Die freien Amazonen - 3
»Oh, wie glücklich werde ich sein, wenn ich das wieder selbst tun kann!«
»Das wird auch mich freuen.« War das Kälte in Danilys’ Stimme?
War an diesem Abend überhaupt etwas normal?
»Danilys?«, fragte Bronwyn.
»Ich bin nicht böse auf dich, Bronwyn. Aber ich würde deinem feinen Donal gern sagen, was ich von ihm halte! Er hat doch eben Streit gesucht. Warum steckst du es übrigens ein? Brülle zurück. Das macht Spaß.«
»Mir nicht, breda. Ich verabscheue es, mich zu streiten.«
Die Behaglichkeit des breiten, mit Pelzen bedeckten Bettes machte es leicht, alle Sorgen zu vergessen. Bronwyn seufzte genüsslich, legte sich zurecht und war bald eingeschlafen.
Danilys betrachtete sie eine Weile, bis sie sicher war, dass ihre Cousine fest schlief. Dann ging sie im matten Licht des Nachtlichts zur Tür. Auf dem Rückweg zu ihrem eigenen Zimmer reagierte sie etwas von der aufgestauten Energie durch Schattenfechten mit ihrem Spiegelbild auf dem polierten Stein des Flures ab. Doch ihre Röcke behinderten sie, und sie wagte es nicht, sie hier im öffentlicheren Teil der Burg hochzuschürzen.
In ihrem Zimmer wartete sie halb träumend darauf, dass sich die Badewanne aus der durch den Fußboden führenden Warmwasserleitung füllte. Vielleicht konnte sie sich den Entsagenden anschließen … Stimmte es wirklich, dass man dazu alle Familienbande zerschneiden musste? Die Freien Amazonen, die sie in der Nähe von Cuillincrest auf der Straße gesehen hatte, schienen sehr gut im Stande zu sein, für sich selbst zu sorgen, aber waren sie nicht recht einsam? Andererseits - was könnte sie dann alles lernen! Und es stände ihr frei, zu reisen. Sie wusste, dass Amazonen als Reiseführerinnen für Damen arbeiteten, und abgesehen von der Gefahr, eine Zeit lang eine verzärtelte Lady auf dem Hals zu haben, musste es ein ideales Leben sein. Dann bliebe es ihr erspart, mit irgendeinem dummen Kerl verheiratet zu werden. Es mangelte ihr fast völlig sowohl an nützlichem laran als auch an einer Mitgift. Da würde es wahrscheinlich ein Witwer sein, und die zweite Frau sollte dann sein Haus und seine Kinder versorgen, deren Geburten der ersten das Leben gekostet hatten.
Das führte sie wie immer, wenn sie über die Entsagenden nachdachte, zu Bronwyn. Wie konnte sie ihre Cousine verlassen, die vermutlich noch lange Zeit alle drei Jahre zwei Babys bekommen würde? Danilys war der Ansicht, für Bronwyn sei es besser, wenn sie ihre Ehe endlich als das politische Arrangement, das sie war, akzeptierte und aufhörte, sich zu grämen. Donal hatte aufgehört, sich verliebt zu gebärden, na und? Nach allem, was sie gesehen hatte, taten das fast alle Männer früher oder später. Sie hatte nie Gelegenheit gehabt, herauszufinden, ob die seltenen Freipartnerschaften zwischen Frauen besser funktionierten. Bronwyn war jedenfalls immer sehr romantisch gewesen, und sie besaß weit mehr laran als die meisten Frauen außerhalb eines Turmes. Das wäre der richtige Ort für sie gewesen. Doch das einzige Kind des Lords einer Domäne durfte nicht an einen Turm verschwendet werden.
Danilys riss sich aus ihren Gedanken los und fand sich vor einer Wanne mit eiskaltem Wasser wieder. Sie wusch sich hastig damit, sprang ins Bett und rollte sich fest zusammen.
Ihr Schlaf war leicht, vielleicht, weil ihr kalt war. Kurz vor dem Morgengrauen wachte sie plötzlich mit dem überwältigenden Gefühl auf, es sei etwas nicht in Ordnung. Sie konnte nichts Ungewöhnliches hören, aber das Gefühl war zu stark, als dass es sich hätte ignorieren lassen. Wenn der Grund nichts weiter war als ein Alptraum, der ihrem Gedächtnis entfallen war, würde sie sich eben höchst demütig entschuldigen müssen.
Schnell stand sie auf und wickelte sich in ihren alten wollenen Morgenrock. Es dauerte entsetzlich lange, bis sie ihre Pantoffeln gefunden hatte. Dann lief sie die Korridore entlang zu Donals Zimmer.
Es war Pech, dass er nicht allein und deshalb noch weniger als sonst geneigt war, der sich als Mannweib gebärdenden Cousine seiner Frau Beachtung zu schenken. Danilys war noch dabei, neue Drohungen zu erfinden, was sie alles tun wolle, wenn er die Schildwache nicht benachrichtigen lasse, als am Westtor ein Aufschrei ertönte und die Alarmglocke wie wild geläutet wurde.
»Und die Hälfte der Männer ist auf Urlaub zu Hause!«, stöhnte Donal. Er sprang aus dem Bett und rannte zur Treppe. Im Laufen zog er sich an. Kurz darauf hörte man ihn Befehle brüllen.
Danilys wandte
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