Die Frauen
(die sie in Ermangelung von Alternativen wieder eingestellt hatten) war zu nichts zu gebrauchen, mit wässrigen Augen und einem Gesicht, das die Farbe und Konsistenz des Teiges hatte, den Olgivanna gerade in der Küche aufgehen ließ, schlurfte sie so langsam herum, als hätte sie Blei an den Füßen.
Entnervt - ihre Finger waren steif und ihr kondensierter Atem hing wie ein Schleier vor ihrer Nase, sie hätte genausogut draußen sein können - ließ sie das Kleidungsstück, das sie gerade in der Hand gehabt hatte, fallen, ging zum Kamin und beugte sich ungeduldig zum Feuer hinunter. Einen Moment lang stocherte sie vergeblich darin herum, dann griff sie nach der Zange, holte ein Holzscheit nach dem anderen heraus und legte ihn, angekohlt und noch qualmend, auf den steinernen Kaminsockel.
»Vielleicht liegt es am Rauchabzug«, meinte Mrs. Dunleavy, während sich das Zimmer mit Rauch füllte. Olgivanna lugte in den Kaminschacht hinauf. Soweit sie sehen konnte, war er frei, aber sie klopfte sicherheitshalber trotzdem mit dem Schüreisen gegen die Wände, beugte sich tief in die Öffnung hinein und fuhr mit dem Eisenhaken die Schachtwände hoch, so weit sie konnte, um möglichst viel von dem Ruß und Harz zu lösen. Sie versuchte die Augen dabei geschlossen zu halten, stocherte nach Gefühl, klopfte auf allen Seiten gegen den Stein, bis sie spürte, wie ihr die Rußpartikel auf Haar und Nacken herunterrieselten. Dann kamen größere Stücke, immer mehr, alles war voll Ruß und der Raum von Qualm erfüllt.
Als sie zufrieden war, ließ sie Mrs. Dunleavy Zeitungspapier aus der Speisekammer holen, arrangierte die Scheite um einen Stapel kreuzweise aufgeschichteten Anzündmaterials sorgfältig neu, hielt ein Streichholz daran, und jetzt brannte das Feuer richtig. Der Rauch verzog sich fast unmittelbar, und die beiden Frauen stellten sich direkt vors Feuer, um sich zu wärmen. »Sie sind ganz schmutzig, Ma’am«, sagte Mrs. Dunleavy, aber Olgivanna hörte sie gar nicht. Sie stand einfach nur da, legte Holz nach und wärmte sich die Hände, ihr Haar, das sie morgens zu einem schlichten Knoten gewunden hatte, halb gelöst, ihr Gesicht verschmiert, ihre Hände geschwärzt. An diesem Abend würde es Huhn zum Essen geben, Brathuhn, und in der kommenden Woche Hühnerfrikassee, denn irgend etwas hatte im Hühnerhaus gewütet, ein geschmeidiger nächtlicher Mörder, der nur aus Vergnügen gemetzelt hatte, aus Freude am Chaos, und die Kadaver hatte liegenlassen. Im großen Badezimmer waren die Rohre eingefroren. Der Generator funktionierte nicht mehr, und sie hatte Billy Weston gebeten, sich darum zu kümmern, sie würden also bei Kerzenlicht zu Abend essen. Sonst noch etwas? Ein Baum war quer über die Straße gestürzt, und sie wusste nicht, wo sie am nächsten Morgen Eier fürs Frühstück herkriegen sollten. Aber das machte alles gar nichts, sie nahm das ganz gelassen. Sie hatte jetzt den Haushalt unter sich, so wie damals in Fontainebleau bei Georgei, bloß war sie da nur eine seiner Anhängerinnen gewesen, eine seiner Frauen. Hier war sie die Ehefrau.
Frank musste sich mit all diesen Dingen nicht belasten, und darauf war sie stolz. Er war ohnehin immer häufiger fort, hielt Vorträge, damit sie über die Runden kamen. Die ganze letzte Woche war er in Chicago gewesen, um einen Vortrag im Art Institute zu halten und zu tun, was er konnte, um Aufträge an Land zu ziehen, und eigentlich musste er jeden Augenblick wiederkommen - sie konnte geradezu vor sich sehen, wie das Auto den Hügel heraufkurvte und in die Auffahrt einbog, wie die Felgen im schwachen Winterlicht glänzten und die Scheinwerfer strahlten -, und sie dachte, dass sie sich eigentlich waschen, ein frisches Kleid anziehen, ihr Haar kämmen sollte, aber die Wäsche war noch immer nicht fertig aufgehängt, außerdem musste das Brot gebacken und das Abendessen zubereitet und noch tausenderlei anderes erledigt werden. Letzten Endes war sie so beschäftigt, dass sie das Auto nicht einmal kommen hörte. Sie war in der Küche und kümmerte sich um das Brot, während Mrs. Taggertz das Huhn mit Fett bestrich und die Mädchen im Schlafzimmer spielten. Die Abenddämmerung senkte sich nieder, und es war still bis auf das rhythmische Geräusch von Mrs. Taggertz’ Bratpinsel und das wohlige Knistern des Feuers im Herd. Und dann war Frank da, forschen Schrittes kam er in Hut, Mantel und Schal in die Küche und brachte den Geruch der frischen Luft und den freudigen Schwung seiner
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