Die freien Amazonen - 3
hält er für den richtigen Platz einer Frau. Er hätte in den Trockenstädten geboren werden sollen!
Er grübelte, wo seine Schwester sein mochte, was sie tat. Auf welchen fernen Bergen wanderst du jetzt? Wie ein sie beschützender Bruder dachte er: Frierst du, hast du Hunger? Mhari brauchte seinen Schutz bestimmt nicht. Während seines Dienstes bei der Garde hatte er Geschichten über ihre Kämpfe gegen die Räuber gehört, die die Domänen unsicher machten. Es ist eher umgekehrt. Ich fechte in einer Übungshalle mit Kameraden. Meine Schwester ficht mit richtigen Feinden.
Plötzlich hatte er keine Zeit mehr zum Nachdenken. Eine Gruppe von zwanzig Berittenen sprengte hinter einem Gebüsch hervor. Sie umringten ihn und fassten die Zügel seines Pferdes. Ihr Anführer, ein Mann mit gebleichten Haaren, rief mit lauter Stimme: »Welch eine Möglichkeit, mein kihar zurückzugewinnen! Der da wird auf dem Markt von Ardcarran einen guten Preis bringen!«
Rafael sah ihn herausfordernd an. »Ich werde in die nächste Welt überwechseln und mehrere von euch mitnehmen, bevor das geschieht!« Er zog sein Schwert und hieb drein, und er fällte sofort zwei der Männer. Wütend griffen ihn die anderen von hinten an, packten seine Arme und entwaffneten ihn. Obwohl er wild um sich schlug, hielten die Männer ihn fest. Ihr Anführer nahm ein Seil und band ihm Hände und Füße. Er wurde über sein Pferd geworfen wie ein Gepäckstück über ein Last- Chervine und so, wie er auf dem Bauch lag, festgebunden. Eine Flucht war unmöglich.
Er spürte den Blick des Anführers auf sich ruhen. »Erlaubt mir, mich Euch vorzustellen, vai dom «, sagte der Hellhaarige mit falscher Höflichkeit. »Omar von Tarsa, das in der Nähe von Shainsa liegt. Z’
par servu! Ja, Ihr werdet ein sehr wertvoller Besitz sein!« Omar bestieg sein Pferd, und die Bande setzte sich in Marsch.
Bei jedem Schritt des Pferdes wurde Rafaels gefesselter Körper durchgeschüttelt. Er sandte den wilden Aufschrei hinaus: Mhari!
Mhari, meine Schwester, hilf mir, komm und hilf mir …
Mhari eskortierte ihre Arbeitgeberin Lord Akiira Amara die Straße entlang. Wie groß ist das Universum, dass es Gesellschaften wie die ihre enthält, wo Frauen Lords der Provinzen sind! Und doch ist sie menschlich, wie die Terranan und wir. Vielleicht ist das Universum doch nicht so groß.
Sie hatte, wenn ihre Reisen sie nach Thendara führten, staunend die terranischen Raumschiffe betrachtet. Aber die Fähigkeit, den Raum auf einem Strahl reinen Lichts zu durchqueren - was für eine Art von laran war denn das?
»Die Telepathie ist eine erlernte Fähigkeit«, stellte Akiira fest. »Sie ist nicht ererbt - jeder kann sie lernen. Sogar ein Bauernjunge könnte das.«
Mhari wusste es nicht anders, als dass laran eine Eigenschaft ihres Comyn-Erbes war; die Comyn stammten von den Göttern ab. Wenn wir zu Lichtreisen fähig wären … Doch dann fielen ihr Geschichten über das Zeitalter des Chaos ein. Nein, das wäre mehr, als wir verkraften könnten.
»Vai domna, warum ist das Lichtreisen auf Eurem Planeten verboten?«, fragte Mhari.
»Weil unsere Kultur einzigartig ist. Wir haben sie von Ama, dem Lord des Lichts, und man fürchtet, sie könne verdorben werden.«
Anscheinend stammen wir alle von Göttern ab, dachte Mhari, und doch misstrauen wir einander. Vielleicht lachen die Götter über uns.
Sie wanderten weiter, und Mhari überlegte: Wenn ich auf ihren Planeten gelangen könnte, brauchte ich mich nicht mehr als Söldnerin zu verdingen. Ich könnte ihr Friedensmann sein - oder muss es Friedensfrau heißen?
Plötzlich fühlte sie ihr Messer prickeln; es war manchmal ein Empfänger für ihr laran. Sie hörte eine Stimme in ihrem Kopf: Hilf mir, meine Schwester! Hilf mir!
Rafael, blitzte es in ihrem Bewusstsein auf. Sie sah ein Bild von ihm, gefesselt, hilflos, ein Gefangener von Trockenstädtern, genau wie sie vor ein paar Jahren Melora Aillard als Jalaks Konkubine und Sklavin weggeschleppt haben.
Rafe, sandte sie zurück, ich bin hier. Gib nicht auf.
»Vai domna«, wandte sie sich an Akiira, »mein Bruder ist in Gefahr.
Ich muss zu ihm und ihm helfen.«
»Ich komme mit Euch«, erbot sich Akiira.
»Das ist nicht nötig. Es ist eine Angelegenheit meiner Familie und hat mit Euch nichts zu tun.«
»Ich habe mich nicht jahrelang damit geübt - « Akiira wies auf ihr langes Schwert » - um mich wie ein schwacher, hilfloser Mann beschützen zu lassen!« Außerdem, las Mhari ihren
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