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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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dass sie mich lieb hat. Also, nicht genau die Worte ich hab dich lieb , sondern sie sagte: »In der Küche scheint die Sonne gar nicht, wenn du mich nicht anguckst.«
    Das war das Schönste, was sie überhaupt hätte sagen können.
    Doktor O’Connor, der nach Pfeifentabak roch und aussah wie Jack Benny, kam jeden Tag. Er drückte mir ein kaltes Stethoskop auf die Brust, maß meinen Puls und fragte mich, wie es mir ging. An einem klaren blauen Dienstagmorgen untersuchte Doktor O’Connor mich noch einmal von Kopf bis Fuß. Dann zog er den Reißverschluss seiner braunen Ledertasche zu und verkündete Tante Tootie: »Ihre Kleine braucht keinen Arzt. Was sie braucht, ist ein bisschen Sonne und Bewegung.« Er zwinkerte mir zu, kniff mir sanft in die Zehen und ging.
    Das Schneeflockenzimmer war zu groß und zu schick und vor allem zu weiß. Ich kam mir vor, als wäre ich in einer immerwährenden Hochzeit gefangen. Ich vermisste mein kleines Baumhauszimmer mit den fröhlichen Farben und dem Blick in den immer wieder sich verändernden Himmel, und ich war froh, dass Tante Tootie sagte, ich sei gesund genug, um in den zweiten Stock zurückzukehren.
    Als ich die Treppe hinaufging, war ich noch etwas wacklig auf den Beinen, aber es fühlte sich gut an, aufgestanden zu sein und herumzulaufen. Ich duschte und wusch mir die Haare, und dann zog ich mich an. Ich nahm Das Mädchen mit den roten Haaren aus dem Bücherregal neben meinem Bett und ging die Treppe hinunter.
    Oletta war in der Speisekammer beschäftigt und sah mich nicht in die Küche kommen. Ich setzte mich auf einen Barhocker neben dem Hackklotz und wartete. Oletta bemerkte mich nicht, als sie mit einer Tüte Mehl in der Hand aus der Speisekammer kam, und sie bemerkte mich immer noch nicht, als sie sie auf dem Tresen abstellte und zum Ofen schlurfte, um nach dem Brot zu sehen, das dort buk.
    Ich schlug das Buch beim ersten Kapitel auf und fing an, laut zu lesen. »Das Licht im Bullauge ging an und aus. Das musste ein Zeichen sein …«

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Kapitel 24
    D ie Tage vergingen, und ich kam zu Kräften. Oletta machte mir all meine Lieblingsgerichte – überbackene Käsesandwiches, Bananenbrot und dicke Buttermilchpfannkuchen. Sie verbrachte sogar einen ganzen Montagnachmittag damit, eine Schokoladentorte mit sieben Schichten zu machen. Tante Tootie, die kaum aus dem Haus gegangen war, solange ich mich nicht erholt hatte, kümmerte sich wieder eifrig darum, alte Häuser vor dem Abriss zu bewahren. Aber nach dem Abendbrot war sie immer für mich da, und wir unterhielten uns, gingen spazieren oder sahen zusammen fern.
    Wenn ich abends ins Bett ging, lag ich nicht mehr wach vor lauter Angst, dass ich Mommas Krankheit geerbt haben könnte. Teile meines Lebens in Willoughby fingen an zu verblassen, ungefähr so wie ein Albtraum seine Macht verliert, wenn man den Mut hat, im Dunkeln die Hand auszustrecken und das Licht anzumachen. Ich war immer noch ein bisschen aufgeregt wegen der Schule und meiner Klassenkameradinnen, aber wenn diese Sorgen zu mächtig wurden, dann stellte ich mir Olettas energischen Blick vor, wenn sie das Kinn hob und sagte: »Heute ist der Tag, an dem du dir deine Kraft zurückholst.«
    Eines Abends beim Essen verkündete Tante Tootie, dass wir am nächsten Morgen die Rosemont School for Girls besichtigen würden. Als ich ins Bett ging, prickelte mir der ganze Körper vor lauter Aufregung und Angst, und am nächsten Morgen wachte ich früh auf und überlegte, was mich wohl erwarten würde. Nach dem Frühstück verbrachte ich lächerlich viel Zeit damit, Kleider aus dem Schrank zu ziehen und sie mir anzuhalten und mich schließlich für ein rosa Trägerkleid mit weißer Bluse zu entscheiden. Ich band mir ein Band um den Pferdeschwanz, machte die Schnallen meiner Schuhe zu und ging in den Salon hinunter.
    Kurz darauf kam Tante Tootie in einem blauen Leinenkostüm und passendem Hut die Treppe herunter. »Oh Cecelia, du siehst zauberhaft aus. Bist du bereit, zur Schule zu gehen?«
    Ich nickte, war aber zu aufgeregt, um etwas zu sagen. Auf dem Weg zur Garage erlebte ich einen dieser Momente, in denen man so wach und offen ist, dass die Luft glitzert, wenn man hindurchgeht.
    Die Rosemont School for Girls war ein dreistöckiges Backsteingebäude mit hohen Fenstern und einer grün gestrichenen Tür. Drum herum verlief eine üppige Hecke um einen ordentlich gemähten Rasen. Als wir aus dem Auto ausstiegen, sagte Tante Tootie: »So, Cecelia, heute ist dein großer

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