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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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hatte solche Menschen nach Möglichkeit ignoriert. An jenem Abend sowie bei allen weiteren Treffen versuchte sie diese Strategie auch an Mrs Kernaghan.
    Leider erwies sich das als schwierig. Denn Mrs Kernaghan gehörte bald zum Inventar, rauschte unangekündigt in den Laden, erteilte Anweisungen und rauschte wieder davon. Nicht nur das. Sämtlichen Äußerungen ging eine Rede über ihre Erfahrungen auf den Gebieten Geschäftsführung, Mode und Kunst voraus – hatte sie doch mit ihrem verstorbenen Mann fünfundzwanzig Jahre lang exklusive Boutiquen in den grünen, wohlhabenden Außenbezirken von Adelaide und Melbourne und auch Kunstgalerien in Sydney sowie an der Sunshine Coast besessen. Wenn Lola oder ihre Freundinnen Patricia, Margaret, Joan und Kay im Laden waren und Mrs Kernaghan sie mit einem Besuch beehrte, hörten sie sich die Weisungen an und taten sie mit Gelächter und Grimassen ab. Manchen der Ehrenamtlichen jedoch fiel es schwer, sich ihr zu widersetzen. So hatte es eine recht turbulente Woche gegeben, als Mrs Kernaghan zwei der etwas älteren Damen genötigt hatte, die Kleidung nicht wie gewohnt nach Farbe, sondern nach Größe zu sortieren. Bei der ersten Stange hatte sie wohl noch mitgeholfen, dann aber eine wichtige Verabredung vorgeschoben und sich erst am Abend wieder blicken lassen, um nachzusehen, ob das Ergebnis zu ihrer Zufriedenheit war.
    »Es gibt noch viel zu tun, bis wir dieses Chaos in den Griff bekommen, doch es ist ein Anfang«, hatte sie angeblich geäußert.
    Offenbar war sie die Einzige, die mit der neuen Ordnung glücklich war – vor allem die Kunden klagten.
    »Das macht doch keinen Spaß, wenn man gleich zu seiner Größe geht«, hatte eine Kundin laut gesagt.
    »Ich weiß selbst, dass ich Größe 46 und noch Schlimmeres hab«, hatte eine andere eingewandt. »Aber das muss doch nicht jeder sehen.«
    »Als alles nach Farben geordnet war, war’s hier viel netter«, hatte wieder eine andere geseufzt.
    Am nächsten Tag hatte Lola bis neun Uhr abends geschuftet und eigenhändig die ursprüngliche Ordnung wiederhergestellt. Zwei Tage danach war es zu einer Art Showdown gekommen.
    »Ich habe Stunden gebraucht, um das alles sinnvoll nach Größen zu sortieren«, hatte Mrs Kernaghan ziemlich laut gesagt und die Hände in die Hüften gestemmt. »Ich blicke auf fünfundzwanzig Jahre Erfahrung im Einzelhandel zurück, ich weiß, wovon ich spreche.«
    »Unsere ältesten Ehrenamtlichen, nicht Sie , haben Stunden gebraucht. Und ich habe noch mehr Stunden gebraucht, bis alles wieder war wie vorher«, hatte Lola ruhig erwidert. »Besten Dank für Ihr großes Engagement, aber so ist es uns lieber.«
    »Dann sind Sie alle im Irrtum.«
    Danach war es zwei Wochen lang ruhig geblieben. Mrs Kernaghan hatte sich nicht gezeigt. Doch Lola hatte aus zwei zuverlässigen Quellen – Kay und Margaret – erfahren, dass Mrs Kernaghan angerufen und ihre Teilnahme am heutigen Beiratstreffen bestätigt hatte.
    Und da kam sie auch schon mit großem Tamtam. Lola begrüßte sie fröhlich, noch fröhlicher – und auch ehrlicher – jedoch die drei Beiräte, die hinter Mrs Kernaghan in den Laden traten. Fünf Minuten später waren alle mit Tee und Keksen versorgt, das Treffen nahm seinen Lauf. Auf der Tagesordnung stand eine Abstimmung: Sollte der Wohltätigkeitsladen am Wettbewerb um das schönste Weihnachtsschaufenster auf der Main Street teilnehmen? Es war eine relativ neue Initiative, die von Jahr zu Jahr populärer wurde. In diesem Jahr war erstmalig ein Preisgeld ausgelobt: fünfhundert Dollar für die beste Gestaltung.
    »Was meint ihr?«, fragte Kay. »Wollen wir’s versuchen?«
    Mrs Kernaghan meldete sich als Erste zu Wort. »Selbstverständlich. Unser Laden liegt fantastisch, in einer Spitzenimmobilie.«
    Unser? Seit drei Monaten lebte sie erst in der Stadt. Lola presste die Nägel in die Handflächen, damit sie bloß keine Widerworte gab. Hatte sie nicht eben beschlossen, sich ein wenig mehr zurückzunehmen? War dies ein guter Zeitpunkt, damit anzufangen? Obwohl es sie so peinigte, still dabeizusitzen?
    Mrs Kernaghan war noch nicht fertig. »Vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen in Einzelhandel und Kunst habe ich über die Frage schon en detail nachgedacht, und ich würde für unser Schaufenster einen modernen Ansatz vorschlagen. Ich habe bereits eine erste, vorläufige Skizze angefertigt. Hier, bitte, ich habe Ihnen allen eine Kopie mitgebracht.«
    Dies war keine vorläufige Skizze. Die Zeichnung wirkte

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