Die freien Amazonen - 3
Kommunikation. Dieses Land braucht Straßen! Die Menschen müssen die Möglichkeit haben, ein bisschen herumzukommen …« Sie brach abrupt ab und hob als Signal für Rima die Hand. Der Pfad war zu schmal, als dass Rima hätte herankommen und nachsehen können, was Lori entdeckt hatte. Sie musste sich damit zufrieden geben, sich den Hals zu verrenken und über die Kante des Abgrunds zu spähen.
»Was ist denn das?«
»Pferde - und Männer. Sie kommen das Tal hoch - sieht aus, als seien es Einheimische. Keine Packtiere. Sie sind noch zu weit weg, als dass man etwas dazu sagen könnte. Reiten wir weiter bergab.« Der Weg führte in Haarnadelkurven nach unten; Rima sah die sich nähernde Gruppe in einer Folge von Vignetten. Dann war zu erkennen, dass mindestens ein Reiter zum Mitkommen gezwungen wurde. Anscheinend war er im Sattel festgebunden, und einer der anderen führte sein Pony. Die Männer bogen in einen Canon ab, der sich in das Tal öffnete, und verschwanden außer Sicht, offenbar, ohne Lori und Rima erspäht zu haben.
»Sie haben auf diesem Weg niemanden erwartet, deshalb haben sie nach niemandem Ausschau gehalten«, vermutete Lori. »Das sieht mir nach einer schmutzigen Sache aus. Gehen wir ihr nach oder reiten wir weiter?«
»Ach, Liebes - die Göttin weiß, dass ich weiterreiten möchte. Aber vermutlich ist es besser, wir überzeugen uns, was los ist, als dass wir möglichen Ärger auf dem Weg hinter uns lassen. Vielleicht haben sie uns doch gesehen und wollen in Deckung bleiben, bis wir vorübergezogen sind. Irgendwelche Ideen?«
»Ich finde, wir sollten auf alle Fälle so tun, als hätten wir sie nicht bemerkt. Siehst du das Wäldchen aus Harzbäumen? Ein guter Ort, um vom Weg abzuweichen. Von diesem Canon aus kann niemand erkennen, ob wir angehalten haben oder nicht. Ich werde zu Fuß auf einem Umweg umkehren und sehen, was ich herausfinden kann.
Richte du etwas zum Abendbrot her und halte ein Auge auf die Tiere.«
»Ein guter Vorschlag. Vorwärts, Pferd, bald können wir rasten.«
Kurze Zeit später hockte Lori in einem federigen Nussbaum, der die Sohle des Cañons überblickte. Sie hatte ihren Aussichtspunkt mittels geräuschloser Manöver erreicht, aber jetzt sah sie ein, dass sie auch wie ein Trockenstadt-Lord mit Trommeln und Zimbeln hätte anrücken können, und doch hätte niemand etwas gemerkt. Drei Männer lagerten um ein Feuer vor einer primitiven Unterkunft aus Steinen und Stroh und ließen eine Flasche kreisen, die offensichtlich nicht die erste des Tages war. Der Wind wehte Lori ihre Unterhaltung in Satzfetzen zu.
»Blöder rothaariger Bastard! Fiel uns in die Hände wie eine reife Frucht - Familie wird gut bezahlen - he-he-he, er wird die Botschaft schon schreiben, wenn er merkt, wie kalt es hier des Nachts wird -
genau wie Papa es immer gemacht hat …« Der Rest ging in rauem Gelächter unter. Lori glitt den Baum hinab und trabte schnell auf das Wäldchen zu. Der Abend war nahe, und in ihr bildete sich ein Plan.
»Das sind Entführer, wahrscheinlich die Nachkommen des Gesindels, das früher hier sein Unwesen getrieben hat. Zwei sehen wie Zwillinge aus, und der Dritte wird ihr jüngerer Bruder sein.
Keiner wirkt sehr intelligent, aber dieser eine redet wie ein richtiger Trottel. Sie versuchen, in Papas Fußstapfen zu treten, und sie haben ein dummes Herrensöhnchen dieser Gegend erwischt, für das sie Lösegeld verlangen wollen.«
»Und was werden wir tun? Sollen wir wie vernünftige Leute nach Ensendara reiten und dem, der dort zu sagen hat, berichten, wo er sie finden kann? Oder sollen wir uns wie die Helden einer Ballade benehmen und ihn retten, wobei wir seine unsterbliche Dankbarkeit und eine Haut voller Löcher erwerben werden?«
»Wenn wir nach Ensendara reiten, kann der dumme Junge tot sein, bevor irgendwer nach hierher zurückkommt. Sie wollen ihn in der Kälte frieren lassen, damit er einen Brief um Lösegeld schreibt. Selbst können sie vermutlich nicht schreiben.«
»Und es wird Frost geben, nicht wahr? Oder doch beinahe. Oh, wie ich so etwas hasse! Ich habe dir doch gesagt, das Reisen in den Hellers ist ein sicherer Weg, Schwierigkeiten zu bekommen.«
»Sie sind betrunken, Rima. Wenn ich mich nicht irre, haben sie drei Flaschen geleert. Wir brauchen nur ein bisschen zu warten, und wenn sie eingeschlafen sind, schnappen wir uns das Herrensöhnchen und verschwinden. Kein Kampf, keine Aufregung. In etwa einer Stunde werden sie nicht einmal mehr eine Armee von
Weitere Kostenlose Bücher