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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Sie waren manchmal ziemlich grob gewesen. Wenn sie sich unbeaufsichtigt glaubten, hatten sie oft um eine Puppe gerangelt, sich an den Haaren gezogen oder sich gekniffen. Anna war der Puffer gewesen, in Kindertagen und später auch. Doch nun, da Anna tot war …
    Was war das zwischen Schwestern? Lolas Freundin Kay hatte mit ihrer Schwester die gleichen Probleme. Kay war Ende sechzig, eine reife, pensionierte Frau, und trotzdem klagte sie ständig über ihre kleine – neunundfünfzigjährige – Schwester, die ihr bei jedem Besuch angeblich furchtbar auf die Nerven ging. Bei Joan war es nicht anders. Sie hatte zwei Schwestern und beschrieb sie wahlweise als die reinsten Engel, unterhaltsamsten Geschöpfe und größten Nervensägen dieser Welt. Eine andere Frau aus dem Kreis der Ehrenamtlichen sprach seit über dreißig Jahren nicht mit ihrer Schwester, sie hatten sich ausgerechnet über eine zerbrochene David-Cassidy-Platte entzweit.
    Vielleicht sollte sich Lola glücklich schätzen, Einzelkind zu sein, auch wenn sie ihren Eltern ständig in den Ohren gelegen und sich ein Geschwisterchen gewünscht hatte. In Irland war sie in jenen Jahren so etwas wie ein exotisches Zootier gewesen, als Einzige in der Klasse, die nicht mindestens vier Geschwister hatte. »Muss das toll sein«, hatte eine ihrer Klassenkameradinnen geseufzt. »Nichts musst du teilen. Alles gehört dir. Du darfst selbstsüchtig sein.«
    Was also konnte sie für Bett und Carrie tun? Zuhören, wenn sie sich beklagen wollten? Sie als tolle Mütter loben? Das tat sie schon, aber es schien nicht zu helfen. Wahrscheinlich brauchten beide am dringendsten ein weiteres Paar Hände beim Füttern und Baden, einen Koch und eine Putzfrau in Vollzeit, eine Nanny auf Abruf, mehr Geld, mehr Schlaf, mehr Zeit für sich selbst und verständnisvollere Ehemänner. Keine schlechte Wunschliste! Leider war keine Aufgabe dabei, die Lola übernehmen konnte. Vor zwanzig Jahren vielleicht, doch leider fehlten ihr nun die Ausdauer und die Kraft, um allein auf Babys oder kleine Kinder aufzupassen. Jim und Geraldine boten sich immer wieder als Babysitter an, doch sie hatten bereits die Netzball-Abend-Regelung mit Carrie und, davon abgesehen, als Selbstständige nur wenig Freizeit. Zu den harten Fakten des Elternseins gehörte, dass die Eltern manchmal die Einzigen waren, die diese Rolle übernehmen konnten.
    Vielleicht konnte Lola wenigstens etwas Porzellan kitten? Bett und Carrie an schöne Zeiten erinnern, an gemeinsame Auftritte als Kinder, an ihr Musical Many Happy Returns , das sie vor nicht allzu langer Zeit aufgeführt hatten. Dabei hatten sie sich gut verstanden. Zugegeben unter Zwang, trotzdem war es fröhlich und kameradschaftlich zugegangen. War das auch diesmal die Lösung? Rasch ein Musical zu schreiben, mit Rollen für Babys, Säuglinge, Vierjährige, Tierarzt-Ehemänner und Fotografen-Ehemänner, damit die ganze Familie mitmachen konnte?
    Lola stellte sich die Proben vor und erschauderte. Nein, das war diesmal nicht die Lösung. Aber ihr würde etwas einfallen. Das stand fest. Etwas von Gewicht, etwas Besonderes, das Bett und Carrie zueinander führen, ihnen helfen würde, ihre Differenzen zu überwinden …
    Und gab es eine bessere Hilfe beim Nachdenken als ein großes, kaltes Glas Gin Tonic?

Kapitel 9
    Bett sang laut zu einem Radiosong mit und faltete zwei große Körbe Wäsche, während ihre hinreißenden Babys in ihren Hochstühlchen vor sich hin brabbelten. Die Welt war wieder farbig und nicht mehr grau in grau. So gelöst hatte sich Bett lange nicht gefühlt. Der Termin mit ihrer Redakteurin hätte nicht besser verlaufen können. Hinterher hatte sie sich noch in ein Café gesetzt und ganz entspannt ein Kännchen Pfefferminztee getrunken und zwei – zwei! – Frauenzeitschriften gelesen. Dass drei Stunden so lang sein konnten. Die Zwillinge waren gerade wach geworden, als sie wie vereinbart um Punkt achtzehn Uhr nach Hause gekommen war. Jane hatte gesagt, sie seien die reinsten Engel gewesen und sie würde jederzeit und gern – und das sei ganz bestimmt die Wahrheit – wieder babysitten.
    »Aber du hast doch selbst so furchtbar viel zu tun.«
    »Lexie ist taub, Bett. Nicht schwierig, nicht furchtbar, nur taub.«
    Da hatte eine Rüge mitgeschwungen, wenn auch eine milde. Jane wollte in der kommenden Woche wieder für einige Stunden auf die Zwillinge aufpassen. Lexie habe es großen Spaß gemacht, mit ihnen zu spielen. Sie hatte bestätigend genickt, gelächelt

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