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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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von ihm erwarten, dass er auf Teilzeit reduzierte und sich die Betreuung der Kinder mit ihr teilte. Und ganz sicher konnten sie sich keine Krippe oder Nanny leisten. Das wollten sie ohnehin nicht. Nein, sie musste die Dinge nehmen, wie sie waren. Es war auch unfair, Jane, die mit ihrer eigenen Tochter genug zu tun hatte, auf den letzten Drücker anzurufen. Sie würde den Termin absagen und auf der Stelle nach Hause fahren. Zurück zu ihren Babys. Ihren heiß geliebten Babys. Der Wäsche. Dem Bügeleisen. Dem Herd. Den Putzlappen …
    Da war es wieder, dieses enge Gefühl in der Brust.
    Nein, das Treffen war die richtige Entscheidung. Sie musste etwas ändern, bevor sie den Verstand verlor. Bevor eines Tages noch ein Unglück geschah, weil sie überfordert war. Bevor sie mit den Babys etwas falsch machte, ihr ein Missgeschick passierte, sie ihre Kinder in Gefahr brachte. Oder einen Heulkrampf bekam. Oder …
    In ihre Gedanken hinein klingelte ihr Handy. Wie lange stand sie da schon? Hatte sie etwa mit sich selbst gesprochen, in der Öffentlichkeit, mitten auf der Straße? War es schon so weit?
    »Erde an Quinlan!« Es war Rebecca, ihre Redakteurin. Sie stand auf der anderen Straßenseite vor dem Büro der Valley Times , rauchte und winkte. »Willst du den ganzen Tag da stehen bleiben, oder kommst du rüber? Zeit ist Geld, und bei mir ist beides knapp.«
    Schon beim vertrauten Klang dieser Stimme, dieser Scherze lebte Bett auf. Damit konnte sie umgehen – mit Ironie, mit Frotzeleien. Und journalistisch arbeiten, das konnte sie auch. Sie wusste, wie man Interviews führte, eine Story schrieb, Deadlines einhielt. Schwierigkeiten hatte sie mit der Rolle der Mutter, der inkompetenten Mutter.
    Sie rannte regelrecht zu ihrer Freundin.

Kapitel 5
    Lola wünschte sich, sie hätte Bett gegenüber gescherzt. Doch in jüngster Zeit ging es in den Beiratssitzungen hässlich zu. Früher waren die Treffen das reinste Vergnügen gewesen. Doch dann hatte es eine Art feindlicher Übernahme gegeben. So etwas kam regelmäßig vor. Wenn Menschen den Wohnort wechselten, entdeckten sie gern ihren Gemeinschaftssinn, plusterten sich auf, stifteten große Unruhe und zogen dann weiter – auf zu neuen sozialen Ufern. Lola hatte im Beirat viele kommen und gehen sehen, manche hilfreich, manche hinderlich, doch so etwas hatte sie stets an sich vorüberrauschen lassen. Nun aber wurde ihr Geduldsfaden immer dünner. Und er drohte, jeden Moment zu reißen.
    War auch das ein Symptom des Älterwerdens, auf das einen nichts und niemand vorbereitete? Falten, Schwerhörigkeit und schwindende Sehkraft, das war das öffentliche Gesicht des Alters. Die obsessive Beschäftigung mit Krankheiten, die Versessenheit auf Arztbesuche. Die plötzlich sehr enge Bindung zu seinem Apotheker. Seit einiger Zeit aber beobachtete Lola etwas anderes: Veränderungen in ihrer Persönlichkeit. Es war nicht die Angst vor dem nahenden Tod, die sich da meldete, obwohl Lola es mit dem Sterben weiß Gott nicht eilig hatte. Es war vielmehr Ungeduld, gepaart mit Verdruss. Ein Drang zu handeln – und zwar jetzt! Hier und jetzt, bevor es zu spät war.
    Manchmal wünschte sich Lola, sie hätte in Clare Freunde aus Kindertagen, die ihr wahrheitsgemäß sagen würden, ob sie schon immer so gewesen war. Jim kannte seine Mutter natürlich am längsten, wortwörtlich ein Leben lang, doch ihn wollte sie nicht fragen. Das war auch gar nicht nötig. Sie wusste, dass er sie liebte, und umgekehrt ebenso. Ihr Verhältnis war denkbar einfach. An ihrem Sohn sah sie nichts, was ihr missfiel, und er an ihr ebenso wenig.
    Bei Geraldine lagen die Dinge anders. Geraldine hätte Lola wohl am liebsten von hinten gesehen. In ihren Augen war Lola der Schrecken aller Schwiegermütter: übergriffig, bestimmend, dominant, anmaßend – da reichte ein Adjektiv nicht. Und sehr wahrscheinlich waren einige dieser Adjektive sogar zutreffend. Doch Lola verhielt sich nur dann so, wenn es ihr absolut notwendig schien, wenn irgendetwas aus dem Ruder lief, sich ein Problem auftat und sie durch ihr Eingreifen Schlimmeres verhindern konnte. Galt so etwas als Einmischung, oder zeugte das von Initiative? Von Initiative, was denn sonst! Von Vernunft. Pragmatik. Was wäre andernfalls in ihrem Umfeld los? Das heillose Chaos? Ein einziges Durcheinander? Aber ja! Vielleicht war das immer schon ihr Wesenszug gewesen. Sie war: die Problemlöserin.
    Sie erinnerte sich dunkel, dass sie zu Schulzeiten von ihren Lehrern als

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