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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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ich konnte nicht. In mir war eine Tür zugegangen, als Momma starb, und was auch immer sich dahinter verbarg, ich wusste, dass sie zubleiben musste. Ich fühlte mich egoistisch und klein, wenn ich meine Tante durchs Küchenfenster beobachtete. Sie hatte mir so großzügig so viel gegeben, und trotzdem war ich nicht in der Lage, mich einfach nur neben sie zu setzen.
    Aber eines Morgens, als ich gerade rausgehen und ein paar Fotos machen wollte, hörte ich ein Klacketiklack. Tante Tootie kam mit ihrem rostigen Gartenwagen um die Hausecke. Ein Windstoß riss ihr den Strohhut vom Kopf und trug ihn davon. Ich legte meine Kamera hin, rannte die Stufen hinunter und jagte ihm bis zum anderen Ende des Rasens nach.
    Als ich meiner Tante den Hut zurückbrachte, standen wir einander gegenüber. Dann schaute sie in den Himmel. »Lucille mochte starken Wind. Sie sagte immer, da würde die Natur einem alle Sorgen wegpusten.«
    Der nächste Windstoß rüttelte an uns. Tante Tootie lächelte. Ich lächelte ebenfalls. »Soll ich dir helfen?«, fragte ich.
    »Ach Liebes, das wäre toll.«
    Ich griff nach dem Metallgriff des Wägelchens und gemeinsam gingen wir in den Schattengarten.

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Kapitel 11
    E s war ein warmer Donnerstagabend. Tante Tootie und ich hatten zu Abend gegessen, und sie hatte sich mit ihrer Stickarbeit in den Sessel im kleinen Wohnzimmer gesetzt und eine Wiederholung der The George Burns and Gracie Allen Show angemacht. Ich hatte keine Lust auf Fernsehen, und so ging ich auf die hintere Veranda und fing eines der Bücher von Miz Goodpepper an.
    Ich mochte diese Abendstunde, wenn alles weich wurde und nicht mehr so harte Konturen hatte wie am Tag, und wenn der richtige Wind ging, murmelten die Eichen sanfte grüne Worte über den schattigen Rasen. Mit einem Buch im warmen Lichtkreis der Leselampe zu sitzen, war meine liebste Art und Weise, den Tag zu beenden.
    Ich las Der Ruf der Wildnis und fand zwischen den Seiten ein Stück Papier, das aussah wie ein alter Geldschein. Er war verblasst und trocken, und in der Mitte war ein Segelschiff. Über dem Schiff stand das Wort Confederate . Ich ging ins Haus, um es Tante Tootie zu zeigen, aber sie schlief in ihrem Sessel tief und fest. Ich schaltete den Fernseher aus und ging auf die Veranda zurück.
    Die weißen Blüten von Miz Goodpeppers Rosenbüschen schimmerten im Mondlicht wie winzige Laternen. Direkt hinter der Pergola flatterte etwas. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und sah Miz Goodpepper über ihre Terrasse gehen. Ich wollte ihr das Geld zurückgeben, das ich gefunden hatte, und hüpfte von der Veranda, ging durch das Loch in der Hecke und in ihren Garten. Ich rief leise ihren Namen.
    Sie sah überrascht auf. »Cecelia?«
    »Ja, Ma’am. Ich bin’s. Ich habe eins der Bücher gelesen, die Sie mir geliehen haben, und da habe ich etwas drin gefunden.« Ich reichte ihr das Geld. »Da steht ein Datum drauf, 1861. Das ist noch älter als das Buch.«
    Sie hielt einen Pfannenwender aus Gummi in der einen Hand und ein Einmachglas in der anderen. Sie legte beides beiseite und nahm den Geldschein entgegen. »Der hat meinem Großvater gehört«, sagte sie und strich den Schein zwischen ihren schlanken Fingern glatt. »Er mochte altes Papiergeld – hat es immer als Lesezeichen benutzt. Jetzt ist er schon fast dreißig Jahre tot, aber ich finde immer noch alte Geldscheine in seinen Büchern.«
    Sie bedankte sich, dass ich das Geld zurückgebracht hatte, und steckte es in die Tasche ihres smaragdgrünen Kaftans. »Oh, guck mal, da ist eine große!«, sagte sie und griff nach dem Pfannenwender und dem Weckglas. Sie eilte zur Steinmauer, bückte sich und hob etwas auf. »Die hier wird jede Menge Schaden anrichten.« Sie klopfte mit dem Pfannenwender an den Rand des Glases, und etwas von der Größe eines Würstchens fiel hinein. »Das ist echt Rekord. Ich habe heute schon mindestens zwölf Stück gesammelt.«
    »Was ist das?«, fragte ich.
    Sie hielt das Glas ins Mondlicht. »Schnecken. Das sind ganz schlimme Dinger, diese lautlosen Gartenzerstörer. Wobei sie auf ihre schleimige, primitive Weise schon wieder schön sind. Wenn ich den Garten wässere, kommen sie in Scharen raus, aber ich habe mir was überlegt«, sagte sie mit einem kehligen Lachen. »Ich sammle sie auf, und dann machen sie eine hübsche kleine Reise.«
    Ich hatte ein oder zwei Schnecken in Mrs Odells Tomatenbeet gesehen, aber nie so große wie die, die Miz Goodpepper gesammelt hatte. »Was machen Sie mit

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