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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wildesten Träumen ausgemalt hatte - und tief in ihrem Inneren wurde etwas ein bisschen stärker.
    Das Selbstvertrauen und eine andere Art von Mut.

    Über ›Messer‹
    Eins meiner ersten Konzepte der Freien Amazonen war das einer ehrenvollen Alternative für Frauen, die nicht für die in ihrer Gesellschaft üblichen Rollen taugen. Das würde gleichzeitig einen Zufluchtsort für Frauen bedeuten, die versucht haben, sich anzupassen, aber an den Ungerechtigkeiten einer Männergesellschaft gescheitert sind, die misshandelte Ehefrau und ein anderer, viel zu häufiger trauriger Fall, das sexuell missbrauchte oder ausgebeutete Kind. In dieser Geschichte erhebt sich Marna von dem ersten Schritt, mit dem sie einem solchen Leben entflieht, zu einem Niveau des Verstehens und sogar des Verzeihens.
    MZB

    Messer
    von Marion Zimmer Bradley
    Marna wartete frierend auf den kalten Stufen. Die Glocke klingelte irgendwo im Innern des Hauses - dieses merkwürdigen Hauses, von dem sie nie gedacht hätte, dass sie sich ihm einmal nähern würde.
    Auf dem Schild stand, wie Marna wusste, dass es das Gildenhaus der Com’hi-letzii war, aber sie konnte nur ein paar Buchstaben entziffern.
    Ihr Stiefvater hatte zu ihrer Mutter gesagt, es genüge vollkommen, wenn eine Frau so viel gelernt habe, dass sie öffentliche Anschläge lesen oder ihren Namen unter einen Ehevertrag setzen könne. Ihr eigener Vater hatte eine Erzieherin für sie gehalten und darauf bestanden, dass sie die Unterrichtsstunden ihres Bruders teilte. Bei der Erinnerung an ihren Vater schluckte Marna schwer. Der Schmerz war wie ein Messer an ihrer Kehle. Ihr Vater hätte sie beschützt, wenn nicht einmal mehr ihre Mutter sie beschützen wollte. Nein, ermahnte sie sich, sie durfte nicht weinen, und sie würde nicht weinen.
    Sie fragte sich, welche von ihnen die Tür öffnen würde. Vielleicht die Große, die sie auf Heathvine gesehen hatte, rittlings auf einem Pferd wie ein Mann, die kleine Tasche mit dem Handwerkszeug einer Hebamme auf dem Sattel hinter sich. Ich hätte sie auf Heathvine ansprechen können, dachte Marna. Aber sie war zu verängstigt, zu eingeschüchtert gewesen. Ihr Stiefvater hätte sie umgebracht, wenn er vermutet hätte … Sie zuckte zusammen, als spüre sie seine harte Hand, und wieder saß ihr das scharfe Messer an der Kehle. Er hatte ihr verboten, mit der Amazonen-Hebamme zu sprechen, und seinen Drohungen Nachdruck verliehen, indem er sie so kniff, dass ihr Oberarm braun und blau war.
    Ängstlich sah sie sich um, als könne Ruyvil von Heathvine jeden Augenblick um die Ecke biegen. Oh, warum öffneten sie die Tür nicht? Wenn er sie hier fand, würde er sie diesmal bestimmt töten!
    Die Tür ging auf. Die Frau im Eingang sah sie finster an. Sie war groß und trug lose, dunkle Kleidungsstücke, und im ersten Augenblick erkannte Marna die Hebamme nicht, die nach Heathvine gekommen war. Aber die Frau auf der Schwelle erkannte das Mädchen.
    »Ist Eure Mutter wieder krank, Domna Marna?«
    »Mutter geht es gut.« Das aufsteigende Schluchzen schnürte Marna von neuem die Kehle zu. O ja, es geht ihr gut, so gut, dass sie es nicht riskieren will, den hübschen jungen Fremden, den sie ihren Ehemann nennt, zu verlieren. Lieber nennt sie ihre älteste Tochter eine Lügnerin und eine Dirne. »Und dem Baby auch.«
    »Wie kann ich Euch denn dann dienen, Fräulein?«
    Marna platzte heraus: »Lasst mich ein. Ich möchte - mich euch anschließen. Als eine von euch hier bleiben.«
    Die Frau hob die Augenbrauen. »Ich glaube, dafür bist du noch zu jung.« Dann merkte sie, dass Marna sich umsah, auf die offene Plaza und die Hauptstraße, die darauf zulief, zurückblickte, als habe sie das Messer eines Mörders zu fürchten. Wovor hatte das Mädchen Angst?
    »Wir brauchen nicht draußen auf der Vortreppe miteinander zu reden. Komm herein«, sagte sie.
    Marna hörte die große bronzene Haspe einrasten, und ein Schauer der Erleichterung lief ihr durch den ganzen Körper. Jetzt fiel ihr der Name der Hebamme wieder ein. »Mestra Reva …«
    »Wir nehmen hier keine jungen Mädchen auf. Du musst nach Neskaya oder nach Arilinn gehen.«
    Neskaya war ungefähr vier Tagesritte entfernt, Arilinn lag auf der anderen Seite der Kilghardberge. Sie war noch an keinem der beiden Orte gewesen; die Amazone hätte ihr ebenso gut sagen können, sie solle zum Wall um die Welt reisen. Sie schluckte schwer und erklärte hoffnungslos: »Ich weiß den Weg nicht.«
    Und sie hatte kein Pferd, und

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