Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
Vom Netzwerk:
Sohn jemals etwas mit dieser Frau gehabt hatte.
    » Sie sind hier reingeplatzt, Dr. Pete. Ich habe Sie nicht um Ihren Besuch gebeten und habe mich sehr wohl gefühlt, bevor Sie gekommen sind, also …«
    »Es wäre aber leichter, wenn du …«
    »Weswegen sind Sie eigentlich hier, Dr. Pete?«
    Ich rauchte meine Zigarette bis zum Filter. Laura blieb stehen. Die Küche füllte sich mit unserem Rauch, und ich fragte mich, was die Mitbewohnerin mit dem Schönheitsschlaf davon halten würde. Es war inzwischen viertel nach zehn, Elaine war längst auf, hatte mich bestimmt bereits auf dem Handy zu erreichen versucht und es im Arbeitszimmer läuten hören. Sie machte sich vermutlich Sorgen um mich.
    Ich drückte meine Zigarette aus. Nach kurzem Zögern zündete ich mir noch eine an. In meinem Schädel brummte es.
    »Sie wollen den grausigen Drachen töten, der Ihren Sohn bedroht?«
    »Mach dich nicht lächerlich.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das bin.« Endlich setzte sie sich wieder. »Und es wäre mir lieber, Sie wären ein Mann und würden es sagen. Sie glauben, ich sei nicht gut genug für ihn. Sie werfen mir meine Vergangenheit vor.«
    »Laura« – diese Anspielung auf meine Männlichkeit gefiel mir gar nicht – »das hat nichts damit zu tun, wie …«
    »Sie glauben, das, was mir passiert ist, als ich siebzehn Jahre alt war, hat mich fürs Leben gezeichnet, und Sie können Ihren Sohn nicht in meine Nähe lassen aus Angst, dass ich …«
    »Was dir passiert ist?«
    »Ja …«
    »Du übernimmst keine Verantwortung für das, was passiert ist? Es ist dir widerfahren ?«
    »Dann wollen Sie also darüber reden.«
    Großer Gott. »Schau, Laura, es geht hier nicht um dich. Es geht um meinen Sohn, darum, was das Beste für ihn ist, und wenn du ihn …«
    »Wenn ich ihn was?«
    »Lass ihn gehen …«
    »Sie können mir nicht verzeihen, was mir passiert ist, als ich ein Kind war. Ich soll dafür büßen, sogar jetzt noch.«
    »Schluss damit.«
    »Schön«, sagte sie. Danach schwiegen wir wieder beide, und ich hörte auf das Ticken der Metalluhr über dem Fenster. Es war kühl im Raum – es zog durch das Küchenfenster –, aber ich begann trotzdem zu schwitzen, und mir wurde ein bisschen übel. Das viele Nikotin und der Kaffee und die Nachwirkungen des Omelettes. Und der Umstand, dass dieses Gespräch schlicht sinnlos war und dass ich sonst nirgendwo hin musste, nirgends zu sein brauchte. Wenn Laura mir nicht helfen konnte, konnte das niemand. Ich stand auf, füllte mir Leitungswasser in meine leere Tasse und trank esnoch an der Spüle schnell aus. Wiederholte dasselbe mit einer zweiten Tasse.
    »Sie hätten mich um ein Glas Wasser bitten können.«
    »Es ist in Ordnung so.«
    »Ach?« Stimme und Augenbrauen gingen in die Höhe.
    »Es ist in Ordnung.«
    »Es wäre mir lieber, Sie wären ehrlich zu mir, Dr. Pete. Wenn Sie mir schon meinen Vormittag durcheinanderbringen, meinen Kaffee trinken, könnten Sie mir gegenüber wenigstens ehrlich sein.«
    Ich seufzte. Der Luftzug, der durchs Fenster drang, streifte meinen Hals. »Dieses Leitungswasser ist in Ordnung, Laura. Das ist die ehrliche Wahrheit.«
    »Ich war sechzehn«, sagte sie. »Meine Periode war überfällig.«
    »Ich hab’s dir schon gesagt, ich bin nicht hergekommen, um darüber zu sprechen.«
    »Ich habe jeden Tag gebetet, dass sie kommen soll, sogar noch, als schon fünf, sechs, sieben Wochen vergangen waren. Mein Körper veränderte sich allmählich. Ich nahm zu, also fing ich an, größere Shirts zu tragen. Beim Sport meldete ich mich öfter freiwillig – ich dachte, Sport würde vielleicht helfen. Ich gewöhnte mir an, morgens zu laufen, bevor alle aufgestanden waren.«
    »Laura, ich bin nicht deshalb hier.«
    »Ich hatte schreckliche Krämpfe. Mir war ständig übel. Ich war dauernd müde. Ich tat so, als hätte ich Magen-Darm-irgendwas, mein Dad verschrieb mir Tabletten. Ich hab sie alle genommen, viel zu viele, aber es ist nichts passiert.«
    »Ich sagte, deshalb bin ich nicht hergekommen.« Ich wollte das alles nicht noch mal durchgehen, wirklich nicht. Ich wollte bloß, dass sie Alec in Ruhe ließ.
    »Wissen Sie, wie das ist, wenn man sogar bei sich zu Hauseein Außenseiter ist, Dr. Pete? Haben Sie eine Ahnung, wie es für mich war, nachdem alles passiert war? Meine eigene Mutter war nicht in der Lage, mich anzusehen. Und wenn ich mich traute, auf die Straße zu gehen, gafften die Leute, flüsterten, lachten mich aus. Schrien mich an. Kindsmörderin

Weitere Kostenlose Bücher