Die freien Amazonen - 3
irgendetwas für irgendjemanden zu tun, nicht einmal für meine Töchter. Es scheinen weniger Verwundete hereinzukommen, aber ist das gut oder schlecht?
Donal hat bestimmt nicht gewollt, dass Danilys so lange draußen bleibt.
Mit dem Wunsch, sich nützlich zu machen, sah sie sich um. Nicht weit von ihr lag weiteres Verbandszeug, und es würde gebraucht werden. Sie stemmte sich hoch und holte es.
Als sie zurückkehrte, stellte sie voller Entsetzen fest, dass Donals Wunde noch stärker blutete und Margolys von der Anstrengung, ihn am Leben zu halten, bläulich weiß war.
Ganz gleich, was es mich kosten wird, entschloss sich Bronwyn, ich werde nicht einfach herumstehen und zusehen, wie er stirbt!
Sie warf sich in den Rapport und wich dabei Margolys’ zelltiefen Bemühungen, die Blutung zu stillen, aus. Trotz ihrer Verzweiflung wusste sie, dass sie dort nicht von Nutzen sein konnte; dazu brauchte man eine jahrelange Ausbildung. Aber ich kann ihm helfen, gegen den Tod anzukämpfen, dachte sie. Sein Wille, immer so stark, darf ihn jetzt nicht im Stich lassen.
Es war, als trete sie auf eine weite Ebene, wo alle Farben auf merkwürdige Weise verkehrt waren. In weiter Ferne sah sie ihn ganz deutlich. »Donal!«, rief sie. »Donal, warte!«
Nichts war zu spüren als ein wortloses Gefühl des Ärgers und des Bedauerns, weil so viel ungetan geblieben war, und eine schreckliche Einsamkeit. Dann erkannte er sie, und seine Gedanken rissen sie in eine leidenschaftliche Umarmung. Noch nicht!, riefen beide aus.
Bronwyn kämpfte, um sie beide bei Bewusstsein zu halten und seine Schwäche zu besiegen. Ein helles Licht blitzte auf, und da saß sie und sah die Heilerin verwirrt an.
Margolys blickte ihr ins Gesicht. »Verzeiht mir, domna. Ihr konntet ihn nicht retten, und Ihr hättet Euch selbst verlieren können. Das habe ich schon miterlebt.« Sie wartete, bis sie das Begreifen in Bronwyns Augen aufdämmern sah, und fuhr dann schnell fort: »Domna, Ihr dürft nicht um ihn weinen! Denkt daran, alle glauben, er leite den Kampf!«
Bronwyn nickte, wickelte sich in ihr Umschlagtuch und versuchte zu überlegen, was sie als Nächstes tun solle. Dann wurde ihr klar, dass sich jemand anders mit dem Problem befassen musste. Sie selbst würde vollauf beschäftigt sein … »Kommt zu mir, sobald Ihr die Verwundeten allein lassen könnt, Margolys«, sagte Bronwyn.
Draußen brach der Sturm los, und Danilys fluchte. Dicke nasse Tropfen fielen nieder und gefroren beim Aufprall. Auf ihren Befehl hin entspannten die Schützen in aller Eile ihre Bogen, um die kostbaren Sehnen zu schützen. In diesem kreiselnden Wind konnte sowieso niemand zielen.
Der Angriff schien an Schwung zu verlieren. War es möglich, dass ihnen das Wetter zu Hilfe kam? Danilys spähte vergebens in das Unwetter hinaus, fluchte von neuem und ging zur Nordmauer. Dort würden die Angreifer den Wind im Rücken haben.
Auf halbem Weg begegnete ihr ein Bote. »Sie schleppen Sturmleitern heran!«, keuchte er.
»Woher haben sie die, in Zandrus Namen? Nein, lass nur, ich weiß, das kannst du nicht wissen. Sag Dhuglar, er soll seine Pikenträger hinüberschicken, vielleicht können sie die Leitern wegstoßen, falls die Räuber so weit kommen. Verdammt sei dieses Wetter!« In ihrer Hast, selbst an die bedrohte Stelle zu kommen, rutschte sie auf einer vereisten Stelle aus und wäre beinahe gefallen.
Dann grinste sie. Sie war nicht die Einzige, die ausrutschen und fallen konnte! »Bringe Dom Cerdic zu mir, schnell!«, befahl sie dem Boten, der ihr gefolgt war.
Ihr Glück hielt an; der Bote fand ihn in der Nähe. Der Anführer von Donals Leibgarde, dachte Danilys, würde noch am ehesten den merkwürdigsten Befehlen gehorchen.
»Cerdic, habt Ihr zehn Männer übrig, die unsere größten Wasserkessel an die Nordmauer tragen können?«
»Wasser, vai dom?«
»Ja, Wasser. Gießt es auf die Mauern, den Boden - bei diesem Sturm wird es so glatt werden, dass die Angreifer sich selbst nicht werden aufrecht halten können, von einer Sturmleiter ganz zu schweigen.«
Cerdic sah sie groß an, dann lachte er. »Richtig!«, schrie er und war, immer noch lachend, verschwunden.
Nach dem frischen wurde bald Schmutzwasser von der Nordmauer gegossen. »Langsam - lass es frieren!«, rief Danilys. Aber das Wasser, das nicht fror, floss nach unten und verwandelte den vorher schon nassen Boden in einen Sumpf. Von Eis und Schlamm behindert, unfähig, sich gegen die von oben geschleuderten Speere zu
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