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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nicht einmal den Weg aus einem Hühnerstall freikämpfen. Sie hilft Kranken wie ich und ist dazu Hebamme. Mein Vater weigert sich, ihre Existenz anzuerkennen, aber wir, die wir Jünger der Heilkunst sind, denken pragmatischer. Meiner Meinung nach tut sie da, wo sie ist, mehr Gutes, als wenn sie sich als Zuchtstute verausgaben würde. Ihretwegen habe ich die Gilde hoch achten gelernt. Warum schickt ihr dieses Kind nicht nach Elhalyn?
    Rima schreibt mir ständig Briefe, in denen sie klagt, sie brauche verzweifelt einen Lehrling. Aus der Art zu schließen, wie sie euch versorgt hat, besitzt Rafi bestimmt das Talent dazu.«
    Zu ihrer eigenen Verwunderung hörte Rafi sich leise sagen: »Bitte -
    das täte ich gern.«
    Sechs Augenpaare wandten sich ihr zu, fünf erstaunt und eines belustigt.
    »So, das Rabbithorn hat eine Stimme gefunden.« Keighvin füllte einen weiteren Becher mit Tee, süßte ihn großzügig mit Honig und brachte ihn ihr. »Es ist kein leichter Beruf, müsst Ihr wissen.« Er hockte sich auf die Fersen neben ihr. »Man arbeitet ständig über seine Kräfte, oft für Leute, die hinterher undankbar sind, und selten kann man eine ganze Nacht durchschlafen. Ihr werdet Dinge erfahren, die Euch das Herz brechen, denn Ihr werdet die misshandelten Kinder, die missbrauchten Frauen sehen und nichts weiter für sie tun können, als dass Ihr ihre Wunden behandelt und hofft, Euer eigenes Beispiel werde ihnen zeigen, dass sie dieses Leben nicht zu führen brauchen, wenn sie nicht wollen. Ihr werdet viel seelische Kraft brauchen so wie Eure beiden Schwestern hier körperliche Kraft.«
    »Ja, aber - «, wandte sie zaghaft ein, » - Ihr habt gesagt, ich hätte Talent - und - ich hätte es hier richtig gemacht - das habt Ihr gesagt!«
    »Und ob du es richtig gemacht hast!«, fiel Gabriela herzlich ein. »Da habt Ihr Eure Antwort, mestra.« Sie sah Caro voll an. »Noch einmal, es war nicht Eure Schuld, aber diesem Mädchen kann man kein Selbstvertrauen einflößen, indem man sie zwingt zurückzuschlagen, sondern indem man ihr eine Aufgabe stellt, die sie erfolgreich lösen wird. Sie ist kein Feigling, nicht, wenn es darum geht, ihr eigenes Leben zu riskieren, um andere zu retten. Sie hat eben eine andere Art von Mut als die, die ihr für gewöhnlich zu sehen bekommt.«
    Rafi betrachtete die Narben auf der Hand, die den Becher hielt.
    »Doch, ich bin ein Feigling«, sagte sie. »Ich kann keine Schmerzen aushalten. Darum hat man mich aus Neskaya weggeschickt.«
    »Puh.« Das vierte Mitglied der Gruppe ergriff zum ersten Mal das Wort. »Ich ertrage auch nicht viel Schmerzen. Deshalb lässt man mich als Überwacherin arbeiten. Manche von uns haben nun einmal geringere Toleranzen als andere. Das macht dich gewiss nicht zum Feigling. Hast du nicht Mut genug gehabt, deinem Vater wegzulaufen? Ich bin ziemlich sicher, dass ich das nicht gewagt hätte.
    Und du hattest heute Nacht Mut genug, das zu tun, was getan werden musste, ganz gleich, wie teuer es dich zu stehen kommen würde. Damit bist du sehr viel tapferer als ich.«
    »Das sagt Gwenna, die uns drei einmal mit bloßen Händen ausgegraben hat, als wir im letzten Jahr von einer Lawine halb verschüttet waren«, bemerkte Keighvin mit gedämpfter Stimme zu Rafi.
    Rafi starrte die junge Frau mit großen, erstaunten Augen an. Wenn jemand, der das getan hatte, von ihr sagte, sie sei tapfer - dann, nun, vielleicht …
    Gabriela ergriff das Wort. »Wie lautet also euer Urteil? Ich weiß, was Rima antworten wird, wenn ihr anfragt, ob ihr diese junge Schwester von euch zu ihr schicken könntet. Ich habe oft mit Entsagenden zusammengearbeitet und immer wieder erfahren, dass die Fähigkeiten der Heilerin ebenso geachtet werden wie die der Schwertkämpferin. Und ich kenne Rima; sie ist eine gute Lehrerin.
    Wenn sie mit Rafi fertig ist, werdet ihr sie wahrscheinlich nicht wieder erkennen, und sie wird eine Entsagende sein, auf die jedes Gildenhaus stolz sein kann. Was sagt ihr dazu?«, wandte sie sich an Caro.
    »Zuerst einmal müssen wir unseren Auftrag ausführen.« Caro sah Rafi mit ganz neuen Augen an. »Ich kann nicht für die Gildenmutter sprechen, aber …«
    »Aber?«
    »Ich glaube, sobald sie unseren Bericht gehört hat, wird sie Ja sagen.«
    Die leroni blickten selbstzufrieden drein, und Keighvin schenkte Rafi ein breites Grinsen.
    Rafi jedoch trank schweigend ihren Tee. Mit leuchtenden Augen dachte sie an eine Zukunft, die plötzlich heller geworden war, als sie es sich in ihren

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