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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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lässt. Du gehörst hierher, und ich nicht. Geh und jage etwas anderes. Schsch!« Sie machte scheuchende Bewegungen mit den Händen. Das Küken hielt an und schwang verwirrt den Kopf von einer Seite zur anderen. Im Tageslicht war es noch hässlicher, als Gavi gedacht hatte.
    »Ich habe dafür keine Zeit, ich muss machen, dass ich wegkomme«, betonte sie. »Nein, fang nicht wieder mit diesem Spektakel an, ich kann dich nicht mitnehmen. Armes Ding, ich weiß, das Licht macht dich schläfrig - dann such dir doch einen Platz, wo du dich zusammenkuscheln kannst, und lass mich gehen.«
    Schließlich, als das Küken seine anbetende Haltung mit dem Bauch auf dem Boden einnahm, schrie sie mit solchem Nachdruck: »Hau ab, du Scheusal!«, dass das Kleine sich traurig wimmernd an den Eingang der Höhle zurückzog.
    Gavi ließ die Baumgrenze hinter sich, bevor es dunkel wurde. Sie fror, und sie hatte sich beim Ausrutschen auf losem Geröll die Haut abgeschürft. In einem Knöchel pochte es Besorgnis erregend, ihr Ellenbogen war blau und geschwollen, und ihre Fausthandschuhe waren zerrissen. Aber im Ganzen war sie noch mit einem blauen Auge davongekommen. Es gelang ihr, etwas Essen hinunterzuwürgen und unter den Zweigen immergrüner Bäume eine geschützte Stelle zu finden. Dort machte sie sich ein Bett aus den abgefallenen trockenen Nadeln und grub sich der Wärme wegen tief hinein.
    Gavriela erwachte, auf einer Seite völlig ausgekühlt. Ein ziemlich großer und weicher Klumpen hatte sich von oben bis unten an ihre Beine gelegt. Sie rümpfte die Nase, als ein unverkennbarer Geruch sie erreichte, und öffnete die Augen.
    Das Banshee-Küken, heute merklich größer als gestern, stieß sie mit dem Kopf und zeigte seine Zufriedenheit mit gurgelnden Lauten.
    Gavi drehte sich der Magen bei dem Geruch um. Sie zischte: »Du dummer Vogel, was machst du hier? Nein, du darfst mir nicht folgen.
    Au! Idiot, geh von meinem Fuß hinunter! Du gehörst da oben hin, oberhalb der Baumgrenze, und angeblich bist du doch ein Nachttier.«
    Sie stand auf und betrachtete das sie umschmeichelnde Ungeheuer.
    »Du scheinst ohne mich gut zurechtgekommen zu sein. Dieses Blut auf deiner Brust ist doch der Überrest von deinem Abendessen! Deine Tischmanieren sind verbesserungsbedürftig. Nein, ich lasse dich nicht in meine Nähe, ehe ich dich ein bisschen gesäubert habe. Halt still!«
    Die Tannennadeln saugten Flüssigkeit auf und würden dem Ding einen besseren Geruch geben.
    Gavi warf die letzte Hand voll schmutziger Nadeln fort und schob das Küken weg. »Jetzt geh, hörst du mich? Ich will dich nicht!
    Verdufte!« Das Küken wackelte ein paar Schritte weg. Die wärmeempfindlichen Augenflecken an seinem Schädel glänzten in dem schwachen Sonnenlicht. Sein Summen verwandelte sich in ein trauriges Schluchzen.
    Gavi konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Du gibst die albernsten Geräusche von dir, aber das nützt dir gar nichts. Fort mit dir.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und stieg weiter den Hang hinab.
    Sie wusste, der Vogel folgte ihr, im Schatten der Felsen versteckt.
    Banshees werden tagsüber schläfrig, und bei direkter Sonneneinstrahlung fällt ihnen jede Aktivität schwer. Wenn das Ding nur aufgeben und dahin zurückkehren würde, wo es hingehörte!, dachte sie wütend. Hatte sie vielleicht eine pervertierte, tagsüber jagende, den Menschen liebende Monstrosität geschaffen?
    Nicht lange, und sie fand einen Wechsel der wilden Berg- Chervines, der sie zu einer Wasserquelle führen würde. Sie sah sich die Spuren genau an und entdeckte Abdrücke von beschlagenen Hufen. Wenn Evandas Glück mit ihr war, hatte ihr Packtier überlebt und sie eine Chance, Nahrungsmittel und Ausrüstungsgegenstände wieder zu finden. Sie beschleunigte den Schritt.
    Ahnungslos stolperte Gavi in das Lager. Sie war eben vom Hauptpfad abgebogen, und schon saß sie praktisch einem fremden Mann auf dem Schoß, der hastig von einem Kochfeuer aufstand. Es war zu spät, um ihren Irrtum zu berichtigen. Ihre Gedanken waren so mit der Flucht vor dem Banshee und dem Auffinden ihres verlorenen Packtiers beschäftigt gewesen, dass sie die Männer, die ihr am Tag zuvor gefolgt waren, vergessen hatte. Ihr war klar, dass sie sich gegen mehrere erfahrene Kämpfer nicht hätte verteidigen können. Doch gegen diesen einen … Ihr kleines Messer lag fest und ruhig in ihrer Hand.
    Der Mann vor ihr, der sich die Hände am groben Stoff seiner Hose abwischte, war offensichtlich kein

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