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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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er noch Verbände. Wie sollte er diesen absonderlichen Aufzug erklären?
    Mit trockenem Mund gelangte er schließlich zu einer Antwort. »Sie wollte, dass ich so tat, als wäre ich verletzt.« Etwas Besseres fiel ihm auf die Schnelle nicht ein. Ihm war klar, dass es dämlich klang, aber es war so dämlich, dass es schon wieder glaubwürdig war.
    »Sie spielt gerne Krankenschwester«, fuhr er fort. »Wollte mich retten, wissen Sie.« Er zwinkerte George zu.
    »Sie hat Ihnen Verbände angelegt?« George warf die Arme hoch. »Das ist ja eine kranke Tussi, mit der Sie da rumgemacht haben!« Er grinste wieder und beschwor angestrengt ein Bild herauf. »Ich dachte, mir wäre nichts mehr fremd, aber dass die Alte Sie mit Dreck und Blut beschmiert und dann die Retterin spielt …« Er schob die Zungenspitze durch die Zahnlücke und leckte sich über die Oberlippe. »Die muss pervers sein. Ich wette, die ist hässlich, oder?«
    »Eigentlich sieht sie toll aus«, sagte Wilson. Wenn er schon eine Frau erfand, mit der er ein schäbiges Verhältnis hatte, sollte sie wenigstens schön sein. Er ahnte nicht, dass seine leichtfertige Bemerkung über ihr tolles Aussehen Georges Leben ein für alle Mal verändern würde.
    »Keine Frau ist es wert, dass man sich Blut auf die Hose schütten lässt!«, wandte er ein. »Warum sollte man sich in so eine Lage bringen?« George roch an seiner Hand und verzog das Gesicht. »Nehmen Sie’s mir nicht übel, Mann, aber Sie stinken! «
    Wilson zog sich sein Hemd unter die Nase – der Geruch war schrecklich.
    George streckte abwehrend die Hände von sich. »Puh, Mann! Das riecht schlimmer als meine Füße! Die Hunde werden Sie fressen, die stehen auf Gammelfleisch. O Gott! Kommen Sie mit.«
    Wilson folgte dem schmächtigen Mann hinter das Mobilheim.
    George dachte laut. »Diese Frau muss ’ne kranke Schlampe sein. Ihr Mann ist … na ja …« Er wurde langsamer. »Es ist schwer zu beschreiben, aber der Kerl sieht seltsam aus.« George wusste, dass er Angst vor ihm hatte, wollte es aber nicht zugeben. »Na, egal. Sie sind jedenfalls mutiger als ich.«
    Wilson wurde zu einem separaten Betonbau geführt. Die kleine Duschkabine sah aus, als wäre sie lange Zeit nicht benutzt worden. Der Weg war mit hohen Gräsern zugewachsen, und George musste ein paar Spinnennetze vor dem Eingang wegfegen, ehe er die Tür auftrat.
    »Ich würde Ihnen ja die Dusche im Haus überlassen, aber dazu stinken Sie mir zu sehr. Ich kann keinen Ärger mit Thelma gebrauchen. Davon hab ich schon genug.« George zeigte auf die Dusche hinter der Tür. »Hier gibt’s kein heißes Wasser, aber es geht auch ohne.«
    »Ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Hilfe«, sagte Wilson.
    »Sie sind nicht von hier, stimmt’s? Sie haben so ’n komischen Akzent.«
    Wilson stutzte; dann antwortete er: »Ich stamme aus Australien.« Fast hätte er gesagt »aus Pacifica«, aber bis zu diesem Namen waren es noch fünfzig Jahre.
    Ein Lächeln stahl sich auf Georges Lippen. »Tag, Kumpel!«, sagte er, wobei er den Akzent nachahmte.
    »Tag«, antwortete Wilson.
    »He, Pfundskerl! Leg noch eine Garnele auf den Grill.«
    Wilson blickte George ratlos an.
    »Paul Hogan … Crocodile Dundee! «
    »Ach ja, natürlich«, sagte Wilson. Er wusste, dass Paul Hogan ein australischer Schauspieler gewesen war, ein Komiker, aber er kannte keinen seiner Filme. »Ich mag ihn auch. Er ist großartig.«
    George lächelte breit und entblößte seine Zahnlücke. »Ja, saukomisch!« Dann schilderte er begeistert eine Szene. »Als dieser Kerl versucht, ihm sein Geld zu stehlen, in New York, und Crocodile Dundee sein langes Messer zieht und sagt: Das ist kein Messer – das ist ein Messer! Das war geil!« Er lachte.
    Obwohl Wilson so erschöpft war, musste er schmunzeln.
    »Sind alle Australier so lustig?«
    »Jo, Mann, alle«, antwortete Wilson trocken.
    Plötzlich kam George ein ernster Gedanke. Mit gerunzelter Stirn sagte er: »Wie sind Sie überhaupt in meinen Kofferraum gekommen?«
    »Der Deckel war offen.«
    »Was für ein Deckel?«
    »Der Kofferraumdeckel.«
    »Moment mal!«, sagte George anklagend. »Haben Sie mein Geld aus dem Handschuhfach genommen?«
    Wilson streckte die Arme aus, um seine Unschuld zu beteuern. »Nein. Ich schwöre! Der Kofferraumdeckel war nicht ganz zu, und ich bin reingeklettert zu den Morphiumschachteln. Das ist alles.«
    George musterte Wilsons Gesicht – jeder Dieb rühmt sich, seinesgleichen zu erkennen. Es entstand eine längere

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