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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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gestohlen.«
    »Ich habe es gestohlen, weil die Polizei hinter mir her war.«
    »Ja, aber auch, um irgendwohin zu fliegen. Sie haben einen Grund dafür, das weiß ich genau.«
    * Strong’s Exhaustive Concordance of the Bible, James Strong, Hendricson 1993
    ** How to Build a Time Machine, Paul Davies, Allen Lane, Penguin 2001, S. 10

21.
Chichén Itzá, Mexiko
Saab 340 Turboprop
27. November 2012
Ortszeit: 10.55 Uhr
Unternehmen Jesaja – dritter Tag
    Feine Regenschleier schwebten über Chichén Itzá.
    Inmitten von dichtem Wald befanden sich dort Grasplätze und verschiedene Steinbauten, die seit neunhundertfünfzig Jahren nicht mehr bewohnt wurden. In der Mitte dieses unheimlichen, einst so bevölkerten Ortes stand eine einzelne graue Pyramide, ein Wunder der Technik, ein wahrhaft gewaltiges Bauwerk: El Castillo. Neben diesem Kalksteinriesen mit der abgeplatteten Spitze, der die Wälder der Halbinsel bedrohlich überragte, sah alles andere winzig aus.
    Die Stadt war ausgestorben. Die alten Könige und ihre Krieger, die Handwerker und Bauern waren lange tot. Chichén Itzá, einst das Zentrum des Maya-Universums, hatte jetzt den Status einer Touristenattraktion in Mexiko – und einer beliebten noch dazu. Jedes Jahr kamen Tausende von Menschen, um die Architektur zu bewundern und die fesselnde Geschichte dieser einst großen und mitunter grausamen Kultur zu hören.
    Ein weißer Ibis glitt friedlich durch den schwülen Regen. Er wechselte sofort die Richtung, als das Brummen einer anfliegenden Propellermaschine die Morgenstille störte. Erschrocken stieß er in den Schutz des Waldes hinab.
    Eine Texas Air Saab 340 flog einen tiefen Kreis über die verlassene Stadt und wieder zurück in die Wolken, dann eine weite Kehre, worauf sie unterhalb des Dunstes erschien und in der anderen Richtung über die Stadt brauste. Von den Flügelspitzen wehte eine Gischtschleppe, als das Flugzeug erneut in die Wolken aufstieg. Ächzend fuhr das Fahrwerk aus und rastete ein. Die Flügelklappen stellten sich auf, und die Maschine setzte zur Landung an.
    »Sie sind total wahnsinnig«, sagte Helena. »Das wissen Sie doch, oder?« Sie zog ihren Sicherheitsgurt so stramm, wie es ging. »Das ist eine schlechte Idee. Eine ganz schlechte Idee.« Sie schaute zu dem Dobermann, der hinter ihr auf dem Notsitz saß. Die letzten fünfzehn Minuten hatte sie versucht, das Tier anzuschnallen, indem sie ihm zwei Sicherheitsgurte über die Brust führte.
    Wilson klopfte gegen die Treibstoffanzeigen. Beide zeigten leere Tanks an. Nichts. Ein zweiter Vorbeiflug war riskant, aber es war immer noch besser, als blind anzufliegen. Er ging in Gedanken das Landemanöver durch: Luftklappen, Luftbremse, Störklappen, Gas wegnehmen. Und er wusste, er würde hart bremsen müssen, sobald sie aufsetzten.
    In den Wolken nahmen die Turbulenzen zu.
    Die Triebwerke brummten. Die Sichtweite lag bei null. Wassertropfen fegten über die Windschutzscheibe. Plötzlich tauchte die berühmte Stadt aus dem Dunst auf. Es musste schon seit einiger Zeit regnen, denn auf dem Platz stand das Wasser. An manchen Stellen hatten sich große Pfützen gebildet, und die Bewässerungsgräben waren überflutet.
    »Das ist gar nicht gut«, sagte Helena.
    »Das ist die beste Gelegenheit, die wir kriegen werden«, widersprach Wilson. Er drosselte noch einmal den Treibstoff, und das Brummen der Triebwerke wurde tiefer. »Aber ich muss sagen, auf den Fotos sah sie größer aus.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Um sich selbstsicher zu geben, ließ er den Steuerknüppel mit einer Hand los und zeigte nach draußen. »Keine Sorge, ich weiß, was ich tue. Ich werde über den Baumwipfeln dort runtergehen.« Tatsächlich, in der Mitte der Stadt erstreckte sich ein flacher Grasplatz wie eine Landebahn.
    Helena rückte nervös auf ihrem Sitz hin und her. »Seien Sie bloß vorsichtig. Es ist auch mein Leben, mit dem Sie spielen.«
    »Wir brauchen so viel Landestrecke wie möglich. Um die Wahrheit zu sagen, mit Regen habe ich nicht gerechnet. Das könnte ein kleines Problem sein.«
    »Wenn ich sterbe, bin ich stinksauer auf Sie«, stöhnte Helena.
    Der Bordcomputer gab lautstark eine Treibstoffwarnung aus.
    Die Triebwerke stotterten.
    Ein beunruhigendes Zittern – das Todeszittern, wie die Piloten es nannten – durchlief die Kabine. Ein Propeller kam zum Stehen. Wilson dachte eben, dass zum Glück der andere noch lief, als auch der zweite Propeller mangels Treibstoff seine letzte Umdrehung tat und aussetzte.

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