Die Frequenz: Thriller (German Edition)
Universität einen Ideendiebstahl zu, besonders wenn man dort der Meinung war, die riskante Phase sei abgeschlossen, und nun könne man ans Geldverdienen denken. Es hörte sich an, als hätte die Sache militärischen Nutzen. Wilson rauchte eigentlich nicht, griff jedoch nach einer Zigarette und steckte sie sich zwischen die Lippen.
»Gut, dass einem die Dinger nicht schaden«, meinte er. »Wenn ich im Stress bin, kann ich eine ganze Packung rauchen.« Bis vor fünfundzwanzig Jahren hatte das Rauchen Krebs erzeugt; dann hatte Enterprise Corporation die gefährlichen Stoffe aus der Zusammensetzung entfernt.
»Sie haben mir besser geschmeckt, als sie noch geschadet haben«, erwiderte der Professor. »Für mich hatte es einen Reiz, etwas Krebserregendes zu rauchen. Aber ich schätze, es ist ein schlechtes Geschäft, wenn man seine besten Kunden umbringt.«
»Augenscheinlich schmecken sie noch genauso«, sagte Wilson und inhalierte.
»Diese Blutsauger bei Enterprise Corporation haben den ganzen Spaß verdorben. Sie haben die Triebfeder des Rauchens vernichtet. Die sollten alle eingesperrt werden, weil sie es so harmlos gemacht haben. Was für eine Verschwendung.«
»Warum haben Sie so einen Hass auf die Firma?«
Der Professor musste nicht lange überlegen. »Sie repräsentieren das Establishment, Wilson. Glauben Sie mir – man darf ihnen nicht trauen. Die wollen uns alle in Watte packen, damit wir unsere medizinischen Ausgaben senken, ein makelloses Leben führen, zwei, drei Kinder in die Welt setzen und niemals Ärger machen. Das ist widerlich! Ich bin Anhänger der Chaostheorie: leben, lachen, verwegen sein, bis zum Äußersten gehen. Carpe diem.« Er legte eine Pause ein. »Darum will ich, dass Sie diese Omega-Sache für mich tun. Verstehen Sie denn nicht – das ist unsere Chance, es den Bürokraten so richtig zu zeigen. Und ich würde Sie nicht bitten, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass es klappt. Wir beide können etwas bewirken.«
»Und wenn es nicht klappt?«
»Es klappt ganz sicher. Vertrauen Sie mir!«
»Mir gefällt Ihre Zuversicht, Professor, aber manchmal ist sie fehl am Platz.« Eigentlich war Wilson vom Selbstvertrauen des kleinen Mannes verblüfft. Er scherzte häufig, Professor Authors Selbstbild sei so phantastisch, dass er glaubte, ein Gesicht wie Errol Flynn und den Körper eines Olympioniken zu haben. Leider lag die Wahrheit ein bisschen daneben. So weit daneben, dass man sie mit dem Fernglas nicht mehr ausmachen konnte.
»Sie sollten das wirklich für mich tun«, sagte der Professor. »Es ist Ihr Schicksal, mein Freund zu sein. Und glauben Sie mir – manchmal kann ich verstehen, dass es sehr schwer ist. Vielleicht ist es auch Ihr Schicksal, mir bei dieser Sache zu helfen.«
Schicksal … Diese Bemerkung löste etwas aus, und Wilson kamen unerwartete Erinnerungen in den Kopf. Er ging an den Schreibtisch, zog die oberste Schublade auf und holte eine große Silbermünze hervor. »Mein Großvater hat sie mir geschenkt, als ich noch klein war. Er sagte, das ist meine Schicksalsmünze.« Wilson starrte auf das glänzende Metall, mit dem mehr Fragen als Antworten verbunden waren.
Der Professor schnappte ihm die Münze weg.
»Das ist ein ägyptisches Pfund«, sagte Wilson. Auf der Vorderseite waren die Pyramiden von Gizeh aufgeprägt. Die andere Seite war stark eingedellt, als hätte jemand sie mit einem Hammer bearbeitet.
»Was ist damit passiert?«
Wilson schaute hin. »Keine Ahnung. Ich glaube, mein Großvater wusste es auch nicht.« Wilson zeigte auf die entstellten Umrisse eines Gesichts. »Das ist die damalige Königin von England. Elizabeth II . Sie sieht ein bisschen zerrupft aus.« Wilson nahm die Münze und rieb sie liebevoll zwischen den Fingern. »Mein Großvater sagte immer: Die Münze wird dich führen. Seltsam, nicht?«
»Wir sollten sie werfen. Mal sehen, was kommt«, sagte der Professor begeistert.
Wilson blickte auf die Münze, und sein Herz schlug schneller. Bisher hatte ihr wichtigster Verwendungszweck darin bestanden, ihm bei der Entscheidung zwischen Pizza und chinesischem Essen zu helfen. Nicht gerade lebenswichtig. Es war seltsam, aber sein Großvater hatte stets behauptet, die Münze würde sich nie irren, und er solle dem Schicksal vertrauen, das sie ihm bescherte.
»Wenn ich gewinne«, sagte Wilson, »bitten Sie mich nie wieder um diese Omega-Sache. Das meine ich ernst. Nie wieder!«
»Und wenn ich gewinne«, sagte der Professor, »unterziehen Sie sich der
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