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Die Frequenzen

Die Frequenzen

Titel: Die Frequenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens J. Setz
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Siebzehnjährige, den ich kannte. Deshalb hassten mich auch alle und fanden mich abstoßend, verschroben, ständig verschwitzt, unhygienisch, eigenbrötlerisch, schwul.
    Ich schluckte.
    Lydia ging weiter durch mein Zimmer und studiertealles ganz genau. Sie hatte Narben an ihren Handgelenken. Ich dachte daran, wie überwältigend es sein musste, diese Narben zu berühren. Mit den Fingern, mit der Nasenspitze.
    Schnell packte ich die gerahmten Urkunden zurück in die Schublade. In einem anderen Leben hätte ich irgendetwas Schlagfertiges gesagt. Stattdessen fragte ich Lydia, ob sie das gehört habe.
    – Ja, sagte sie. Was war das?
    Das Geräusch wiederholte sich. Es war meine Mutter, die heftig nieste. Sie musste vor der Zimmertür stehen. Es klopfte, ich öffnete. Sie reichte mir einen Stapel Wäsche durch den Türspalt.
    – Da.
    – Danke.
    Ihr Arm blieb noch eine Weile im Türspalt, ein neugieriges Periskop, dann zog er sich zurück. Ich machte die Tür zu.
    Lydia und ich machten es uns auf dem Bett gemütlich. Sie erlaubte mir, dass ich meinen Arm um sie legte. Mein Herz flatterte auf, beruhigte sich wieder, versank in einen trägen Gleitflug, aber dann, als sie mich zu sich zog und ihren Mund auf meinen drückte, setzte es erneut aus und mir wurde fast übel vor Aufregung.
    Unsere Münder stießen aneinander, versuchten ungeübte, ungestüme Saugbewegungen. Speichel rann an unseren Mundwinkeln herab. In meiner wachsenden Erregung leckte ich ihr über den Hals. Sie wehrte mich ab. Ich war über ihre Reaktion fast ein wenig erleichtert. Sie hatte ihr Einverständnis signalisiert, sie war mit mir zufrieden, aber jetzt sollte es eben noch einen Aufschub geben. Kein Problem.
    – Kein Problem, sagte ich.
    Nur nichts überstürzen. Ich löste mich von ihr. Okay. Gut so.
    Sie schien irritiert und setzte sich auf.
    – Ist irgendwas?, fragte sie.
    – Nein, ich … du … wir sollten wahrscheinlich nicht so schnell –
    Millionen Sätze aus Millionen Fernsehserien geisterten durch meinen Kopf. Mit einer einzigen Bewegung, die sie tausendmal geübt haben musste, zog Lydia ihren Pullover aus. Ihre Haare blieben daran haften, knisterten, neigten sich für einen Augenblick in statischer Aufladung in die Richtung des abgelegten Kleidungsstücks, als wollten sie nicht, dass es fortging.
    – Was?
    Bevor ich meinen Satz wiederholen konnte, hatte sich meine Hand nach ihr ausgestreckt. Ich berührte ihre Brust. Tatsächlich. Meine hässlichen, langen Spinnenfinger berührten ihre runde, herrliche, volle Brust. Sie schaute mich an, ließ sie auf ihr herumwandern, erkunden. Mein Ständer hatte sich in einem Hosenbein verfangen, trotzdem versuchte ich die Beine übereinanderzuschlagen, was sich als unmöglich herausstellte.
    –
Und jetzt?
, fragte das Bett, das Zimmer, das Universum.
    Wie schön, ich brachte Lydia zum Lachen. Mein Penis hatte sich in ein Sprungbrett verwandelt, das selbstständig wippte. Sie nahm ihn in die Hand und zog ein wenig an ihm, als müsste sie erst überprüfen, ob er auch echt war. Dann beugte sie sich zu ihm herab und nahm ihn in den Mund.
    Ich verstand im ersten Moment gar nicht, was passierte,dann wurde mir klar, dass mir gerade ein Gottesbeweis in den Schoß gefallen war: diese perfekt kreisenden Bewegungen, die Streicheleien ihrer Stirnfransen auf meinem Schenkel, das Auf und Ab ihres Hinterkopfes, auf dem meine Hand lag. Nur ein Gott konnte diese Zähne geformt haben, jeden nach seiner Art, die ich an der Unterseite meines Schwanzes spürte. Dazu die leisen Schmatzgeräusche; man musste ganz still sein, um sie zu hören – wie das Gebimmel der Schlittenglocken am Weihnachtsabend. Ich versuchte, möglichst leise zu stöhnen, aber das war unmöglich. Ich klang wie einer dieser Pornodarsteller, die ihre Stimme einfach nicht abstellen können.
    – Aah! Oh! Jaa!
    Lydia saugte an mir, und meine Hand krallte sich in ihren Haarschopf. Dann löste sich ihr Kopf von meinem Schoß, die glänzende, glückliche Antenne wippte wieder hin und her.
    Draußen machte es wieder
Ksch!
. Meine Mutter nieste nebenan im Badezimmer, und die Fliesen verliehen dem Geräusch ein knappes, scharfes Echo.
    Da ich mich bei Lydia revanchieren wollte und auch eine vage Vorstellung davon hatte, was zu tun war, stürzte ich mich gleich auf sie. Sie merkte, was ich vorhatte, und wehrte mich ab.
    – Warte, ich will, dass du aufpasst, sagte sie.
    – Okay, sagte ich, im allerdümmsten Tonfall.
Okay Captain. Ay, ay, Sir
.
    Auf dem

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