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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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einem verärgerten Papst selbst zum Kaiser krönt. Elaine hatte sich in den Räumen voller winziger griechischer Statuetten verlaufen.
    Und dann musste ich an Laura im Museum of ModernArt und an die geschwungenen schwarzen Flügel der Wiege denken.
    »Ich glaub schon.« Sie machte einen tiefen Zug. »Ich glaube, jede Erfahrung ist wichtig. Man kann ein Leben nicht bloß auf eine Art leben, Dr. Pete. Es gibt tausend verschiedene Möglichkeiten.«
    »Entschuldige, wenn ich dir da widerspreche«, sagte ich. »Es gibt nur die Möglichkeiten, die man sich selbst eröffnet, und wenn man in seiner Jugend dumme Entscheidungen trifft, bringt man sich um eine Möglichkeit nach der anderen. Richtig ist richtig, und falsch ist falsch, und das gilt für Zukunftspläne genauso wie für alles andere.«
    »Richtig ist richtig, und falsch ist falsch?«
    »Fast immer«, sagte ich, das »fast« vorbeugend, damit es nicht inflexibel klang.
    »Dann verstehe ich wohl bloß nicht, von welcher falschen Entscheidung Sie sprechen. Der Entscheidung, mit mir nach Paris zu gehen? Bringt er sich damit wirklich um alle zukünftigen Möglichkeiten?«
    »Seine Entscheidung, das College nicht abzuschließen, Laura. Seine Entscheidung, einem Hirngespinst nachzulaufen, einer Frau, die er kaum kennt. In ein Land, in dem er nie war.«
    »Alec und ich kennen uns, Dr. Pete.«
    »Ich möchte, dass mein Sohn alle Möglichkeiten hat«, sagte ich. »Das verstehst du doch sicher …«
    »Es gibt nicht den einen richtigen Weg für das eigene Leben.«
    »Laura …« Ich verstummte verdutzt, weil ich merkte, dass ich auch eine Zigarette haben wollte.
    »Ich kapier schon, dass Sie wollen, was für Alec das Beste ist, und ich kapiere, dass Sie glauben, das College sei das Beste, in Wahrheit sind viele Menschen aber auch ohne vier JahreCollege und ohne Abschluss sehr erfolgreich, und es reisen auch viele Menschen in der Welt umher, wenn sie jung sind. Alec fährt doch nicht ins finsterste Nigeria mit einer vollkommen Fremden. Davon kann keine Rede sein. Es ist Paris, Dr. Pete. Mit mir. Und ich weiß, was ich tue. Und Alec darf das selbst entscheiden, egal, ob Sie das für richtig oder falsch halten.«
    Sie drückte ihre Zigarette aus, löste die Nadeln in ihrem Haar und ließ es sich locker und wellig über die Schultern fallen. Dann steckte sie es wieder auf dem Kopf fest, jetzt sorgfältig zu einem Knoten gedreht. Sie atmete scharf durch die Nase. Sie redete sich auf die gleiche Weise in Rage, wie ich es von Iris kannte, mit langen, pathetischen Phrasen, und atmete dabei schwer. Ich sagte kein Wort.
    »Dr. Pete, Alec möchte Sie nicht enttäuschen. Aber er möchte sich auch nicht selbst enttäuschen. Er geht nicht nach Paris, weil er mit mir zusammen sein will. Er geht nach Paris, weil er er selbst sein will.«
    Du liebe Güte. Ich seufzte und schüttelte mir aus Lauras Päckchen eine Zigarette heraus, scheiß auf Krebs. »Hast du was dagegen?« Sie schüttelte den Kopf. Ich hatte seit dreißig Jahren oder noch länger keine Zigarette mehr geraucht und musste an meine Zeit auf der psychiatrischen Station denken, als sogar Medizinstudenten fröhlich pafften.
    »Laura, wir sind in einer Sackgasse«, sagte ich und zog an der Zigarette. Ich hatte vergessen, wie wunderbar so ein erster Zug sein konnte. Der Herzschlag wird beschleunigt, die Blutgefäße ziehen sich zusammen, binnen zehn Sekunden ist das Nikotin im Gehirn angekommen. Euphorie, vor allem, wenn man es nicht gewöhnt ist.
    »Ach ja?«
    »Das Gespräch ist zwar interessant, aber es führt uns nirgendwohin. Ich bin hergekommen, weil ich dich bitten wollte,Alec freizugeben. Ihn das beste Leben führen zu lassen, das er kann. Wenn er dir etwas bedeutet, tust du das bestimmt auch.«
    Sie stand auf und sah zum Fenster hinaus zu der gurrenden Taube, die inzwischen in Begleitung war. Sie schüttelte sacht den Kopf. Der Zigarettenrauch legte sich um ihren Kopf und zog zum Fenster, auf die Vögel zu. »Wenn er mir etwas bedeutet«, sprach sie mir nach, wandte sich um und tippte auf ihre Zigarette, eine melodramatische Geste. Ich machte den nächsten Zug. Lauras schmale Glieder leuchteten in dem hinter ihr liegenden Sonnenlicht. Mit einem Mal hatte ich den Eindruck, schon länger hier zu sein, als ursprünglich geplant.
    »Zieh dir doch was an, ja, Laura?«
    »Ich fühle mich sehr wohl so.«
    »Es wäre leichter, dieses Gespräch zu führen, glaube ich, wenn du angezogen wärst.« Es war mir unvorstellbar, dass mein

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