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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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jeder Reisende, den sie bitten würde, sie hinzubringen, würde ebenso schlimm wie Dom Ruyvil sein, oder schlimmer …
    »Wie alt bist du?«, fragte die Frau.

    »Ich werde zu Mittwinter vierzehn.«
    Reva n’ha Melora seufzte. Sie betrachtete die zuckenden Hände des Mädchens, feine Hände, auf denen keine Arbeit Spuren hinterlassen hatte, und das gute Material von Kleid, Umschlagtuch und Schuhen.
    »Es ist uns nicht erlaubt, einem Mädchen den Eid abzunehmen, das noch nicht fünfzehn Jahre zählt. Du musst nach Hause gehen, meine Liebe, und wieder kommen, wenn du erwachsen bist. Das ist hier kein leichtes Leben, glaub mir. Du wirst viel schwerer arbeiten müssen als in deiner Mutter Küche oder Webraum, und offensichtlich bist du in Luxus aufgewachsen, den es bei uns nicht gibt. Nein, Liebes, du gehst am besten nach Hause, auch wenn deine Mutter nicht freundlich zu dir ist.«
    Marna blieben die Worte fast in der Kehle stecken. Sie flüsterte: »Ich
    - ich kann nicht nach Hause gehen. Bitte, bitte, zwingt mich nicht dazu.«
    »Wir verstecken keine Ausreißer.« Revas Augen schossen blaue Blitze. »Warum kannst du nicht nach Hause gehen? Nein, sieh mich an, Kind. Wovor fürchtest du dich? Warum bist du hergekommen?«
    Marna war klar, sie musste es erzählen, auch wenn diese harte alte Frau ihr nicht glaubte. Nun, schlimmer konnte es nicht mehr werden, denn ihre Mutter hatte ihr auch nicht geglaubt. »Mein Stiefvater - er
    …« Sie konnte sich nicht überwinden, es auszusprechen. »Meine Mutter glaubte mir nicht. Sie sagte, ich wolle ihre Ehe zerstören …«
    Wieder schluckte sie. Nein, vor dieser Frau würde sie nicht weinen!
    »So«, sagte Reva endlich und betrachtete das Mädchen von neuem mit Stirnrunzeln. Ja, sie hatte auf Heathvine beobachtet, wie vernarrt Dorilys von Heathvine in ihren hübschen jungen Ehemann war. Dom Ruyvil hatte sein Nest gut gepolstert, als er die reiche Witwe von Heathvine heiratete. Aber Reva hatte auch gesehen, dass der prahlerische junge Mann wenig für seine Frau übrig hatte.
    In dem Versuch, die Tränen zurückzuhalten, blinzelte Marna heftig.
    »Es fing an, als meine Mutter mit der kleinen Rafi schwanger war -
    Mutter wollte es mir nicht glauben, als ich es ihr erzählte! Ich wollte doch nicht«, stieß sie unter Schluchzen hervor. »Ich hatte solche Angst - er - er bedrohte mich mit einem Messer, dann sagte er, er werde Mutter berichten, ich hätte versucht, ihn zu verführen -, aber ich habe nie die Hure gespielt, nie …« Sie sah auf den gefliesten Fußboden nieder und kämpfte gegen ihr Weinen an. Da meinte sie, eine sanfte Hand auf ihrem Haar zu spüren, aber als sie den Blick hob, lief Mestra Reva zornig im Raum umher.
    »Wenn das, was du mir erzählst, wahr ist, Marna …«
    »Ich schwöre es bei der gesegneten Cassilda!«
    »Hör mir zu, Marna«, sagte die Frau. »Dies ist der einzige Fall, in dem wir ein Mädchen, das noch keine fünfzehn Jahre alt ist, aufnehmen dürfen: Wenn einer ihrer leiblichen Eltern oder ihr Vormund ihr Vertrauen missbraucht hat. Aber wir müssen uns unserer Sache ganz sicher sein, denn das Gesetz verbietet uns, gewöhnliche Ausreißer zu beherbergen. Hat er dich geschwängert?«
    Scharlachröte ergoss sich über Marnas Gesicht; so geschämt hatte sie sich noch nie in ihrem Leben. »Er sagte - er sagte, nein, er habe etwas getan, um es - zu verhindern, aber ich weiß nicht - ich wüsste auch nicht, wie ich es sagen sollte …«
    Mestra Reva entfuhr eine obszöne Bemerkung, und dazu stampfte sie mit dem Fuß auf. Marna zuckte zusammen.
    »Ich meine nicht dich, Kind. Ich verfluche die Gesetze, nach denen ein Mann so unumschränkt Herr in seinem Haus ist, dass die Frauen darin nicht mehr Schutz genießen als seine Pferde und Hunde. Einem solchen Mann sollte man die cuyones in den Hals stopfen und ihn an einem Kreuzweg aufhängen! Nun, dann bleibe«, erklärte sie seufzend. »Es mag Ärger geben, aber deswegen sind wir ja hier. Bist du den ganzen Weg von Heathvine zu Fuß gegangen?«
    »N-nein«, stammelte Marna. »Er ist zum Markt gefahren - er trinkt in der Wirtschaft, und ich sagte ihm, ich wolle mir Bänder kaufen - er gab mir sogar ein paar Kupfermünzen -, und da bin ich weggerannt.
    Mutter hatte mir befohlen, ihn zu begleiten, ich sollte Spitzen für sie aussuchen, und als ich sie anflehte, mich nicht mit Ruyvil zu schicken, ohrfeigte sie mich und sagte, meine Lügen machten sie krank …« Wieder sah Marna auf den Fußboden nieder. Ruyvil

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