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Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Nichts anderes hatte ich im Sinn, als ich auf Sie zutrat. « Er reichte beiden Frauen den Arm, und unter allgemeinem Raffen der Röcke holten sie noch einmal tief Luft und stiegen die große Treppe zum Speisesaal hinab.
    Während Eulah mit Deckie über die Wunder einer Spritztour mit dem Automobil durch den Bois de Boulogne und über die modischen Eskapaden der Pariser Frauen plauderte, stockte Helen der Atem, als sie die glitzernde Szenerie erblickte, die sich vor ihr entfaltete. Die Treppe selbst war schon ein kleines Wunder und hätte wohl besser in ein Pariser Hotel als auf einen Ozeandampfer gepasst. Sie war aus edlem Holz geschnitzt – Lan hätte bestimmt gewusst, aus welchem genau, und sich wahrscheinlich abfällig über die Verschwendung geäußert, bei der Ausstattung eines Schiffes solch teure Hölzer zu verwenden. Wie die meisten Männer, die zur See gefahren waren, konnte auch Lan sehr eigensinnig sein, wenn es um Vergnügungsreisen ging. Doch daran gab es nichts zu rütteln: Eulahs Europareise war ein Muss gewesen. Wenn er die Veränderungen sah, welche die Fahrt bei seiner jüngsten Tochter bewirkt hatte, wenn er bemerkte, wie Europa ihr den letzten, eleganten Schliff gegeben hatte, dann würde Lan Helen beipflichten, da war sie sich sicher.
    Das Treppenhaus war mit Schnörkeln verziert und wurde von einer Putte beleuchtet, die auf der Brüstung in der Mitte angebracht war und eine elektrische Fackel trug. Darüber schwebte eine beleuchtete Kugel aus Buntglas, in Schmiedeeisen eingefasst, die Helen an die gewundenen Blattmuster der Einkaufsarkaden an der Rue du Faubourg erinnerte. Am Fuße der großen Treppe hing eine große Uhr mit römischen Ziffern und spitzen Zeigern, deren Zifferblatt sich inmitten des reichen Schnitzwerks eher klein ausnahm. Helen betrachtete die Uhr, während sie die letzten Treppenstufen zurücklegten; wahrscheinlich war es dieser Zeitmesser gewesen, der sie zum Essen gerufen hatte. Helen runzelte verwirrt die Stirn.
    » Mr Emerson « , sagte sie und unterbrach damit Eulahs begeisterte Schilderung ihrer Begegnung mit einem Opernsänger, den sie am Vorabend ihrer Abreise nach England in einem Café erspäht hatte.
    » Ja, Mrs Allston? « , erwiderte ihr Begleiter, bemüht um eine saubere Aussprache.
    » Ist mit der Uhr da drüben etwas nicht in Ordnung? « , fragte sie und nickte in Richtung des Zeitmessers.
    » Nein, ich denke nicht. « Er lachte und schloss mit ihr auf. » Das Schiff ist funkelnagelneu, wissen Sie. Wie heißt doch gleich noch das Wort, das Seebären dafür verwenden? Tipptopp? «
    Eulah kicherte, rammte ihren Ellbogen in Mr Emersons Seite, und Helens Stirnrunzeln vertiefte sich. Irgendetwas störte sie an der Uhr. Sie kam ihr seltsam vertraut vor, obwohl sie sie doch noch nie gesehen haben konnte. Außerdem konnte sie beim besten Willen nicht erkennen, welche Uhrzeit sie anzeigte. Auch diese Verwirrung war ihr irgendwie vertraut; bestimmt würde ihr später einfallen, woran das alles sie erinnerte. Jedenfalls war es eine sehr seltsame Erfahrung.
    Genau in diesem Moment kam ein älteres Paar, das Helen vom dienstäglichen Vortragsabend kannte, auf dem Weg nach oben in die Lounge der ersten Klasse an ihnen vorbei, und sie kehrte in die Wirklichkeit zurück. Die beiden verbeugten sich, und sie nickte und stellte ihnen ihre Tochter und Mr Emerson vor. Die Gruppe erging sich ein paar Momente lang in allgemeinem Lob über die Schönheiten des Schiffes, über das öde Einerlei des Lebens an Bord, über die Freude, die es bereitete, überall im Ausland auf Bostoner Bekannte zu stoßen, über die elenden Lebensbedingungen der papistischen Bauern im ländlichen Italien und über die große Erleichterung, nach Boston zurückzukehren, wo man endlich wieder eine anständige Mahlzeit vorgesetzt bekam.
    » Hör nur, Mutter, wie herrlich! « , rief Eulah aus, als sie sich endlich von dem älteren Paar verabschiedet hatten. Das Salonorchester hatte zu spielen angefangen, und sie schritten durch die Empfangshalle und gelangten schließlich in den herrlichen Speisesaal, der in festlich steifem weißem Leinen gedeckt war. Kleine Kerzen warfen ein warmes, funkelndes Licht auf das schwere Silberbesteck, und der Saal war erfüllt von Grüppchen murmelnder Gäste. Am Ende der Empore drehten sich bereits einige Paare tanzend im Kreis, die Männer allesamt wie aus dem Ei gepellt in ihren stattlichen Abendanzügen.
    Und erst die Frauen! Helen lächelte, als sie den Blick über all die

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