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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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Schön. Ich wollte mich nicht bei ihr einmischen. Ich wollte bloß, dass mein Sohn ans College zurückkehrte, sich ein Leben aufbaute und nicht auf einer gottverlassenen Insel endete und Schmuck aus Kaurimuscheln bastelte.
    »Als ich schwanger wurde, war mir klar, dass ich es loswerden musste, ich wusste aber nicht, wie. Ist das nicht lächerlich? Ich wusste alles über die Brontë-Schwestern, undhatte keine Ahnung, wie ich das mit einer Abtreibung mache. Ich hatte keinen Führerschein, wusste nicht, wo eine Abtreibungsklinik war, und wenn ich es meinen Eltern erzählt hätte, hätten sie erfahren, was ich wirklich gemacht hatte, wenn ich angeblich in der Bücherei war. Und das konnte ich ihnen nicht antun.«
    »Da hast du stattdessen – aber warum hast du das gemacht?« Ich war immer noch bei dem, was ich gerade gehört hatte. Joe setzte sie an der Bücherei ab. Und zwei Stunden später fuhr er wieder hin und holte sie ab. Laura, mit Akne versehrt. Laura, die Leseratte. Ihr Vater denkt: meine Tochter, ein Teenager und in der Bücherei, das arme Mädchen, immer allein – na, wenigstens ist sie hier sicher. »Warum bist du zum Grand Union gegangen und hast das gemacht?«
    »Das hab ich doch schon gesagt, ich war einsam. Ein von allem entfremdetes junges Mädchen, eine Außenseiterin an der Highschool, die nach Zuneigung suchte, nach ein bisschen Beachtung durch das andere Geschlecht, was auch immer. Außerdem hatte ich gern Sex.«
    »Laura, eine Sechzehnjährige geht doch nicht hinter den Grand Union, weil sie gern Sex hat.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie erinnern sich wahrscheinlich nicht mehr, wie ich damals war, denn ich war …« Sie fing noch einmal anders an. »Damals war jeder Tag eine Qual, Dr. Pete.« Sie zündete sich eine neue Zigarette an. »Ich hab alles Mögliche gemacht, um mich zu verstecken, nicht in die Schule zu gehen, aber ich musste doch hin. Ich hatte keine Freunde. Null. Ich wurde von der sechsten Klasse an gequält. Jeden Tag. Es wurde noch schlimmer, als ich älter wurde.«
    »Trotzdem verstehe ich nicht, warum du …«
    »In der sechsten, siebten Klasse wurde ich Yeti genannt. Sie nannten mich Feuerfotze, und eine ganze Weile wusste ich nicht mal, was das heißen sollte. Als ich in der achten Klassewar, ließen sie einen Zettel rumgehen, den die ganze Schule unterschrieben hatte: Ich hasse Laura Stern. Den haben sie mir morgens in der ersten Stunde gegeben.« Sie holte Luft. »In der Highschool haben sie mir dann Tampons in mein Schließfach gelegt, manchmal mit Ketchup beschmiert, manchmal mit echtem Blut. Einmal eine Plastiktüte mit Tiefkühlfisch drin, zusammen mit welkem Laub. Sie riefen mich Stinkmuff. Wenn ich in der Schule auf die Toilette musste, kamen sie mir nach und kletterten in den Kabinen hoch und sahen mir zu. Ich ging dann in der Schule nicht mehr auf die Toilette. Sie nahmen meine Sachen aus meinem Schließfach in der Turnhalle. Ich ging nicht mehr zum Sport.«
    Kinder waren also grausam. Mir war bekannt, dass Kinder grausam sein konnten. »Soll das eine Rechtfertigung sein, Laura?«
    »Rechtfertigung? Sie sah mich an, traurig und abschätzig. »Sie sind mir nach Hause nachgegangen. Haben benutzte Kondome an mein Zimmerfenster geworfen.«
    »Warum hast du deinen Eltern nichts gesagt?«
    »Was hätten sie denn machen können?«
    »Es irgendjemandem sagen? Dich in eine andere Schule stecken?«
    »In welche denn, in die staatliche? Soll das ein Witz sein? Außerdem, wenn ich es ihnen gesagt hätte, hätte es ihnen das Herz gebrochen. Das wollte ich ihnen nicht antun.«
    »Deine Eltern hätten dich beschützt.«
    »Mich hätte niemand beschützen können.«
    Ihre Erklärung ergab keinen Sinn. Weil sie an der Highschool ein bisschen schikaniert worden war, hatte sie das Recht, zu tun, was sie getan hatte? »Und da bist du stattdessen zum Grand Union gegangen …«
    »Herrgott, wozu erkläre ich das eigentlich?« Sie stand mit solcher Heftigkeit auf, dass ihr Stuhl nach hinten kippte,das hinderte sie aber nicht daran, weiterzureden. »Die Jungs da waren nett zu mir, weiter nichts. Ich bin gern hingegangen. Sie waren nett. Es fing ja nicht gleich mit Sex an – es war bloß, ich weiß nicht, zuerst bin ich, so verrückt das war, wegen der Gesellschaft hin. Der Freundschaft. Ich war ein Loser, die waren Loser, wir waren fast so was wie ein Klub.« Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Und dann wurde ich schwanger und bekam es mit der Angst zu tun.«
    »Du wirst doch wohl

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