Die Frequenz: Thriller (German Edition)
irgendwie an den Haken bekommen, mit etwas anderem als Geld.«
»Ich lasse ihn weiter beobachten.«
GM blickte auf die Holzschachtel, die noch auf dem Tisch stand. »Es muss einen Grund haben, warum Barton die Kupferrolle zu seiner Verfügung haben wollte. Was er darüber erzählt hat, war absurd. Er hat dafür einiges auf sich genommen, und das tut er nicht ohne guten Grund. Die Kupferrolle hat eine Bedeutung für ihn … es muss so sein.« Der alte Mann streckte seinen weißen Stock vor. »Du hast recht daran getan, mir die Sache vorzulegen, Jasper. Finde als Erstes heraus, warum die Kupferrolle so bedeutend ist. Setze jemanden darauf an. Ganz offensichtlich wird uns irgendetwas vorenthalten.«
GM wusste nicht, dass Jasper Andre schon damit beauftragt hatte.
»Bist du sicher, dass du den Transporttest durchführen lassen willst?«, fragte Jasper.
Der alte Mann nickte nachdenklich. »Vorerst lassen wir Barton weitermachen. Aber zur Vorsicht stellen wir ihn und Dowling unter ständige Beobachtung. Wenn sie etwas im Schilde führen, will ich es wissen.«
38.
Gizeh-Plateau, Ägypten
Unter der Chephren-Pyramide
21. Dezember 2012
Ortszeit: 0.51 Uhr
Unternehmen Jesaja – siebenundzwanzigster Tag
Das unterirdische Beben wurde heftiger. Spalte klafften in der Decke. In einem fort rieselte Staub herab. Die Öllampen fielen eine nach der anderen von den Wänden und wurden vom Abgrund verschluckt, wo ein leises Geräusch von ihrer Zerstörung zeugte.
Die ganze Welt schien aus den Fugen zu geraten.
Helena beugte sich über den blutüberströmten Wilson. Die Kugel steckte in der linken Brust und hatte sein Fleisch zerfetzt. Sie suchte nach dem Puls, konnte aber keinen ertasten. Gleichzeitig versuchte sie, ihn gegen den herabfallenden Sandstaub abzuschirmen. Eine der vier Brücken, die hinterste, scherte plötzlich aus der Verankerung. Sie knirschte, als die Schwerkraft ihre Masse in die Tiefe zog. Gleichzeitig schlossen sich polternd die vier Türen zum Labyrinth.
Helena zog den erschlafften Wilson näher an sich heran. Sie konnten nirgendwohin. Es gab keinen Fluchtweg. Alles bebte und schwankte unausgesetzt. Mit ohrenbetäubendem Krachen brachen die Brücken rechts und links in die Schlucht. Helena war so verängstigt, dass sie sich ermahnen musste, weiterzuatmen. Die Brücke, auf der sie saß, würde zweifellos als nächste abstürzen.
Plötzlich senkte sich Stille herab.
Selbst der Staubschleier in der Höhle schien auf der Stelle zu schweben. Das Beben war vorbei.
Helena hielt Wilson umschlungen und suchte nach einem Lebenszeichen. Sie war monatelang hinter ihm hergejagt, und jetzt lag er leblos in ihren Armen. Eigentlich kannte sie ihn kaum, und doch bestand eine unleugbare Verbindung zwischen ihnen, die jetzt für immer abreißen sollte.
Verzweifelt sah sie sich nach irgendetwas um, das ihr helfen könnte. Nichts befand sich in der düsteren Höhle als die Brücke, auf der sie mit Wilson saß, und die paar Öllampen, die sich noch an den Wänden gehalten hatten. In gewisser Weise glich ihr Entschluss, Wilson zu finden, dieser Brücke, dachte Helena. Sie hatte sich damit gegen sämtliche Schwierigkeiten behauptet, während alles andere in die Brüche gegangen war.
Sie betrachtete Wilsons Gesicht. »Du hast die richtige Tür gewählt, Wilson«, sagte sie tröstend. »Den richtigen Weg.«
Helena fuhr ungläubig zurück, als Wilson langsam die Augen öffnete.
Er atmete und sah sie mit unglücklichem Begreifen an. Wie war das möglich? Sein Hemd war blutdurchtränkt, die Brust aufgerissen.
»Aktiviere Nachtigall«, sagte Wilson und zuckte vor Schmerzen zusammen.
Augenblicklich entspannte sich sein Gesicht. Mit tranceähn-licher Benommenheit setzte er sich auf, riss sein Hemd auf und schob die Finger in die Wunde, wie um zwischen den Rippen etwas hervorzuziehen.
Helena krümmte sich bei dem Anblick, zumal das Blut unablässig aus der Wunde quoll. » Was aktivieren? Wie kann es sein, dass du noch lebst?« Sie wich zurück wie vor einem Geist.
Im flackernden Schein der Lampen suchte Wilson in der Wunde. Endlich zog er die Finger heraus, ohne Anzeichen von Schmerzen. Er wischte seinen Fund ab und hielt ihn hoch, dass sie beide ihn sehen konnten.
Es war eine große Silbermünze.
Helena beugte sich heran und versuchte zu begreifen, was passiert war.
Wilson drückte die Hautfetzen sorgfältig wieder an ihren Platz. Nach dieser kurzen Inspektion meinte er, dass seine Rippen gebrochen waren. Als er das blutige
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