Die Frauen von der Beacon Street

das heißt, ich wollte gerade … « , stammelte Sibyl und schnitt Benton das Wort ab. Sie sah auf den jungen Professor, während sie um eine Erklärung rang. Er erwiderte ihren Blick mit einem winzigen Schulterzucken und einem sanften Lächeln.
    » Das dachte ich mir. Na ja, kein Problem. Ich tue es selbst. « Lan Allston zog das Chronometer aus seiner Westentasche, als könne es ihn beruhigen, und schob es wieder an seinen Platz zurück, während er die Zeitung unter seinem Arm verstaute. » Nun. Dann gehen wir jetzt am besten nach oben, um uns umzuziehen. Schätze, Derby, Sie können so bleiben, wie Sie sind. Ich sorge dafür, dass Mrs Doherty keine allzu großen Umstände macht. Jedenfalls nicht mehr als sonst. «
    » Äh « , meldete sich Benton zu Wort, fand dann aber doch nicht die richtigen Worte. Schließlich verschränkte er die Hände auf dem Rücken, wippte ein wenig auf den Füßen und sagte: » Nun, das ist sehr nett von Ihnen, Sir. Ich bleibe gern. «
    » Ausgezeichnet « , erwiderte Lan, obwohl er mit seinem Ton klarmachte, dass eine Ablehnung der Einladung sowieso nicht infrage gekommen wäre. Er durchquerte den Salon und bot Sibyl seinen Arm, um sie nach oben zu begleiten. Da ihr nichts anderes übrig blieb, nahm sie ihn.
    » Machen Sie es sich gemütlich, Benton « , sagte sie mit einem resignierten Lächeln. » Wir sind gleich zurück. «
    Sibyl ließ sich bereitwillig aus dem Salon und zur Treppe führen, auch erleichtert darüber, von ihrer peinlichen Unterredung mit Benton befreit zu sein. Sie fragte sich, was ihr Vater wohl alles mitbekommen hatte. Sie schaute heimlich von der Seite in sein wettergegerbtes Gesicht und wartete auf ein Zeichen. Im Vestibül hinter der Treppe leuchtete das La-Farge-Fenster im letzten Abendlicht.
    » Weißt du, mein Liebes « , sagte er, während er begann, die Treppe hochzusteigen. » Er ist ein kluger Mann, dieser Benton Derby. Das habe ich immer schon gefunden. «
    Sibyl war sich nicht sicher, worauf ihr Vater mit dieser etwas vagen Äußerung hinauswollte, hatte aber erst recht nicht den Wunsch, mehr von ihrem Gespräch zu verraten als nötig. » Ja, das ist er « , erwiderte sie vorsichtig. » Ich kann mich glücklich schätzen, ihn zum Freund zu haben. «
    » Hm « , stimmte ihr Vater zu. Als er schon fast die Treppe erklommen hatte, blieb er stehen. Sibyl blickte zu ihm empor. Ein feines Lächeln trat in sein Gesicht. » Ich denke, du solltest auf ihn hören. «
    » Wie meinst du das? « , fragte sie, unsicher, wie viel ihr Vater wusste.
    Ein langer Moment verstrich. Lan Allston zeigte noch immer dieses nachsichtige Lächeln, das sie nervös machte, doch irgendwo in seinem Gesichtsausdruck, rund um die kühlen, blassblauen Augen, lag auch eine tiefe Traurigkeit, und einen Augenblick lang empfand Sibyl für ihren Vater etwas, das sie niemals zuvor für ihn empfunden hatte – Mitleid.
    » Ich glaube, es war ein Fehler, als ich dich dazu ermunterte, weiter diese Frau aufzusuchen. Ich dachte, es würde helfen. Wirklich. Aber Professor Derby hat recht. Es ist besser, wenn du nicht mehr hingehst. Das alles sind nur Träumereien und Kinderkram. Nichts davon hat auch nur das Geringste zu bedeuten. Und schlimmer noch, es steht einem klaren Blick auf die Welt, wie sie wirklich ist, im Wege. Für uns ist es besser, voller Hoffnung nach vorne zu schauen, als mit Bedauern zurück. «
    » Aber Papa « , begann sie einzuwenden.
    Das Gesicht ihres Vaters wurde verschlossen. » Nein « , sagte er in einem Ton, der, wie Sibyl wusste, das Ende eines Gesprächs signalisierte. » Ich hätte es niemals zulassen sollen, dass du dich so in die Sache hineinsteigerst. Das war falsch von mir. Und jetzt möchte ich, dass du damit aufhörst. Und zwar sofort. «
    Sibyl war erstaunt über diese unerwartete Offenheit seitens ihres gewöhnlich so reservierten Vaters. Sie blickte forschend in seine Augen, auf der Suche nach der Ursache jener tiefen Traurigkeit, die sie dort sah.
    » Na gut « , meinte sie.
    » So kenne ich mein Mädchen « , sagte ihr Vater und benutzte damit einen Ausdruck, den Sibyl seit der Zeit, als sie noch Rattenschwänze trug, nicht mehr gehört hatte.
    Es verlangte sie danach, ihm noch ein paar Fragen zu stellen. Doch es war nicht die Art der Allstons, den Dingen auf den Grund zu gehen. Stattdessen standen sie einen weiteren, kaum enden wollenden Moment in stiller Übereinkunft da und setzten dann mit schweren Schritten ihren Weg die Treppe hoch fort.
    Als sie fast