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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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im Hals, als sie verschwand.
    Mrs Fontaine lächelte zwar, aber ich fragte mich, ob sie mich nicht schon beurteilt und für unzulänglich befunden hatte. Sie faltete die Hände und sah mich nachdenklich an. »Cecelia Rose, als ich mir deine Zeugnisse angesehen habe, war ich ganz schön überrascht. Positiv überrascht. Das ist selten, dass eine Schülerin in so vielen Fächern so gut ist.«
    Ich atmete aus und entspannte mich ein bisschen. »Danke, Ma’am.«
    Mrs Fontaine zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und deutete auf den Stuhl neben sich. Ich nahm Platz und klemmte die Hände zwischen die Knie, damit sie nicht sah, wie ich zitterte. Wir saßen so nah beieinander, dass ich die Mottenkugeln wieder roch.
    »Wir haben hier in Rosemont ein besonderes Angebot – Advanced Language Arts. Die Lehrerin ist Mrs Boland, und sie hätte dich sehr gern in ihrer Klasse. Sie wollte dich am liebsten heute schon kennenlernen, hatte aber leider einen anderen Termin.«
    In diesem Moment ging die Tür auf, und Tante Tootie kam herein. Mrs Fontaine stand auf und legte mir die Hand auf die Schulter. »Dann lasse ich Sie mal allein, damit Sie sich noch unterhalten können. Wenn Sie noch Fragen haben, kommen Sie ruhig in mein Büro.«
    Als Mrs Fontaines Schritte verklungen waren, lehnte Tante Tootie sich an einen Tisch und sah mir ins Gesicht. »Also, Liebes, ich finde, diese Schule bietet wirklich wunderbare Möglichkeiten. Aber was ich finde, ist nicht wichtig, wichtig ist, was du meinst.«
    Ich kaute auf meiner Unterlippe und sah zu den Bildern der ausgezeichneten Schülerinnen, die über der Tür hingen. Sie sahen auf mich herab, als warteten sie, was ich zu sagen hätte. Ich holte tief Luft und sah Tante Tootie in die Augen. »Ich finde die Schule toll, aber … meinst du, ich würde hier reinpassen, wo ich doch aus dem Norden komme und so? Meinst du, die Mädchen würden mich leiden können?«
    Sie lächelte und nickte. »Na klar glaube ich das. Du hast doch so viel Liebenswertes.«
    Ich knibbelte an meinen Fingernägeln, Angst überkam mich.
    »Was ist denn, Schatz?«
    »Wenn jemand mich fragt … wegen Momma oder Dad, was soll ich denn dann sagen?«
    Tante Tootie setzte sich neben mich. »Cecelia Rose, der Mensch ist von Natur aus neugierig. Sie werden dich dein ganzes Leben lang immer wieder nach deiner Vergangenheit fragen. Und wenn sie das tun, dann sag doch die Wahrheit, ganz einfach – dass deine Mutter gestorben ist und dein Vater beruflich herumreist und du deswegen bei mir lebst. Mehr brauchst du gar nicht zu sagen, Schatz. Alles ist gut, solange du dafür sorgst, dass es gut ist. So, und dann gibt es etwas, von dem ich finde, dass du drüber nachdenken solltest. Etwas Wichtiges. Und ich verspreche dir, es wird dir dein ganzes Leben lang nutzen. Ich werde dir etwas sagen, was meine Mutter vor sehr langer Zeit zu mir gesagt hat.«
    Das Gesicht meiner Tante war so ernst, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, was sie mir wohl sagen würde.
    Sie nahm meine Hand und sah mir in die Augen. »Was wir über uns selbst denken, bestimmt, was andere über uns denken.«
    Ich ließ ihre Worte auf mich wirken, als wir uns da gegenüber saßen und uns ansahen. »Bei dir klingt das so einfach.«
    »Weißt du was, Liebes? Wenn man sich wirklich zu dieser Erkenntnis durchgerungen hat, dann ist es auch einfach. Also, würdest du gern hier zur Schule gehen?«
    Ich holte tief Luft. »Ja, Ma’am.«
    Sie stand auf und nickte zur Tür. »Na dann – wollen wir zu Mrs Fontaine gehen und ihr sagen, dass du ihre neueste Schülerin bist?«
    Ich war so glücklich, dass ich fast vom Stuhl aufsprang.
    Mrs Fontaine freute sich und versicherte Tante Tootie und mir, dass keine von uns enttäuscht werden würde. »Dann wollen wir dich mal messen, damit ich deine neue Uniform bestellen kann«, sagte sie und holte ein Maßband aus ihrer Schublade.
    Nachdem sie meine Maße genommen hatte, füllte Tante Tootie ein paar Formulare aus und unterschrieb einige Papiere. Als wir gerade gehen wollten, kam ein Mann in Anzug und Krawatte durch die offene Tür. Neben ihm stand ein Mädchen, das ungefähr so groß war wie ich, mit unglaublich grünen Augen hinter einer altmodischen goldenen Brille. Lockiges rötlich-braunes Haar fiel ihr auf die Schultern, und auf Nase und Wangen hatte sie ein paar blasse Sommersprossen. Ihr Gesicht war rund und voller Fragen.
    »Entschuldigung«, sagte der Mann. »Die Tür war offen …«
    »Oh, kommen Sie doch bitte

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