Die Frauen von Savannah
ging. Schon der Gedanke daran, mit Miz Goodpepper allein zu sein, ließ mich verstummen.
Ich ging unter einer riesigen immergrünen Eiche hindurch und fand ein kleines Loch in der Hecke, umrankt von moosigen Zweigen. Ich holte tief Luft und trat in Miz Goodpeppers Garten. Dankbar, dass sie nicht zu sehen war, ging ich den Weg entlang, der zu ihrer hinteren Veranda führte, und hoffte, ich könnte den Teller dort abstellen und gleich wieder verschwinden.
Der Garten war ein Farbenmeer. Ich hatte noch nie so viele Blumen auf einem Fleck gesehen. Über die extravagante Pracht hinweg wehte klassische Musik. Ich wusste nicht, woher sie kam, aber es war, als wäre in dem üppigen Grün ein Orchester versteckt. Ich ging unter einer weinumrankten Pergola hindurch, und dann war Miz Goodpeppers Haus in Gänze zu sehen. Es war ein riesenhaftes Monstrum aus grauem Stein, das eher aussah wie ein Mausoleum als wie etwas, in dem tatsächlich jemand lebte.
Ich zuckte zusammen, weil ein Schrei ertönte. Ich drehte mich um, und da stand ein Pfau in einem sonnigen Fleck auf dem Rasen. Er war so schön, dass ich unwillkürlich die Luft anhielt. Ich stand ganz still, als er ein paar zögerliche Schritte auf mich zu machte, dann stehen blieb, den Kopf zur Seite legte und mich von Kopf bis Fuß betrachtete. Ich nahm an, ich gefiel ihm nicht besonders, denn er ließ seine Federhaube sinken und stolzierte davon.
Ich hörte ein Platschen und ein Gurgeln, dann tauchte Miz Goodpeppers Kopf über einer dicken Hecke auf. Ihr Haar war klatschnass.
»Ach, was für eine nette Überraschung«, sagte sie und wickelte sich ein Handtuch um den Kopf. »Ich ziehe mir eben was an, bin sofort da.«
Kurz darauf tauchte sie in einem blassen, silberblauen Satinmorgenmantel und irisierenden rosa Flip-Flops auf. Als sie meinen Blick bemerkte, kräuselten sich ihre Lippen leicht. »Ich nehme an, du hast noch nie eine Freiluft-Badewanne gesehen«, folgerte sie und zog den Gürtel strammer. Sie zeigte auf einen perfekt gestutzten Durchlass in der Hecke. »Komm ruhig gucken.«
Ich trat ein paar Schritte vor und schaute hinein. Auf einer dicken grauen Marmorplatte stand eine bemooste Badewanne mit Klauenfüßen. Seifenschaum strudelte den Abfluss hinunter und gurgelte. Neben der Wanne stand eine lebensgroße Marmorstatue einer nackten Frau mit ausgestreckten Armen. Über einem hing ein feuchtes Handtuch.
Miz Goodpepper sah ihre Badewanne liebevoll an. »Charmant, oder? Ich nenne es mein geheimes Gartenbad. Irgendwann musst du mal rüberkommen und es ausprobieren. Ich liege besonders gerne nachts drin. Nichts ist so entspannend wie ein heißes Bad unterm Sternenhimmel.« Sie nickte dem Pfau zu. »Louie hast du also auch schon kennengelernt. Er ist wirklich hübsch, allerdings nicht besonders gesellig. Er gehört einer Nachbarin, aber er kommt oft zu mir.« Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu. »Louie ist ein Voyeur. Er guckt immer gern durch die Hecke, wenn ich bade.«
Ich wusste nicht, was ich zu ihrem geheimen Gartenbad oder dem voyeuristischen Pfau sagen sollte, also hielt ich ihr den mit Folie bedeckten Teller hin. »Die sind von Oletta.«
»Danke, Liebes«, sagte sie und deutete mit einer eleganten Geste auf ihr Haus. »Herzlich willkommen, Cecelia. Komm doch rein.«
Ein laues Lüftchen ließ den Morgenmantel um ihre Knöchel flattern und brachte den schwachen Duft von Seifenschaumbad mit. Louie schrie markerschütternd und ging in die entgegengesetzte Richtung davon.
Als wir Miz Goodpeppers Küche betraten, sah ich auf meine zerknitterten Shorts und die staubigen Red Ball Jets hinunter. Ich fühlte mich ungepflegt. Wie Duffy Duck neben einem stolzen Kanadareiher. Miz Goodpepper griff nach meiner Hand und zog mich einen langen, kühlen Flur entlang.
»Das hier ist die Bibliothek«, sagte sie und trat in ein Zimmer, das nach altem Leder und Büchern roch. Über einem riesigen Kamin hing ein verblasstes Foto eines Offiziers, der bedrückt durch das Glas starrte. Vor den Fenstern hingen keine Vorhänge, sondern Kristallprismen an unterschiedlich langen Fäden, die an den Fensterrahmen genagelt waren, Hunderte, in allen Größen und Formen. Sie fingen das Nachmittagslicht ein und warfen winzige Regenbögen auf Wände und Decke. An einem Haken neben einem Fenster hing ein goldener Vogelkäfig mit offener Tür.
»Haben Sie einen Wellensittich?«, fragte ich und sah mich in dem Raum um.
»Oh Himmel, nein. Ich würde nie einen Vogel in einen Käfig
Weitere Kostenlose Bücher