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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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war aus. »Sie ist wach!« Seine erste Regung war, sich davonzustehlen, doch die Außenbeleuchtung flammte auf, und die Tür wurde aufgestoßen, ehe er sich entschieden hatte. Eine vollschlanke schwarze Frau erschien, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Ich habe gefragt, warum du nicht auf der Arbeit bist.«
    George setzte sein lieblichstes Lächeln auf. »Süße, Liebling, du wirst nicht glauben, was passiert ist.« Er erzählte ihr die ganze Geschichte, aber Thelma glaubte ihm kein Wort. Thelma Washington hatte eine Theorie: Wenn es irgendwo Ärger gab, tappte George T. hinein. Wenn es irgendwo Arbeit gab, brach George T. sich den Arm, um ihr zu entgehen. Wenn es irgendwo Geld gab, egal welche Summe, würde George T. versuchen, es zu stehlen. Bei George T. gab es keine Wahrheit, nur Lügen. In ihren Augen war er ein fauler, diebischer, arroganter, chauvinistischer Drecksack.
    Sie führten eine interessante Beziehung.
    George konnte bei Thelma nicht gewinnen, und er versuchte es auch nicht allzu sehr. Er wusste, wie es lief. Und nach einem hitzigen Wortwechsel verlief der Streit wie immer im Sande. Der unbehagliche Waffenstillstand im Hause Washington trat wieder in Kraft, und die Außenbeleuchtung wurde ausgeschaltet.
    Die beiden Dobermänner liefen zum Kofferraum des Wagens. Einer beschnüffelte die Ecken. Doch obwohl sie beunruhigt waren, wagten sie nicht anzuschlagen. Das Männchen sprang aufs Wagendach. Seine Krallen kratzten über den rostigen Lack, als er sich um die eigene Achse drehte. Dann ließ es sich nieder und legte den Kopf zwischen die Pfoten. Das Weibchen setzte sich wachsam hin, beobachtete und lauschte.
    In seinem Versteck eingeschlossen, hörte Wilson die Bewegungen, war aber zu erschöpft, sich darum zu kümmern. In seinem Kopf pochte es, und er ertastete eine große Beule an der Stirn, wo er sich gestoßen hatte. Er rückte seinen müden Körper zwischen den Pappschachteln zurecht, bis er bequem lag, und fiel in einen tiefen Schlaf.

12.
Houston, Texas
Richey Road, Bordersville
26. November 2012
Ortszeit: 11.36 Uhr
Unternehmen Jesaja – zweiter Tag
    Die Sonne stand hoch am Himmel, bevor das erste Blau erschien. Es wurde doch noch ein schöner Tag. Ein leichter Wind wehte von Westen und strich über das lange dünne Gras neben der Auffahrt. Ein silbernes Flugzeug flog donnernd vorbei und zog einen Dampfschweif hinter sich her.
    Der weiße Ford Impala stand auf der Lichtung direkt vor Georges Vordertür. Das Grundstück war ein Saustall, überwuchert von Stauden und voller Müll. Zerbrochene Stühle, Autoteile und das Gehäuse eines Fernsehers lagen zusammen mit anderem Abfall im Hof herum. Ein alter Toilettensitz hing am Ast eines Baumes – George hoffte, eines Tages Verwendung dafür zu finden.
    Das Zuhause der Washingtons war ein großes grünes Mobilheim, das auf einem Betonsockel stand. Daneben gab es einen Wellblechschuppen, der sich gefährlich zur Seite neigte. Was ihn vor dem Umkippen bewahrte, war der Betonwassertank, an den er sich lehnte.
    George kam selten vor elf Uhr aus dem Bett, und dieser Tag brachte keine Ausnahme. Seine Frau ging wochentags früh zur Arbeit – sie hatte eine Stelle in einer Konservenfabrik –, was bedeutete, dass er den Tag für sich allein hatte, und das war ihm gerade recht. Er trug noch dieselben Sachen wie in der Nacht, als er an der Fliegengittertür erschien, und steckte sich sofort eine Zigarette an. Die Hunde sprangen auf und rannten aufgeregt jaulend zu ihm.
    George war verdutzt, als sie ihn eifrig an der Kleidung zupften, um ihn irgendwohin zu ziehen. Er war noch schläfrig. »Seid ihr verrückt geworden?«
    Die Tiere fingen an, am Kofferraum zu kratzen, um ihren Herrn auf den blinden Passagier aufmerksam zu machen.
    »Da ist nur ’ne Ladung Morphium«, sagte George verschlafen.
    Unerwartet drang eine gedämpfte Stimme aus dem Innern. »Äh, hallo …«
    Vor lauter Schreck fiel George die Zigarette aus seinem Mund.
    »Würden Sie mich rauslassen?«, bat Wilson. »Bitte, lassen Sie mich raus.« Er hatte stundenlang überlegt, was er sagen sollte und wie er es sagen sollte.
    »Ich werd nicht mehr«, war Georges Antwort. Er war nicht der Typ, der eine Zigarette verglimmen ließ, und bückte sich, um sie sich wieder zwischen die Lippen zu stecken.
    Im Kofferraum faltete Wilson flehend die Hände. »Bitte, lassen Sie mich raus«, sagte er wieder. Die Luft war verbraucht, und er hatte Kopfschmerzen, die wahrscheinlich vom Stoß gegen die Haube und

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