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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ausgenommen die Bindung an den Eid der Loslösung selbst. Aber mein laran gab ich nicht auf, konnte ich nicht aufgeben, ebenso wenig, wie ich aufhören konnte, tallo zu sein. Dein laran, so abgeschirmt und blockiert, wie es ist, stellt eine zu reine und starke Gabe dar, um es zu verstecken. Du brauchst dich ihm nur zu öffnen, breda.«
    »Nein.« All die sorgfältig normalen Jahre, all die abgewogenen Worte, um mich nicht zu verraten … , und Darla wusste nach einigen wenigen Monaten Bescheid. »Das ist lächerlich«, sagte ich. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Fällt es dir so schwer, zu vertrauen? Du bist so oft verletzt worden, dass du zurückschlagen musst. Aber wir werden dich nicht verletzen, chiya. Das verspreche ich dir.«
    Dieses Versprechen war schon gebrochen worden, bevor sie es ablegte. Warum, warum konnte sie mich nicht in Ruhe lassen?
    »Niemand von uns ist allein, chiya.«
    »Verschwinde aus meinen Gedanken - verdammt noch mal!«
    »Das kann ich nicht. Nicht, solange du so brüllst. Inzwischen muss jeder Telepath diesseits des Kadarin Kopfweh haben.«
    Ich holte tief Atem. »Na gut. Es tut mir Leid«, sagte ich. »Du verstehst es einfach nicht.«
    »Nein«, antwortete sie, »und du auch nicht. Du sprichst die Sprache sehr gut, aber du weißt nicht, was die Wörter bedeuten. Du hast …«
    Das Bellen der Hunde klang plötzlich Angst erregend nah, und ebenso ein anderes Geräusch, das wie das Atmen eines großen, hart bedrängten Wesens klang.
    »Zandru hole Eduin und seine Meute!«, rief Darla aus. »Sie haben das Höllenvieh hierher zurückgetrieben!«
    »Warum haben wir sie nicht eher gehört?«
    »Sie müssen die Spur verloren haben. Dann haben sie herumgesucht, während das von Zandru verdammte Tier einen Kreis schlug. Dank sei Avarra, dass sie die Fährte gefunden haben, bevor das Banshee uns fand! Bring die Sachen zurück zwischen die Felsen.«
    Sie warf mir ein Bündel zu. Beim Sprechen hatte Darla schnell und geschickt gearbeitet; sie hatte das Feuer mit Schnee bedeckt und alles wieder in unsere Bündel gestopft. Ich stand da und glotzte und fühlte mich schlimmer als hilflos.
    »Los!« Sie schob mich auf die Felsen zu. »Steig da hinauf. Rasch! Es sei denn, du willst das Reisebrot eines Banshees werden.« Ich setzte mich in Bewegung. Darla folgte mir dichtauf und blieb nur stehen, um die Schneeschuhe und Speere an sich zu nehmen. Sie kletterte behände wie ein Rabbithorn an mir vorbei die Felsblöcke hoch, drehte sich um und zog mich hinauf. Die ganze Zeit wurden das Röcheln des Banshees und das Bellen der Hunde lauter.
    Wir erreichten einen Ort, der uns eine in meinen Augen zweifelhafte Sicherheit bot, eine hoch gelegene Spalte im Fels, geöffnet wie Lippen, die sich zu einem schmalen Grinsen verziehen.
    In diesem Augenblick watschelte das Banshee auf die freie Stelle, wo unser Feuer gebrannt hatte.
    »Hast du nicht gesagt, du habest schon hässlichere Tiere gesehen?«, flüsterte Darla.

Das Banshee schwang den Kopf von einer Seite zur anderen. Es spürte die Wärme des erloschenen Feuers, der sich nähernden Hunde und ganz bestimmt die unsere. Der Kopf war nackt, ein mit faltiger Haut bedeckter Schädel. Die Haut legte sich um den Hakenschnabel, füllte die Höhlungen, wo Augen hätten sitzen sollen, und hing in ungesund wirkenden bläulich roten Lappen um den Hals. Ich wusste, dass es nicht nur blind, sondern auch nahezu taub und darauf angewiesen war, Wärme und Bewegung wahrzunehmen, aber als es seinen Kopf in unsere Richtung wandte, hielt ich den Atem an und versuchte, im Felsgestein zu versinken. Sein fauliger Gestank durchdrang die kalte Luft.
    »Ich habe gelogen«, hauchte ich. »Ich habe mich geirrt. Es gibt kein hässlicheres Tier.«
    Dann holten die Hunde ihre Beute ein, und der Alptraum wurde noch schlimmer, wenn das möglich ist. Die Meute umringte es springend und knurrend. Die Hunde hingen von seinem Fleisch wie Tumore, aber anscheinend spürte es sie überhaupt nicht. Es schlug mit Schnabel und Klauen zu. Zwei Hunde wurden fortgeschleudert, blutend und sterbend.
    Ich hatte das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Das Grauen, das das Banshee verbreitete, lag nicht nur an seinem Gestank, seinem Schrei … Und plötzlich wusste ich, warum es so schrecklich war. Zwar hatte das Tier so gut wie kein Gehirn, und doch war es gleichzeitig eine Art von Telepath. Es war ein Sender, der schieres Entsetzen abstrahlte, das Entsetzen der unkontrollierten Paranoia. Es

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