nun seit fünf Jahren mit Daniel zusammen, in denen er noch nie auf ihre Vergangenheit mit Matthew angespielt hatte. Sie hatte ins Schlafzimmer flüchten und in Tränen ausbrechen wollen, doch in dem Moment war Yvette wach geworden und hatte geweint, und dann war Zachary mit eingefallen. Sie und Daniel hatten sich jeder ein Baby geschnappt, und das Gespräch, das sie sonst geführt hätten, die Entschuldigung, die sie sonst geäußert hätte, der Versöhnungssex, der sonst gefolgt wäre, waren ausgeblieben. So hingen die Worte, die Anschuldigungen noch immer in der Luft. Noch ein Thema für ihre nächtliche Sorgenliste. Ihre Ehe war in ernsthaften Schwierigkeiten.
    Das war ein weiterer Grund, wieder aus dem Haus zu gehen und zu arbeiten. Ergab sich so nicht endlich ein neues Gesprächsthema? Würde sie das nicht wenigstens ansatzweise wieder in die Bett verwandeln, in die Daniel sich verliebt, die er geheiratet hatte? Ihr war bewusst, dass sie mit dieser Frau nicht mehr viel gemein hatte. Sie hätte Verständnis, wenn er sie verlassen wollte. Sie konnte sich ja selbst nicht leiden.
    In dem Moment schoss ihr ein Spruch von Carrie durch den Kopf, einer ihrer vielen, wohlmeinenden Ratschläge: »Sorg dafür, dass Daniel dich immer noch als Frau sieht«, hatte sie gesagt und Bett von Kopf bis Fuß gemustert. »Und wenn du dir einfach etwas Nettes überziehst, bevor er heimkommt. Das wird auch dir guttun. Ich weiß, das klingt sehr nach den Fünfzigern und den Frauen von Stepford «, dann hatte Carrie dieses trillernde Lachen von sich gegeben, das Bett so rasend machte, »aber glaub mir, es funktioniert. Wenn man sich vormacht, man wäre glücklich und hätte alles im Griff, kommt es einem beinahe wie die Wahrheit vor.«
    Wenn ich mir vormache, ich würde dich mit einer Axt erschlagen, kommt mir das dann auch wie die Wahrheit vor?, hatte sich Bett in dem Moment gefragt.
    Schluss jetzt!, schalt sie sich. Schlag dir Carrie aus dem Kopf. Und Daniel. Die Zwillinge sind in guten Händen. Du hast den Nachmittag für dich. Genieße ihn. Lebe im Moment – oder wie das hieß. Leichter gesagt als getan. Bett holte drei Mal tief Luft und machte sich bewusst, wo sie gerade war. In ihrem Auto, auf der Main Street, an einem unerträglich heißen Tag, in der vollkommen falschen, aber wenigstens sauberen Kleidung, kurz vor einem Termin mit ihrer Redakteurin. Schritt eins in Sachen Lebensrettung.
    Es war viel zu heiß, und sie war viel zu rastlos, um noch länger im Auto zu sitzen und sich zu sammeln, auch wenn das nötig gewesen wäre. Noch nötiger war eine stressmindernde Dosis Großmutter. Ein vernünftiges, befreiendes, erleichterndes Gespräch mit Lola, über Carrie, und falls die Zeit blieb, über Daniel. Bett ließ den Motor wieder an und fuhr fünfzig Meter weiter, wo sie problemlos einen Parkplatz fand. Hoffentlich war Lola überhaupt im Laden.
    War sie. Bett sah die große, aufrechte, weißhaarige Gestalt schon von außen. Lola stand hinter der Ladentheke und sortierte ein Tablett mit Schmuck. Gott sei Dank. Bett trat unter den lindernden Luftstrom der Klimaanlage und hatte die Tür noch nicht geschlossen, da brach es schon aus ihr heraus: »Carrie weiß schon wieder alles besser, Lola. Ich sag dir, wenn sie mir noch einmal einen Rat erteilt, dann …«
    »Dann was, Liebes?«, sagte Lola mit einem Lächeln. »Und sprich bitte weiter laut und deutlich. Meine Kundschaft will das auch hören.«
    Bett schaute sich um. In einer Ecke standen zwei Frauen, die das Geschehen aufmerksam verfolgten. Bett wurde rot, ging zur Theke, hauchte ein »Entschuldigung«, beugte sich

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