Die freien Amazonen - 3
der Reiseunterkunft ausruhen. Zu seiner Verblüffung sah er darin eine schlanke junge Frau, bekleidet mit Lederstiefeln, weiten Hosen und einer grünen Jacke von feinster Wolle, gegürtet von einer Schärpe in einem dunkleren Grün. Sie hätte eine Freie Amazone sein können, dachte er, aber ihr feuerrotes Haar war zu einem langen Zopf geflochten, der ihr beinahe bis zur Taille reichte.
»Hallo, Ihr da drinnen!«, rief der junge Mann und erschrak noch mehr, als die Frau in einer einzigen fließenden Bewegung aus einer auf dem Rücken hängenden Scheide ein langes Krummschwert zog.
Sie hielt es sich mit beiden Händen über den Kopf.
»Wie kannst du es wagen, dich dem Körper des Lords Akiira Amara zu nähern!«, rief sie. Der junge Mann wich zurück und floh in den Wald, und er sagte sich, er habe bei diesem Hochzeitsschmaus ganz bestimmt zu viel getrunken … )
Akiira kniete vor dem Schwert nieder und intonierte das Ritual, das eine Kriegerin Des Landes täglich wiederholen musste, um die Verbindung mit ihrem Gefährten, der wie sie eine Seele besaß, aufrechtzuerhalten. Dann steckte sie das Schwert in die Scheide zurück und packte aus ihrem Reisesack Delikatessen ihres eigenen Planeten aus. Gerade wollte sie ein Kochfeuer anzünden, als ein weiterer Reisender die Unterkunft betrat. Es war eine Frau, und anders als der junge Mann wirkte sie eher wie ein Krieger. Sie zog einen abgetragenen Mantel aus und legte sich zum Schlafen nieder.
Das Haar der Kriegerin, ebenso rot wie das Akiiras, war kurz geschnitten. Auf meinem Planeten, dachte Akiira, muss nur eine Ausgestoßene ihr Haar abschneiden. Sie selbst trug den üblichen Kriegerzopf - ihr Haar war nie in ihrem Leben geschnitten worden.
Die Waffe der Fremden war viel kürzer als die Schwerter der Al-Faa-Kriegerinnen, wie Akiira eins trug. Diese waren so lang, dass sie in Scheiden auf dem Rücken getragen wurden. Ich darf nicht vergessen, dass andere Planeten andere Sitten haben.
Sie wollte die Bekanntschaft dieser Kriegerin machen. Die Techniken, die ihr erlaubten, auf einem Lichtstrahl zu reisen, machten es ihr ebenfalls möglich, sich fremde Sprachen in kurzer Zeit anzueignen. »Z’par servu, domna«, sprach sie die andere Frau auf Darkovanisch an. »Ich bin eine Reisende, nicht aus Eurem Land, sondern von einem weit entfernten Planeten.«
Die Frau musterte Akiira und sandte ein telepathisches Feld aus, das Akiiras Geist einhüllte. Akiira sondierte die Gedanken der anderen Frau nicht; als Lichtreisende hatte sie gelobt, ihre Kräfte niemals zu einem solchen Zweck zu benutzen.
»Darf ich fragen«, erwiderte die darkovanische Kriegerin, »ob Ihr Terranan seid?« Das verstand Akiira nicht. »Von dem Planeten Terra?«, fuhr sie fort. »Es gibt viele Terranan auf Darkover. Für ein paar von ihnen habe ich sogar schon gearbeitet.«
»Nein, ich bin keine Terranan«, erklärte Akiira. »Ich komme von einem Planeten, der einfach Al Faa, Das Land, genannt wird. Auf Al Faa widmet sich eine Gruppe den Lichtreisen zu anderen Planeten, und auf diese Weise bin ich hergekommen. So habe ich auch Eure Sprache gelernt. Mein Name ist Akiira ben-Nemma Amara, und auf meinem Planeten bin ich Lord der Imaza-Provinz. Aber hier bin ich nur eine Fremde. Wollt Ihr, Kriegerin, mir Euren Namen und Eure Familie sagen und zu welchem Dienst Ihr Euch verpflichtet habt?«
»Mein Name ist Mhari n’ha Linnell, vai domna, und ich habe keine andere Familie als die der Com’hi letzii. Ich bin eine Söldnerin, die ihr Schwert dem zur Verfügung stellt, der dafür bezahlt.«
Eine Söldnerin? Ist sie eine Ausgestoßene?, fragte sich Akiira. Auf Al Faa würde eine Kriegerin nur dann ihre Dienste verkaufen, wenn sie von ihrer Familie und ihrem Clan für eine schändliche Tat verstoßen worden war.
»Nein, vai domna! « , rief Mhari stolz aus. »Ich bin keine Ausgestoßene. Ich bin eine freie Bürgerin Darkovers, und ich verdiene mir meinen Lebensunterhalt auf legale Weise.«
»Bitte, verzeiht mir, Kriegerin«, beeilte sich Akiira zu sagen. Jetzt habe ich einen Fehler gemacht. Ich habe Schwierigkeiten, soziale Situationen zu interpretieren. Sie jedoch hat meine Gedanken genau richtig gelesen.
»Lasst es mich Euch erklären«, erbot sich Mhari. »Ich habe einmal zu den Comyn, der herrschenden Kaste, gehört, und zwar zu der Lanart-Familie. Ich wurde mit einer merkwürdigen Begabung für den Schwertkampf geboren, die das Rechte gewesen wäre für einen, der unsern Familienbesitz erben
Weitere Kostenlose Bücher