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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Ingerson Ihnen beigebracht?«
    Helena entsicherte ihre Colt-Pistole und zielte auf Visblats hysterisches Gesicht. Sie wollte schießen, spannte den Finger um den Abzug, doch sie war wie erstarrt, als hätte sie Beton in den Adern.
    Wilson durchströmte Angst; er brauchte all seine verbliebene Kraft, um sich aufzurichten. »Bedenken Sie, dass ich der Einzige bin, der Sie nach Hause bringen kann«, sagte er.
    »Das Portal ist offen«, widersprach Visblat. »Ich brauche Sie nicht mehr!«
    Helena blickte zwischen den Steinen durch; zugleich sah sie durch den roten Dunst mit Wilsons Augen. Visblat war wahnsinnig. Eindeutig. Sie rief ihre Erinnerungen an die schreck-lichen Umstände von damals wach, um die lähmende, unnatürliche Furcht niederzuringen. Das hilflose Gesicht ihrer Mutter trat ihr vor Augen, und irgendwie schaffte sie es, den Finger krumm zu machen.
    Die Kugel traf. Visblat kippte hintenüber.
    Doch aus dessen Waffe löste sich ebenfalls ein Schuss.
    Wilson wurde getroffen. Die Kugel durchschlug ihn wie ein kalter Speer. Er krümmte sich zusammen, während warmes Blut sein Hemd rot färbte.
    Helena sah es aus der Wunde strömen. »Wilson!«, schrie sie. Ihr Bann war gebrochen. Sie bewegte sich vorsichtig von einer dunklen Stelle zur anderen auf ihn zu. Plötzlich donnerten zwei Schüsse durch die Steinkreise. Die Scheinwerfer des Porsche zersplitterten, und alles versank in Dunkelheit.
    »Sie haben mich niedergeschossen!«, brüllte Visblat. Seine linke Schulter war taub, und er lachte leise in sich hinein. Dann schob er sich sein Nachtsichtgerät vor die Augen. »Sie haben mich niedergeschossen, Miststück!«
    Gefangen in der Dunkelheit, schloss Helena die Augen und betete.
    Visblat spähte nach seiner Schulter. »Das haben Sie gut gemacht! Zur Belohnung werden ich Sie umbringen … ganz langsam.« Angestrengt kam er auf die Beine und ragte über dem reglosen Wilson auf. Er stieß ihn mit dem Fuß an. »Wie haben Sie diesen Klotz bewegt? Sagen Sie es mir!«
    Visblat sah sich um – Helena war nirgends zu sehen. »Sie hätten abhauen sollen, als Sie es noch konnten!«, rief er in die Dunkelheit. Eine Hand auf die blutende Wunde gedrückt, begann er, die Steine nacheinander abzusuchen. »Ich kriege dich, du Schlange!«
    Die Drohung hallte von den Felsblöcken wider.
    Helena stand mit dem Rücken an einem schwarzen Megalithen, die Pistolen hilflos vor sich gestreckt. Sie sah absolut nichts. Kein einziger Stern stand am Himmel. Sie war blind – völlig hilflos. In diesem Moment füllte ihr Blickfeld sich mit einer lebensrettenden Vision. Wilson hatte sich aufgesetzt und seinen Opossum-Befehl gegeben. Er blutete stark.
    »Das ist Ihre letzte Chance, Visblat! Geben Sie auf!«, rief sie.
    »Das ist ein viel zu interessantes Spiel«, erwiderte er.
    Helena schrie in verschiedene Richtungen: »Ich warne Sie, ich kann Sie kommen sehen!« Ihre Hände zitterten. Sie war schweißüberströmt. Ich habe keine Angst, sagte sie sich. Überhaupt keine.
    »Das ist genau wie an dem Abend, als Ihre Mutter umgebracht wurde«, rief Visblat zurück. »Sie wurde vergewaltigt, nicht wahr? Ja. Ich habe es in der Zeitung gelesen. Das muss sehr schlimm für Sie gewesen sein.«
    Helenas Angst war plötzlich vorbei, ihre Hände ruhig.
    Visblat umrundete jeden Megalithen und spähte durch sein Nachtsichtgerät in die grün getönte Umgebung. »Ja, ich weiß über den Abend Bescheid. Palladium, nicht wahr? Sehr traurig. Sie und Ihre Mutter gingen durch die Gasse. Soweit ich weiß, war es Ihre Schuld …«
    Helena trat furchtlos aus ihrer Deckung. Sie konnte sich selbst und Visblat durch Wilsons Augen sehen. Der Hüne ragte vor ihr auf. Sie zielte so gut es ging und gab ohne Zögern acht donnernde Schüsse ab. Beim Licht des Mündungsfeuers sah sie, wie die Kugeln in Visblats Brust einschlugen. Er wurde gegen einen Sarsenstein geschleudert und rutschte zu Boden. »Niemand spricht ungestraft über meine Mutter«, sagte sie leise.
    Wilson konnte sich nicht länger aufrecht halten und kippte zur Seite.
    Die Vision verlosch.
    Helena schoss weiter, um sich im Dunkeln zurechtzufinden, und gelangte schließlich zu ihrem Wagen. Sie schaltete den Warnblinker an. Ein helles oranges Licht beleuchtete zuckend ihren Weg, als sie zum Trilithon zurücklief. Sie hatte nur einen Gedanken: Ist Wilson noch am Leben?
    Wie schon zweimal zog sie den Verletzten an sich und hielt ihn in ihrem Schoß geborgen.
    »Bitte, du darfst nicht tot sein«, sagte sie

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