Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)
sollte es den Herrgott stören, wenn er
sich erfüllter und glücklicher fühlt? Natürlich kennt er aus seiner Studienzeit
auch die Philosophie, die hinter der Idee des Zölibats steckt. Doch warum
sollte sein Gott so eifersüchtig sein und sich als sein Vater nicht selber
freuen über die Liebe, die Christian zu einer Frau empfindet? Die Liebe ist
eines der Grundprinzipien der christlichen Lehre, doch ist sie gleichzeitig in
einigen ihrer Facetten auch stigmatisiert und verteufelt worden wie kein
anderes Prinzip. Die Misogynie der katholischen Kirche ist dafür wohl
hauptsächlich verantwortlich, und nicht unser Herrgott. Fast empfindet er es
jetzt als eine Sünde, Gott die Idee des Zölibats in die Schuhe schieben zu
wollen. Es gibt ja auch noch viel profanere Gründe, die unsere Kirche dazu
brachten, zum größten zölibatären Betrieb auf dieser Welt zu werden. Zum
Beispiel das Erbrecht der Angehörigen eines Geistlichen! In der Bibel findet
sich jedenfalls kein Hinweis darauf, dass Prediger unverheiratet bleiben
sollen. Erst die Synode von Neokaisareia in vierten Jahrhundert bestimmte, dass
höhere Weihegrade wie Bischöfe und Priester nicht heiraten dürfen. Und trotzdem
gab es noch bis ins späte Mittelalter verheiratete Priester und Bischöfe. Wäre
es nicht besser, denkt Teufl, Pfarrgeistlichen die Ehe zu gestatten, wie es die
Protestanten tun, und den Zölibat auf das Mönchstum zu beschränken? Schon
Apostel Paulus schrieb in seinem Brief an Timotheus:
Der Vorsteher (Bischof) muss sein eines Weibes Mann, einer, der seinem
eigenen Hauswesen trefflich vorsteht ... denn wenn einer dem eigenen Hauswesen
nicht vorzustehen weiß, wie wird der für die Gemeinde Gottes Sorge tragen?
„Doch nun ist es an der Zeit zu
beraten, wie es weitergehen soll!“, sagt die Hagazussa unvermittelt. „Denn
irgendwie erscheint mir diese Situation hier doch etwas grotesk. Nicht nur,
dass man ein Attentat auf mich verübt hat, gelingt es uns jetzt anscheinend
auch nicht mehr, auf normalem Weg wieder zurück in die Zivilisation zu kommen
und die Sache einfach der Polizei zu melden. Wir haben zwar Handys, mit denen
wir Hilfe herbeiholen könnten, doch hier oben auf der Alm gibt es keine
Netzverbindung. Das alles ist irgendwie verrückt! Und wenn wir hinunter in den
Ort gehen, riskieren wir ein Scharmützel mit der aufgebrachten dirnitzer
Bevölkerung. Doch sie werden wahrscheinlich sehr bald schon auch hier oben
sein. Es bleibt uns also tatsächlich keine andere Möglichkeit, als uns über die
Berge zur Bundesstraße durchzuschlagen!“
„Ich habe zwei Schlafsäcke. Die
könnt ihr haben“, sagt Boris. „Und ich habe noch etwas Brot und Kuchen und
Traubenzucker, das solltet ihr auch alles mitnehmen. Eine Karte und ein
Kompass. Zwei Feldflaschen und ein paar Klamotten von mir. Sie werden euch zwar
wahrscheinlich zu groß sein, aber das ist egal. Dort oben kann es extrem kalt
werden. Ihr werdet sie also brauchen. Die zwei Katzen versorge ich, bis die
Angelegenheit geregelt ist. Und jetzt seht zu, dass ihr weiterkommt, sonst
haben sie euch. Ich muss die Katzen für die ersten paar Tage in eine noch höher
gelegene Sennerhütte bringen, denn wenn sie die hier finden, haben wir uns
verraten. Macht weiter! Ich werde eure Spuren hier beseitigen und mich mit den
Katzen gleich selbst auf den Weg machen.“
Miriam fließen die Tränen übers
Gesicht, als sie sich von den beiden Katzen verabschiedet. Irgendwie hat sie
ein seltsames Gefühl, als sie die zwei großen Kater noch einmal betrachtet, ehe
sie mit Teufl die Sachen zusammenpackt. Sie verabschieden sich voneinander.
„Viel Glück!“, sagt Boris.
„Ich werde es dir nie
vergessen“, antwortet Miriam.
Boris lächelt.
„Ich werde täglich um die
Mittagszeit in Dirnitz sein, wo wir uns gegenseitig mit den Handys anrufen
können. Ich warte jedenfalls auf euren Lagebericht, sobald ihr in der
zivilisierten Welt seid und eure Handys wieder funktionieren!
15
Boris hat große Mühe, die
beiden Kater in je eine Reisetasche zu bekommen. Besonders Igor lässt sich kaum
hineinbekommen, kratzt und beißt wie wild herum. Der etwas ruhigere Wotan hat
sich seinem Schicksal bereits ergeben. Endlich schafft er es auch mit Igors
Tasche, den Zipp zu schießen. Boris´ Hände bluten stark. Er geht sich die
Wunden auswaschen. Dann eilt er in die Küche und sucht nach Essbarem für die
zwei Katzen. Erst nach längerem Herumkramen entdeckt er ein paar alte Thunfisch-
und Sardinendosen. Er
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