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Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Fenster gerichtet. Ein Beistelltischchen auf Rädern mit einem Ensemble aus schottischem Whisky, Gläsern und einer Siphonflasche aus geschliffenem Glas. Über dem Kamin hing ein kleines, eher bizarres Gemälde mit lauter spitzen Winkeln, auf dem mit viel gutem Willen eine Gitarre zu erkennen war. Es war ein sorgfältig eingerichteter maskuliner Raum, klein und wohnlich, unprätentiös. Bentons Zimmer. Wie um alles in der Welt kam sie in Bentons Zimmer?
    » Sie braucht nur ein bisschen Ruhe und eine warme Mahlzeit, denke ich. Aber wenn Sie möchten, bringe ich sie ins Krankenhaus. Nur um sicherzugehen. «
    » Nein, nein « , lehnte Benton ab. » Außer, Sie halten es für unbedingt nötig. « Er senkte die Stimme, drehte sich ein wenig von ihr weg und fügte hinzu: » Ich bin ein Freund der Familie. Wie Sie sich vorstellen können, wäre es mir lieber, jegliches Aufsehen zu vermeiden. «
    » Natürlich « , erwiderte der Doktor und schaute sie über Bentons Schulter hinweg an. » Das verstehe ich vollkommen. Ich denke, in ein paar Stunden wird es der jungen Dame wieder gut gehen. Wenngleich … « Er hielt inne und senkte dann wie Benton die Stimme zum Flüsterton. » Ich muss wohl nicht betonen, dass dies ein Besorgnis erregendes Verhalten ist. Die Familie sollte davon in Kenntnis gesetzt werden. Sollte der Wunsch bestehen, kann ich ein sehr gutes Sanatorium empfehlen. Eines, in dem man daran gewöhnt ist, mit solchen Situationen umzugehen. Mit Diskretion. «
    » Das ist sehr freundlich von Ihnen « , sagte Benton und begleitete den Arzt zur Tür. » Ich werde es auf jeden Fall zur Sprache bringen. «
    » Es ist recht verbreitet, wissen Sie, Professor Derby « , fuhr der Doktor fort und machte sich zum Gehen bereit. » Das sollten Sie den Angehörigen sagen. Nichts, wofür man sich schämen muss. Kommt in den besten Familien vor. «
    » Da haben Sie sicher recht « , sagte Benton.
    Die beiden Männer trennten sich mit den üblichen Worten des Dankes, dann war der Arzt weg.
    Benton tauchte wieder in ihrem Gesichtsfeld auf, ließ sich mit einem müden Ächzen in einen der Ledersessel fallen und schlug das Bein über. Das Kinn auf die Faust gestützt, betrachtete er sie.
    Sie richtete ihre Augen auf ihn und schenkte ihm ein müdes Lächeln. Benton trug einen Pullover mit rundem Halsausschnitt über einem Hemd aus Oxford-Stoff, dessen Ärmel hochgekrempelt waren. Ihr fiel auf, dass sie ihn noch nie in etwas anderem als einem Anzug gesehen hatte. Aus dem Lichteinfall war zu schließen, dass es später Vormittag war. Sie stützte sich auf einen Ellbogen auf.
    » Benton « , hob sie an.
    Er erwiderte ihr Lächeln mit müden Augen und hob eine Hand. » Möchtest du etwas Kaffee? Ich wollte gerade einen machen. «
    » Ja, gern « , sagte sie und rieb sich mit den Fingerspitzen über die Lider. » Vielen Dank. «
    Er nickte, stand auf und verschwand im Flur. Sie hörte muntere Küchengeräusche, Geschirr klapperte, Wasser lief. Ein Kessel begann zu pfeifen. Sibyl wartete. Sie genoss es, einfach dazuliegen und zu beobachten, wie die Sonne sich allmählich in den Raum stahl.
    Als er wieder auftauchte, hatte er ein Tablett dabei, auf dem eine silberne Teekanne, zwei Tassen mit Untertassen und Löffeln sowie zwei Schalen mit Hafergrütze, Butter und braunem Zucker standen. Sibyl rappelte sich hoch. Wortlos gab er in eine der Tassen Zucker und genau zwei Tropfen Milch und reichte sie ihr. Irgendwann hatte er offenbar die akribische Genauigkeit bemerkt, mit der sie ihren Kaffee süßte, denn er fragte nicht einmal nach. Sie nahm die Tasse dankbar entgegen und nippte daran. Seine Wärme brachte etwas Farbe in ihre Wangen zurück, und sie seufzte vor Genuss.
    Er machte Anstalten, ihr die Schale mit Hafergrütze zu reichen, doch sie lehnte aus reiner Gewohnheit sogleich ab. » O nein, ich bringe nichts hinunter. «
    Er zog finster die Brauen zusammen. » Ich weiß, dass du wach warst, als der Doktor hier war. Und das bedeutet, du weißt, dass es über das Essen keine Diskussionen gibt. Iss. «
    » Aber ich … « Sie verstummte und blickte missmutig auf die Hafergrütze. Der Zucker war geschmolzen und bildete eine appetitliche Pfütze aus braunem Sirup. Sie spürte, wie ihr das Wasser im Mund zusammenlief.
    Er warf ihr einen scharfen Blick zu. » Glaub bloß nicht, ich wüsste nicht, was Sache ist. Aber du kannst nicht immer alles unter Kontrolle haben, Sibyl. Jetzt komm schon. Iss. Es ist nur ein bisschen Hafergrütze. «
    Verlegen,

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