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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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Tag.«
    Ich traute mich kaum zu atmen, als wir auf den Eingang zugingen. »Ist das nicht prachtvoll? Es war mal ein Privathaus. Ich weiß, von vorne sieht es aus, als wäre es viel zu klein für eine Schule, aber hinten ist noch ein großer Anbau. Siehst du gleich, wenn wir einen Rundgang machen. Also, lass uns mal reingehen, dann kannst du dir ein Bild machen.« Sie nahm meine Hand und schob die Tür auf.
    Es sah ganz und gar nicht aus wie in einer Schule, mit der hohen Decke, den Mahagoni-Elementen und den leuchtenden Bleiglasfenstern. In Savannah hatte ich den Geruch von Reichtum kennengelernt, und die Wände dieser Schule verströmten ihn unverkennbar. Die Vorstellung, eine Privatschule zu besuchen, hatte zwar zunächst großartig geklungen, aber jetzt war ich nicht mehr so sicher. Die Rosemont School for Girls war eindeutig nur für die Besten gedacht, für die Allerklügsten und Allerintelligentesten und Allerreichsten.
    Wenn ich auf diese Schule gehe, merken die anderen Mädchen doch, dass ich nicht hierhin gehöre.
    Doch bevor dieser Gedanke mich hinunterziehen konnte, schob Tante Tootie mich in einen kleinen, hell erleuchteten Warteraum. Eine weißhaarige Frau mit rosigen Wangen öffnete eine Tür und kam herein. Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd. »Hallo, guten Morgen, Tootie. Was für ein schöner Tag.«
    Tante Tootie schüttelte der Frau die Hand. »Ja, es ist wirklich schön jetzt, wo es nicht mehr so schwül ist. Das ist meine Großnichte, Cecelia Rose Honeycutt, und Cecelia, das ist Mrs Iris Fontaine, die Direktorin dieser wunderschönen Schule.«
    Mrs Fontaine lächelte und nahm meine Hand. »Cecelia, willkommen an der Rosemont. Ich habe mich wirklich schon sehr auf dich gefreut.«
    Ich wurde rot, und als ich den Mund aufmachte und Danke, Ma’am sagen wollte, kann nur ein Unverständliches »Tank-mam« heraus.
    Am liebsten wäre ich im Boden versunken.
    Tante Tootie warf mir einen seltsamen Blick zu, aber Mrs Fontaine lächelte nur und sagte: »Kommen Sie doch bitte in mein Büro, da können wir uns in Ruhe unterhalten.«
    Die graue Strickjacke, die sie sich um die Schultern gelegt hatte, roch ganz zart nach Mottenkugeln. Mrs Fontaine führte uns in ein mit Mahagoni vertäfeltes Zimmer, in dessen Mitte ein großer Schreibtisch stand, und erzählte uns stolz die Geschichte der Schule und ihrer Verdienste, und dann nickte sie zur Tür hin. »Ich würde dir gerne zeigen, was wir zu bieten haben, Cecelia. Möchtest du einen Rundgang machen?«
    »Ja, Ma’am.«
    Tante Tootie zwinkerte mir zu, als wir Mrs Fontaine durch die Tür folgten.
    An den Wänden im Erdgeschoss hingen gerahmte Fotos der Schülerinnen, alle in Schottenröcken und Blazern mit einem Wappen auf der Brusttasche.
    Perfekte kleine Südstaatenschönheiten .
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und betrachtete ihre Gesichter. Sie waren die Sorte Mädchen, die auf akkurat gemähtem Rasen Krocket spielten, mit glühenden Gesichtern, denen man die Sorglosigkeit der Privilegierten ansah. Ich berührte meine Wange und überlegte, was ich tun musste, um etwas Vergleichbares auszustrahlen. Ich weiß nicht, wie lange ich die Bilder dieser Mädchen mit den frischen Gesichtern betrachtete, aber ich war ganz verblüfft, als Tante Tootie vom anderen Ende des Gangs nach mir rief. »Cecelia Rose, komm, Schatz, wir gehen nach oben!«
    Nachdem wir eine Runde durch die Klassenzimmer und den Kunsttrakt gedreht hatten, zeigte Mrs Fontaine uns die neue Bibliothek, die so wundervoll war, dass es mir die Sprache verschlug.
    »Sie ist erst im März fertig geworden«, sagte Mrs Fontaine und zeigte auf die massiven Bücherregale und die Reihen von Studiertischen. »Wir sind ganz schön stolz darauf.«
    Tante Tootie legte die Hand an die Seite eines polierten Regals. »Das können Sie auch sein, Iris. Es ist wundervoll.«
    »Sie haben drei komplette Enzyklopädien?«, fragte ich und ließ den Blick über ein Regal voller Nachschlagewerke gleiten.
    Mrs Fontaine nickte. »Ja, und wir haben eine ganze Abteilung mit großer amerikanischer Literatur und Kunst.«
    »Ist das nicht wundervoll, Cecelia?«, sagte Tante Tootie. Dann wandte sie sich an Mrs Fontaine. »Iris, wo kann ich mir denn mal die Hände waschen?«
    »Am Ende des Gangs, links.«
    »Danke.« Sie sah mich an und sagte: »Ich bin gleich wieder da, Schatz.«
    Ich wollte nicht, dass sie ging, aber mir war klar, dass es ganz schön kindisch gewirkt hätte, wenn ich mitgegangen wäre. Ich bekam einen Kloß

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