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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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denen?«
    »Komm mal mit«, forderte sie mich auf und verschwand in der Dunkelheit.
    Wir gingen bis an den Rand des Grundstücks, genau dorthin, wo die ermordete Magnolie einst gestanden hatte. Miz Goodpepper raffte ihren Kaftan zusammen und stellte sich auf den Baumstumpf. Ihr Mund verzog sich zu einem teuflischen Grinsen, als sie eine der Schnecken auf den Pfannenwender schüttelte. Sie hielt mir das Glas hin und sagte: »Kannst du das mal kurz halten?«
    Ich zog die Nase kraus, tat ihr aber den Gefallen.
    Mit der rechten Hand hielt sie den Griff fest, mit der Linken bog sie die Kelle zurück wie bei einer Schleuder. »Guten Flug.« Sie ließ los, und die Schnecke flog durch die Luft und verschwand in der Dunkelheit von Miz Hobbs’ Garten.
    Zwar waren Schnecken mir einigermaßen egal, aber ich fand es grausam, sie so durch die Luft zu schleudern. Außerdem war es das genaue Gegenteil von dem, was Miz Goodpepper mir bei unserer ersten Begegnung erzählt hatte, und ich konnte mich nicht beherrschen, das zu sagen. »Miz Goodpepper, Sie haben doch gesagt, man darf nichts umbringen. Sie haben gesagt, das bringt schlechtes Karma. Warum töten Sie die Schnecken?«
    Sie stieß ein tiefes, gehässiges Lachen aus. »Oh, ich bringe sie ja nicht um. Ich schicke sie nur auf Reisen. Schnecken fliegen gerne. Sie freuen sich darauf – es ist der einzige Spaß, den sie haben.«
    Der einzige Spaß, den sie haben?
    Verdattert stand ich da und schaute zu, wie sie die Schnecken eine nach der anderen über die Hecke katapultierte. Als das Glas leer war, trat sie von dem Baumstumpf herunter und lächelte zufrieden. »So, mit etwas Glück fressen diese Schnecken der bösen Hexe bis morgen früh den halben Garten weg.«
    Man hörte ein Quietschen, und ich sah Miz Hobbs die Fliegengittertür öffnen und auf die Veranda heraustreten. Sie riss ein Streichholz an und zündete eine Reihe Kerzen an, die auf dem Geländer standen. Miz Goodpepper bedeutete mir, mich zu ducken, und wir kauerten uns hin und linsten durch die Hecke. Sie stupste mir in die Rippen und flüsterte: »Guck mal, was die anhat!«
    Miz Hobbs trug einen durchsichtigen gelben Morgenrock mit falschen Federn an Ärmeln und Saum. Durch das Kerzenlicht sah ich, dass sie darunter nackt war. Splitterfasernackt.
    Miz Goodpepper flüsterte: »Ist die nicht lächerlich? Sie sieht aus wie das Model des Monats im Geflügelkatalog.«
    In diesem Moment donnerte eine Männerstimme durch die Luft: »Du wildes Stück, Violene!«
    Miz Hobbs drehte sich um, und ein kleiner, stämmiger Mann kam auf die Veranda. Es war nicht mal seine ausgeleierte Unterhose, die mich sprachlos machte. Es war die schwarze Zorro-Maske. An seinem Finger baumelte ein BH . Ich konnte kaum hinsehen, als er ihn kreisen ließ wie ein Lasso.
    »Na komm, Violene, schwing die Hüften!«, johlte er und ließ den BH immer schneller kreisen. »Leg noch einen kleinen Striptease hin.«
    »Hör auf, Earl«, kicherte sie und griff nach dem kreisenden BH , aber er nahm ihn ihr wieder ab und ließ ihn ins Gebüsch segeln. Miz Hobbs kreischte. »Den gehst du jetzt aber holen!«
    »Ich hol mir lieber das hier«, sagte er und griff nach ihrem Po.
    Sie schlug ihm auf die Hand und ging weg. In dem Moment sah ich ihre Füße. Sie steckten in hochhackigen Schuhen mit gelben Feder-Pompons zwischen den Zehen.
    »Komm, Schätzchen, mach noch mal so einen Strip«, bettelte Earl und grapschte nach ihren Brüsten. Miz Hobbs quietschte, und ihre hohen Hacken klapperten über den Holzboden, als sie auf die andere Seite der Veranda rannte.
    »Du schlimmer Junge, Earl«, rief sie von hinter der Schaukelbank. »Wenn du dich nicht benimmst, muss ich dir vielleicht den Hintern versohlen!«
    »Ohhhh Süße, du bist heute so gut drauf.«
    Ich dachte, Miz Goodpepper erstickt gleich, als sie mir in die Seite stieß und flüsterte: »Der mit der Maske ist Earl Jenkins. Er ist Polizist, und außerdem ist er verheiratet. Guck ihn dir bloß mal an. Ich finde ja, er sieht eher aus, als würde er im Handarbeitsladen arbeiten.«
    Ich verstand nicht, was das heißen sollte, aber Miz Goodpepper fand es so lustig, dass sie das Gesicht in den Händen vergrub.
    Earl jagte Miz Hobbs um die Veranda. »Lass mich!«, quiekte sie und rannte die Stufen hinunter. Aber ihre Füße flogen in die Luft, und sie segelte in hohem Bogen hinunter und landete in einem Federgestöber mit einem schrecklichen Bums am Fuße der Treppe.
    Das Gelächter des Mannes verklang in der Nacht,

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