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Die Frauen von Ithaka: Roman (German Edition)

Die Frauen von Ithaka: Roman (German Edition)

Titel: Die Frauen von Ithaka: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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heim. Aber vom heutigen Tag an kannst du sicher sein, dass er wieder nach Hause kommt. Aber das ist noch nichts«, sagte sie und schob den Tiegel mit der teuren Salbe zurück in die Alabasterhülle, die sie immer am Gürtel trug.
    »Nichts?«, fragte ich, und mein Herz schlug mir bis zum Hals. »Was kann noch wichtiger sein?«
    Mir versagte beinahe die Stimme. Später dachte ich oft an diesen Augenblick. Die Nachricht – nach anderthalb Jahrzehnten die erste verbürgte Nachricht darüber, dass er heimkehren würde – erfüllte mich mit wilder Freude und zugleich mit Furcht. Und in der denkwürdigen Nacht, in der ich wieder neben meinem Mann im Bett lag und seinem Herzschlag lauschte, erinnerte ich mich wieder an diese Furcht.
    Aber ich fragte sie nur vorsichtig aus, weil ich wusste, dass die Überbringerin der Nachricht, meine göttliche Freundin, in meinen Mann verliebt war. Über diese Neigung habe ich viel nachgedacht. Ich weiß nicht ganz genau, ob sie ein Verhältnis miteinander hatten. Für die Göttinnen ist es nicht einfach, mit einem irdischen Menschen zusammen zu sein, nicht einmal, wenn dieser Mensch göttlicher Abstammung ist. Die Schwierigkeiten sind vielfältig: teilweise sind es rituelle, teilweise aber auch andere, biologische. Als Frau weiß ich jedoch sehr wohl, dass die sanfte Sorge unserer göttlichen Freundin, mit der sie meinen Mann daheim und in der Fremde umgab, nicht ganz uneigennützig war. Ich war nicht eifersüchtig – Athene hatte damals schon etwas zugenommen, wie veranlagungsbedingt alle Frauen ihrer Familie –, aber ich war auf der Hut. Ihr vornehmer Rang unter den Himmlischen, ihre berufsmäßige Jungfräulichkeit (über diese wurde viel geredet, aber es wäre unter meiner Würde, all das weiterzugeben, was ich irgendwann über Athenes Jungfräulichkeit gehört habe) und ihre eigentliche Aufgabe, die Helden, Gelehrten und Künstler zu beschützen … all das hätte mich von der Uneigennützigkeit ihres Interesses für meinen Mann überzeugen können. Ich kannte jedoch meinen Mann. Und ich kannte die Göttinnen … Mit vorgetäuschter Gleichgültigkeit beobachtete ich sie vorsichtig. Im langen Reigen der Frauen machte eine Göttin mehr oder weniger – so dachte ich – keinen großen Unterschied.
    »Wir haben erfahren, wo er sich aufhält!«, sagte meine jungfräuliche Freundin. Mit ihren Eulenaugen sah sie mir tief und etwas schielend in die Augen. In solchen Momenten ähnelte sie wirklich einer dicken, alten Jungfer. Sie weinte schnell … Mein Mann nannte sie, etwas undankbar – wie er im Allgemeinen über Frauen und Göttinnen sprach – einmal eine Pute und sagte, diese alte Jungfer leide an einer gestörten Drüsenfunktion.
    Jetzt erzählte sie alles. Was ich hörte, ärgerte mich. Ich muss zugeben, von Kalypso wusste ich bislang nichts. Diese verworfene alte Frau hatte ihr Geheimnis und meinen Mann sieben Jahre lang wohl gehütet. Dass die Nymphen junge Männer rauben und sie zu Liebeszwecken im Wald, tief in felsigen Höhlen, festhalten, war mir nicht neu. Aber ich verstand nicht, wie es Kalypso gelingen konnte, Ulysses, diesen starken und stolzen Mann, festzuhalten. Als Athene in ihrer Erzählung da angekommen war, dass Hermes meinen Mann gesehen hatte, wie er auf einem Felsen saß und vor Kummer weinte, weil er seiner betagten, schöngelockten Gastgeberin jede Nacht mit seiner Manneskraft dienen musste, da brach es mir fast das Herz. Mein Mann, der Held von Troja, wurde sieben Jahre lag von einem altem Weib ausgehalten, bekleidet, gespeist und benutzt wie ein Lustknabe! Obwohl ich kurz davor war, loszuheulen, bemühte ich mich, Ruhe vorzutäuschen. Meine göttliche Freundin beachtete mich nicht, sondern fuhr begeistert und aufgeregt fort. Schadenfreude und gespielte Empörung mischten sich in ihren Ton, so wie bei allen Frauen, die etwas Pikantes über den Mann, in den sie heimlich verliebt sind, erfahren.
    »Seit sieben Jahren«, sagte sie merkwürdig zufrieden, »seit sieben Jahren benutzt diese alte Nymphe deinen Mann, Penelope. Hermes sagt, er besteht nur noch aus Haut und Knochen. Stell dir das nur vor! Natürlich habe ich alles über diese gemeine Person in Erfahrung gebracht. Sie stammt aus der Familie der Wassernymphen. Weben und spinnen kann sie meisterhaft, wie die Nymphen und ihre Abkömmlinge im Allgemeinen.« Den boshaften Seitenhieb musste sie wohl anbringen. Ich schlug die Augen nieder und wurde rot. »Verzeihung!«, bat sie mich mit geheuchelter

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